Griechische Flüchtlingslager laut Helfern überlastet

Flüchtlinge in Mytileni auf Lesbos hoffen auf raschen Transfer auf das griechische Festland.
Flüchtlinge in Mytileni auf Lesbos hoffen auf raschen Transfer auf das griechische Festland.APA/AFP/ANTHI PAZIANOU
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Organisationen fordern die griechische Regierung auf, Migranten von den Inseln auf das Festland zu lassen, um für Entlastung zu sorgen. Im Mittelmeer beendet "Save The Children" seine Rettungsaktionen.

Auf den griechischen Inseln hat sich die gesundheitliche Lage der rund 13.000 überwiegend syrischen und irakischen Flüchtlinge Hilfsorganisationen zufolge verschlechtert. In einem offenen Brief forderten sie Ministerpräsident Alexis Tsipras am Montag auf, Asylsuchende aufs Festland zu lassen, um für Entlastung zu sorgen.

"Wir legen Ihnen nahe, dass Sie die anhaltende Eindämmungspolitik, die Flüchtlinge auf den Inseln einzufangen, beenden", sagte ein Sprecher der 19 Unterzeichner des Briefes. Vier der fünf Flüchtlingslager beherbergen nach Angaben der Hilfsorganisationen zwei bis dreimal mehr Menschen als möglich. Viele der Geflüchteten befänden sich seit 19 Monaten auf den Inseln im Mittelmeer.

In Griechenland sind in diesem Jahr bisher fast 23.000 Flüchtlinge angekommen. Die griechische Regierung hat erklärt, dass sie rund 2000 Flüchtlinge aufs Festland lassen will, um ihnen ärztliche Versorgung zu ermöglichen. Die Vereinten Nationen hatten Griechenland bereits aufgefordert, die Camps weiter auszubauen und für den Winter tauglich zu machen.

NGO-Schiff durchsucht

Am Mittelmeer ist die Situation eine andere. Nach der Durchsuchung ihres Schiffes "Vos Hestia" im Hafen der sizilianischen Stadt Catania hat die Hilfsorganisation "Save the Children" die Vorwürfe der Zusammenarbeit mit Menschenhändlern entschieden bestritten. Sie kündigte außerdem das Ende ihres Mittelmeer-Einsatzes zur Flüchtlingsrettung an.

Der Rückzug sei schon vor einiger Zeit - aufgrund des starken Rückgangs bei den Flüchtlingsankünften in Richtung Europa - beschlossen worden, berichtete Valerio Neri, Generaldirektor von "Save the Children" in Italien. "Zu lange haben wir versucht, einen konkreten Beitrag zur Rettung des Lebens von Kindern und Erwachsenen zu leisten, während die europäische Politik in diesem Bereich vollkommen unzulänglich war", kritisierte Neri.

Zur Durchsuchung des Schiffes meinte er, dass diese im Rahmen einer Untersuchung stattfand, die nicht "Save the Children" direkt betreffe. Die Organisation habe bei den Rettungseinsätzen im Mittelmeer stets im Einklang mit den Gesetzen und nach Absprache mit der italienischen Küstenwache gehandelt. Neri zeigte sich fest davon überzeugt, dass die NGO ihre Unschuld beweisen kann.

Libyens Küstenwache zieht Halbjahresbilanz

Im ersten Halbjahr 2017 hat Libyens Küstenwache 8.997 Migranten aus verschiedenen Ländern im Mittelmeer gerettet. Bei 20 Schiffsbrüchen wurden 450 Personen vermisst, berichteten libysche Quellen nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Die Marinemission "Sophia" geht seit 2015 im Mittelmeer gegen Schlepper, Schmuggler und Waffenhändler vor und ist bei der Rettung von Flüchtlingen engagiert. Seit Oktober 2016 gehört auch die Ausbildung der libyschen Küstenwache zu den Aufgaben der Mission, an der sich 25 EU-Mitgliedsstaaten - darunter Österreich - beteiligen. Italien bemüht sich seit längerem in der Flüchtlingskrise, die Zusammenarbeit mit Libyen zu stärken.

(APA/Reuters)

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