CO2-Konzentration steigt so schnell wie nie zu vor

APA/AFP/WANG ZHAO
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Vor fünf Millionen Jahren war zuletzt so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre enthalten wie heute, heißt es in einem UN-Bericht. Das habe dramatische Folgen für den Globus.

Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hat sich im vergangenen Jahr so schnell erhöht wie noch nie. Sie sei jetzt so hoch wie seit Millionen Jahren nicht mehr, teilte die UN-Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Montag in Genf mit. Als vor drei bis fünf Millionen Jahren die CO2-Werte diese Höhe hatten, sei die Welt im Schnitt um etwa drei Grad wärmer gewesen, das Eis in Grönland und Teilen der Antarktis sei geschmolzen, und der Meeresspiegel habe 10 bis 20 Meter höher gelegen.

Im Jahr 2016 legte die CO2-Konzentration laut WMO 50 Prozent schneller zu als im Schnitt der vergangenen zehn Jahren. CO2 ist das Haupt-Treibhausgas. Auch die Konzentration anderer Treibhausgase wie Methan erhöhten sich, wenn auch nicht in dem Tempo wie CO2.

Die Daten wurden rund eine Woche vor der Weltklimakonferenz in Bonn veröffentlicht. Deutschland ist organisatorischer Gastgeber für die Fidschi-Inseln, die die Präsidentschaft innehaben und besonders von der Erderwärmung und dem Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind.

"Künftige Generationen erben einen unwirtlichen Planeten"

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas schlug Alarm: "Ohne rapide Einschnitte bei CO2- und anderen Treibhausgasemissionen steuern wir bis Ende des Jahrhunderts auf gefährliche Temperaturanstiege zu, die deutlich über den Zielen des Weltklimaabkommens von Paris liegen. Künftige Generationen erben einen deutlich unwirtlicheren Planeten."

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre betrug nach Angaben der WMO 403,3 Teilchen pro Million Teilchen (ppm), verglichen mit 400 ppm im Jahr davor. Der jüngste Zuwachsrekord mit deutlich unter zwei ppm stammte aus dem Jahr 2013. 1996 betrug die Konzentration erst 362 ppm. Bis zu Beginn der Industrialisierung etwa im Jahr 1750 sei die Konzentration mindestens 800.000 Jahre unter 280 ppm geblieben, heißt es in dem Bericht. Das belegen Eisbohrungen, bei denen entsprechend alte Luftblasen entdeckt wurden, die die Messung der damaligen Konzentration möglich machten.

Wenn der CO2-Gehalt weiter rapide steige, können das beispiellose Klimaveränderungen auslösen, mit "schweren ökologischen und wirtschaftlichen Störungen", warnt die WMO. Neben dem Bevölkerungswachstum, intensiverer Landwirtschaft und Abholzung tragen die Industrialisierung und der damit verbundene Einsatz fossiler Brennstoffe zur hohen Treibhausgaskonzentrationen bei.

Ein Viertel des CO2 in Ozeanen gespeichert

CO2 ist das bedeutendste langlebige Treibhausgas: Die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse verursachen etwa 70 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Die CO2-Konzentration lag nach dem Bericht verglichen mit dem vorindustriellen Niveau 2016 bei 145 Prozent, bei dem zweitwichtigsten Treibhausgas Methan war der Wert 257 Prozent und beim drittwichtigsten, dem Distickstoffoxid (Lachgas), 122 Prozent.

Der weltweite Ausstoß von CO2 ist zwar in den vergangenen drei Jahren praktisch auf gleichem Niveau geblieben. Aber die Konzentration in der Atmosphäre wächst auch bei einem gleichbleibend hohen Ausstoß. Vom ausgestoßenen CO2 wird derzeit etwa ein Viertel von Ozeanen aufgenommen, die dabei saurer werden. Ein weiteres Viertel speichert die Biosphäre, zum Beispiel Bäume und Böden. Der Rest gelangt in die Atmosphäre. Der Strahlungsantrieb, der die klimarelevanten Wirkungen der Treibhausgase bemisst, sei seit 1990 um 40 Prozent gestiegen, davon allein 2016 um 2,5 Prozent, heißt es in dem Bericht. CO2 sei für 80 Prozent des Anstiegs seit 1990 verantwortlich.

(APA/dpa)

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