Mehr als 400 Tote: Iran/Irak-Beben ist das tödlichste des Jahres

Ein eingestürztes Gebäude in Darbandikhan, in der Kurden-Region im Irak.
Ein eingestürztes Gebäude in Darbandikhan, in der Kurden-Region im Irak.REUTERS
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Mehrere hundert Menschen kamen im Grenzgebiet zwischen Iran und Irak ums Leben. Die Rettungsarbeiten werden durch Erdrutsche behindert. Manche Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Zahl der Todesopfer durch das verheerende Erdbeben im iranisch-irakischen Grenzgebiet steigt weiter. Mittlerweile gibt es 402 bestätigte Todesfälle. Ein staatlicher iranischer TV-Sender berichtet von 6500 Verletzten. 145 Nachbeben wurde gezählt. Damit wurde das Beben zum bisher tödlichsten im Jahr, im September kamen in Mexiko 369 bei einem heftigen Beben ums Leben.

Der Erdstoß der Stärke 7,3 hatte sich am Sonntagabend rund 30 Kilometer südwestlich der Stadt Halabdscha im Nordosten des Irak ereignet. Die Erde bebte gegen 21.20 Uhr (Ortszeit), als viele Menschen zu Hause waren, wie die US-Erdbebenwarte mitteilte. Das Beben wurde in einer Tiefe von 25 Kilometern registriert und war auch in Bagdad und im Osten der Türkei zu spüren.

Die meisten Opfer sind im Iran zu beklagen. Besonders die Provinz Kermanschah ist getroffen. Besonders verheerend waren die Folgen in Sarpol-e Sahab. Die amtliche Nachrichtenagentur Irna berichtete über schwere Auswirkungen auch in Städten wie Kasr-e Schirin. In der Provinz bereiteten die Behörden nach eigenen Angaben die Einrichtung von Notunterkünften vor.

Manche Dörfer kaum erreichbar

Der Chef des iranischen Katastrophenschutzes, Pir Hossein Koolivand, sagte, es sei "schwierig, Rettungsteams in die Dörfer zu schicken, weil die Straßen abgeschnitten sind. Es gab Erdrutsche." Es wurden 30 Teams des Roten Halbmonds in die Erdbebenregion entsandt. Vielerorts fiel der Strom aus. Iranische Revolutionsgarden waren auf dem Weg in die Krisenregion.

Im Irak wurden im Kurdengebiet einige Menschen getötet und Hunderte verletzt, wie das Innenministerium in Bagdad mitteilte. In der Stadt Suleimanija liefen Menschen auf die Straße rannten. An Gebäuden entstanden Schäden.

Fotos aus dem nahegelegenen Darbandichan zeigten eingestürzte Mauern und Betonbauten. In der Stadt kamen vier Menschen ums Leben, wie der Gesundheitsminister der autonomen Kurdenregion, Rekot Raschid, sagte. Zwei Tote gab es demnach in Karmijan und einen in Suleimanija.

Türkei schickt Hilfe

Ein Konvoi von 50 Lastwagen mit Hilfslieferungen sei im Irak angekommen, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Montag vor einer Reise nach Russland in Istanbul.

Erdogan drückte sein Bedauern über die Toten aus und wünschte den Verletzten baldige Genesung. Zuvor hatte Ministerpräsident Binali Yildirim mitgeteilt, die Türkei stehe an der Seite der Erdbebenopfer. Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, ein Frachtflugzeug der Armee mit einem Hilfsteam aus Bergungsexperten und medizinischem Personal sei von der türkischen Hauptstadt Ankara aus ins irakische Süleymaniye in der Nähe des Epizentrums gestartet. Der türkische Rote Halbmond bringe außerdem Tausende Zelte und Decken in die Katastrophenregion.

Yildirim teilte weiter mir, auch in den südosttürkischen Provinzen Hakkari, Sirnak, Mardin, Batman, Siirt und Van sei das starke Beben zu spüren gewesen. Dort seien aber keine Todesopfer oder Schäden zu beklagen gewesen.

Beben weithin zu spüren

In der irakischen Hauptstadt Bagdad war das Beben rund 20 Sekunden lang zu spüren. In anderen Provinzen war die Erschütterung länger zu spüren. Auch im Südosten der Türkei schreckte das Beben die Menschen auf. In der Stadt Diyarbakir flohen Menschen Medienberichten zufolge aus ihren Häusern.

Die bergige Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert. Im Nordiran kamen bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 im Jahr 1990 rund 40.000 Menschen ums Leben. 300.000 wurden verletzt, eine halbe Million Menschen wurde obdachlos. 2003 erschütterte ein Erdstoß die historische Stadt Bam im Südosten des Iran. Dabei kamen mindestens 31.000 Menschen ums Leben. Auch 2005 und 2012 kam es im Iran zu schweren Beben mit Hunderten Toten.

APA

(Ag.)

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