Das "Zauberbild" vom Meteor über Deutschland und den Alpen

Der englische Fotograf Ollie Taylor fotografierte den Meteor komplett zufällig am Himmel über Südtirol
Der englische Fotograf Ollie Taylor fotografierte den Meteor komplett zufällig am Himmel über SüdtirolESA/OLLIE TAYLOR
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Vor wenigen Tagen verursachte ein verglühender kleiner Himmelskörper ziemliches Aufsehen in Teilen Mitteleuropas. Einem englischen Fotografen flog er in den Dolomiten rein zufällig vor die Kamera, während diese gerade belichtete.

Wenn grell leuchtende Objekte über den Himmel jagen, speziell in den Abend- und Nachtstunden, sorgen sie naturgemäß für Aufsehen - und rühren mithin an gewissen Grundängsten. Stichwort "große Katastrophe", "Weltuntergang", "Atomangriff", "Sie kommen!!!", oder wie auch immer.

Am Dienstagabend war, wie berichtet, ein solches Himmelsphänomen über Süd- und Ostdeutschland, Westösterreich, der Ostschweiz, Norditalien, Luxemburg und Ostfrankreich zu sehen gewesen. Laut Astronomen sowie der Europäischen Weltraumagentur kam das Aufnahmen und Zeugen zufolge grünliche, gelbliche, bläuliche oder rötliche Licht, das einige Sekunden lang leuchtete, vom Verglühen eines ziemlich großen Meteoroiden oder eines kleinen Asteroiden; der Eintrittsort war zwischen dem Bundesland Hessen und Luxemburg.

Als Meteoroide gelten Objekte im Millimeter- bis Zentimeterbereich, jedenfalls sind sie kleiner als ein Meter Durchmesser, Asteroiden hingegen größer als ein Meter, die Grenze ist aber nicht exakt definiert.

Meteoroid/Meteor/Meteorit

Die Leuchterscheinung, die ein Meteoroid verursacht, heißt übrigens Meteor, und allfällige Reste, die den Boden erreichen, sind dann Meteorite (das stammt aus dem Griechischen und heißt in etwa "Stein aus der Höhe" oder "Luftstein"). Meteorite stammen allerdings meist von Asteroiden, da die weit kleineren Meteoroiden in der Regel komplett verglühen oder verdampfen.

"Vermutlich war es eine frühe Leonide", sagte Axel Quetz vom Max-Planck-Institut in Heidelberg hinsichtlich des aufsehenerregenden Meteors. Quetz bezieht sich auf die Leoniden: Das ist ein großer Strom kleinster Staub- und Eisfragmente, die der Komet "Tempel-Tuttle" auf seiner Bahn um die Sonne wie eine Abgasspur hinter sich nachzieht, und den die Erde immer Mitte November passiert. Dabei fallen Kometenreste zur Erde und verglühen. Der Höhepunkt dieses Lichterregens ist 17. und 18. November, wobei viele Meteore nicht oder kaum sichtbar sind, weil sie untertags niedergehen und ihr Licht im Tageslicht verblasst, oder weil Schlechtwetter herrscht. Ein ähnlicher Sternschnuppenregen, die Perseiden, ereignet sich im August.

Unklare Herkunft

Andere Astronomen zweifeln am Leoniden-Zusammenhang, denn für diesen sei der Einfall des Objekts aus einer falschen Richtung erfolgt. Einige Quellen vermuten den breiter gestreuten Meteorstrom der "Nördlichen Tauriden" dahinter, der vom Kometen 2004 TG10 erzeugt wird und durch den die Erde zwischen Oktober und Dezember fliegt, wobei das Maximum am 12. November ist.

Übrigens seien am selben Tag in Frankreich und den USA mindestens vier weitere Feuerbälle gesehen worden. Es könnte sich aber auch um ein Stück Weltraumschrott gehandelt haben, also ein Fragment etwa eines Satelliten oder einer ausgebrannten Raketenstufe.

Zur Größe des Himmelskörpers heißt es, er könnte von der Dimension eines Fußballs gewesen sein, aber auch etwas größer als einen Meter.

Am Himmel über Südtirol

Eines der schönsten Bilder des Meteors, das naturgemäß zufällig gelang, ist jenes oben Gezeigte des Fotografen Ollie Taylor aus Dorset (England). Taylor war gerade in den Dolomiten in der Nähe von La Villa (Stern) südlich von Bruneck in Südtirol. Er hatte sich, wie die ESA berichtet, am Abend des 14. November am Passo die Falzàrego (2105 Meter) eingerichtet, der bereits jenseits der Landesgrenze Südtirols auf dem Gebiet Venetiens steht, um bei etwa -6 Grad Celsius nächtliche Landschaftsfotos unter sternenklarem Himmel zu machen; über La Villa im Hintergrund sieht man hervorragend den Großen Wagen am Himmel.

"Ich stellte die Kamera für ein Bild des Dorfs inmitten der Berge und dem Großen Wagen im Hintergrund ein", erzählt Taylor. "Ich wollte die Szene in der Dämmerung haben, wenn der Himmel noch einen hübschen rosaroten Schimmer hat. Dabei beschloss ich gerade, eine zweite Kamera mit stärkerem Zoomobjektiv zu benutzen, und griff nach ihr, als der Meteor fiel. Es war Zufall, dass die erste Kamera währenddessen noch belichtete und ich sie nicht schon abgeschaltet hatte." (Siehe Homepage des Fotografen: www.ollietaylorphotography.com)

Einige Videos:

(ESA/wg)

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