Charles Manson: Mörder ohne Reue

Sektenführer Charles Manson.
Sektenführer Charles Manson.(c) Reuters
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Er galt als die Personifizierung des Bösen, stiftete seine Anhänger zu Morden an und ging in die Popkultur ein: Charles Manson starb 83-jährig.

Los Angeles/Wien. „Die Brutalität der Morde schockiert sogar die Mordkommission“, schrieb das „Time“-Magazin im August 1969. „Es war einer der furchtbarsten Tatorte, die wir je sahen“, zitierte die Zeitschrift einen Ermittler. Am 9. August 1969, kurz nach Mitternacht, waren die schwarz gekleideten Mörder in das Haus des Regisseurs Roman Polanski am Cielo Drive in Hollywood eingedrungen, wo sich Polanskis hochschwangere Frau, die Schauspielerin Sharon Tate, und vier Besucher aufhielten. 16 Mal stachen sie auf die 26-Jährige und ihr Ungeborenes ein, das in wenigen Wochen zur Welt kommen sollte. Am nächsten Morgen fand die Haushälterin die Leichen. Tags darauf ging die Mordserie weiter: Der Supermarktketten-Besitzer Leno LaBianca und seine Frau wurden in ihrem Haus in Los Angeles erstochen. An die Wände hatten die Mörder Nachrichten mit dem Blut der Opfer geschmiert.

Erst Monate später kam man den Tätern auf die Spur: Der Sektenführer Charles Manson hatte seine Anhänger zu den Morden angestiftet. Bei den Taten selbst war er nie dabei. Der Prozess, der 1970 losging, fand unter riesigem Interesse der ganzen Welt statt. Der damals 36-Jährige mit dem stechenden Blick, den wirren Haaren und dem Hakenkreuz auf der Stirn (das tätowierte er sich während des Prozesses) wurde zum Tod verurteilt. Die Todesstrafe wurde später in lebenslänglich umgewandelt. Als Häftling Nummer B33920 suchte er insgesamt zwölf Mal um Begnadigung an. Reue zeigte er nie. Nach Jahrzehnten hinter Gittern starb Manson am Sonntagabend (Ortszeit) in einem Krankenhaus in Kalifornien 83-jährig eines natürlichen Todes.

Krieg zwischen Schwarz und Weiß

Manson, der bereits vor den Morden sein halbes Leben in Haft- und Besserungsanstalten verbracht hatte, scharte im amerikanischen „Summer of Love“ eine treue Gefolgschaft aus hauptsächlich jungen Frauen um sich. Die „Manson Family“ lebte in einer Art Hippie-Kommune zusammen und huldigte in einem bizarren Personenkult ihrem „Führer“, der sich seine ganz eigene Ideologie zusammengezimmert hatte. Psychische Gewalt und Drogen machten ihm die „Family“ gefügig. Als erfolgloser Musiker, aber charismatischer Redner wollte er einen Krieg zwischen Schwarz und Weiß anzetteln, den er nach einem Beatles-Song „Helter Skelter“ nannte. Diesen sollten die Morde an Tate und LaBianca anfachen – so seine krude Fantasie.

Auch hinter Gittern übte Manson, Gegenstand von Filmen, Büchern und Songs, noch immer Faszination aus: 2014 stellte er einen Antrag auf Heiratserlaubnis mit einer jungen Frau, die ihn öfters besuchte. Zur Verehelichung kam es aber nicht. (zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2017)

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