Studie: Mikrowellen verursachen so viel CO2 wie sieben Millionen Autos

(c) Philippe Wojazer
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Forscher untersuchen die Umweltauswirkungen des beliebtesten Ofens in der EU. Zugleich warnen sie vor der Wegwerfkultur: Die Geräte landen immer häufiger am Müll.

Alle Mikrowellenherde der EU sorgen für einen ähnlich hohen Kohlendioxid-Ausstoß wie etwa sieben Millionen Autos, heißt es in einer Studie der Universität von Manchester. Das entspreche der jährlichen Produktion von 7,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent in der EU - die gleiche Menge, die 6,8 Millionen Autos pro Jahr ausstoßen. Die Studie ist die erste, die sich mit den Umweltauswirkungen von Mikrowellen beschäftigt, zieht man den gesamten Lebenszyklus der elektromagnetischen Miniöfen in Betracht, von der Produktion bis hin zur Entsorgung.

Und das Problem könnte sich sogar noch verschärfen: Die Geräte werden immer billiger und in den Küchen der EU-Bürger als "Status-Symbol" immer beliebter. In der EU werden mehr Mikrowellen verkauft, als jede Art von anderen Öfen: Die jährlichen Verkaufszahlen sollen bis 2020 auf 135 Millionen jährlich steigen. Nicht nur schaffen sich viele Menschen auf der Jagd nach der immer neuesten Technologie neue Geräte an, bevor sie kaputt gehen. Sondern es sinkt auch die Lebensdauer der Mikrowellen: Von bis zu 15 Jahren in den 1990er Jahren wurden inzwischen etwa acht Jahre.

Dadurch erzeugen die Geräte Unmengen an Müll: Die Forscher schätzen, dass bis 2025 195.000 Tonnen Mist durch ausrangierte Mikrowellen entstehen wird. Das sind etwa 16 Millionen Geräte. Auch der Stromverbrauch von Mikrowellen ist laut der Studie beachtlich: Sie verbrauchen EU-weit rund 9,4 Terawattstunden Elektrizität pro Jahr. Das entspreche dem Strom, den drei große Gaskraftwerke in einem Jahr produzierten.

Auswirkungen des Verkehrs höher

Die Wissenschaftler rufen daher zu einem gewissenhaften Umgang auf: Etwa den Stromverbrauch zu reduzieren, indem die Kochzeit und das Lebensmittel angepasst wird oder die Mikrowelle nach dem Gebrauch vom Strom zu nehmen.

Andere Experten kritisieren die Studie scharf: Der Umweltschaden, der durch Mikrowellen entstehe, sei um einiges geringer als die negativen Effekte durch den Autoverkehr. Mikrowellen und Autos auf ihre Umwelteinflüsse zu vergleichen, sei wie der Vergleich von Äpfeln und Birnen, sagt David Reay von der Universität Edinburgh der britischen Zeitung "Independent". Denn die Kochgeräte wurden in der Studie auf den gesamten Lebenszyklus untersucht. PKW erzeugten den gigantischen CO2-Ausstoß allerdings alleine durch das Fahren.

Zum Vergleich: Der Personenverkehr verursuchte im Jahr 2014 in Österreich laut einem Bericht des Umweltministeriums 12,0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, der Straßengüterverkehr rund 9,5 Mio.

>>> Independent

(maka)

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