Flugzeugabsturz in Russland: Schwierige Suche nach den Opfern

Die Bergungsarbeiten sollen mit Video-Drohnen und Schneemobilen vorangetrieben werden.
Die Bergungsarbeiten sollen mit Video-Drohnen und Schneemobilen vorangetrieben werden. (c) REUTERS (MAXIM SHEMETOV)
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Warum das Flugzeug nach dem Start in Moskau abstürzte, ist unklar. Im Jänner soll die Maschine durchgecheckt worden sein. Auch ein Schweizer ist unter den Opfern.

Nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs mit 71 Menschen an Bord sind die Arbeiten zur Bergung der Toten in der Nacht zum Montag bei Eis und Schnee fortgesetzt worden. Keiner der Insassen der Antonow-148 der Fluggesellschaft Saratow Airlines überlebte den Absturz, das hatte die Luftverkehrsbehörde in Moskau am Sonntagnachmittag bestätigt. Mittlerweile wurden die Flugschreiber nahe der Absturzstelle gefunden. Einer habe zwar leichte Schäden, teilte der Zivilschutz des Moskauer Umlands am Montag mit, doch die Ermittler könnten die Daten auswerten, hieß es der Agentur Interfax zufolge.

Die Maschine war am Sonntag wenige Minuten nach dem Start in Moskau vom Hauptstadt-Flughafen Domodedowo vom Radar verschwunden und auf einem Feld im Bezirk Ramenskoje südöstlich von Moskau zerschellt. Der Aufprall muss heftig gewesen sein. Das Staatsfernsehen zeigte wackelige Bilder von kleinen und großen Trümmerteilen. Sie lagen über weite Strecken im tiefen Schnee auf einer Ebene verteilt. Die Umgebung sei unbewohnt, hieß es. "Das Flugzeug muss aus großer Höhe abgestürzt sein", kommentierte ein Nachrichtensprecher die Bilder, die der Sender zugespielt bekommen hatte. Bergungstrupps entdeckten auch die ersten Leichen.

Zivilschutzminister Wladimir Putschkow traf am späten Sonntagabend am Unglücksort ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen und die Bergungsarbeiten zu koordinieren. Bei Tageslicht sollten Video-Drohnen Aufnahmen der Absturzstelle machen, um die Suche nach Opfern zu unterstützen. Zudem sollten die Suchtrupps mit Schneemobilen ausgerüstet werden.

Erst zweiwöchigen C-Check durchlaufen

Zur möglichen Unglücksursache wollten sich Experten vorerst nicht äußern. Aus der Fluggesellschaft verlautete lediglich, die Maschine sei vor dem Start überprüft worden, es habe keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Das Flugzeug habe erst im Jänner einen sogenannten C-Check durchlaufen, bei dem Triebwerke und Struktur der Maschine in einem langwierigen, etwa zweiwöchigen Verfahren besonders genau überprüft werden.

Das Flugzeug war unterwegs in die Stadt Orsk nahe der Grenze zu Kasachstan, rund 1500 Kilometer von Moskau entfernt. Die meisten Fluggäste seien Bewohner des Gebietes Orenburg, zu dem Orsk mit rund 230.000 Einwohnern gehört. An Bord waren Berichten zufolge auch drei Kinder und laut russischem Katastrophenschutzministerium zwei Ausländer, ein Schweizer und ein Mann aus Aserbaidschan.

Der Name des Schweizers steht auch auf der Passagierliste, die die Airline am Sonntag auf ihrer Webseite veröffentlicht hatte. Das Schweizer Außenministerium konnte die Angaben zunächst nicht bestätigten. Der "Blick" berichtete unter Berufung auf den Chef eines börsenkotierten Schweizer Unternehmens, dass der Mitarbeiter in Russland auf Dienstreise war.

Internationale Anteilnahme

Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er wies die Regierung an, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Die Ermittlungsbehörde und die Staatsanwaltschaft gingen möglichen Verstößen gegen die Flugsicherheitsvorschriften nach.

Auch die deutsche Regierung drückte den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. "Erschüttert über die schrecklichen Nachrichten vom Flugzeugabsturz in der Nähe von Moskau. Wir trauern mit den Menschen in Russland um die Opfer der Katastrophe", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter.

Die USA sprachen Russland ebenfalls ihre Anteilnahme aus. "Wir sind zutiefst traurig über den tragischen Tod jener an Bord von Saratow Airlines Flug 703", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Weißen Haues.

Maschine war acht Jahre alt

Die relativ kleine Fluggesellschaft Saratow Airlines wurde nach Angaben der Nachrichtengentur Tass 1994 gegründet. Sie bietet nationale und internationale Flüge an. Auch die Airline werde überprüft, hieß es.

Das Flugzeug sei acht Jahre alt gewesen, Saratow Airlines habe es 2017 von der Billigairline Rossija übernommen, berichtete Tass. Die An-148 kann bis zu 85 Menschen befördern und hat eine Reichweite von rund 4000 Kilometern. Sie ist eine zweistrahlige Maschine für Regionalflüge und wird vom ukrainischen Hersteller Antonow gebaut.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Flugsicherheit in Russland: Flugzeugabstürze mit zahlreichen Todesopfern passieren nicht selten. Verantwortlich sind neben Pilotenfehlern und schlechtem Wetter oftmals auch der Einsatz von alten, schlecht gewarteten Maschinen.

(APA/dpa/AFP)

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