MH17-Abschuss: Moskau weist Schuld zurück

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Die Niederlande halten Russland für verantwortlich. Moskau reagiert auf die Vorwürfe abwehrend. Es gäbe keine Beweise, behauptet Außenminister Sergej Lawrow.

Moskau/Brüssel. Nach der Veröffentlichung neuer Erkenntnisse im Fall des Abschusses des Flugs MH17 haben die EU und die Nato Russland aufgefordert, an der Aufklärung des Falls mitzuwirken – doch Moskau zeigt sich wenig kooperativ.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte Moskau am Freitag in einer Erklärung auf, „seine Verantwortung zu übernehmen“ und vollständig an allen Bemühungen mitzuwirken, um die Schuldfrage in dem Fall zu klären. Ähnlich äußerten sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die deutsche Bundesregierung. Die Aufrufe folgen einen Tag nach der Veröffentlichung neuer Details des Ermittlerteams JIT. Dieses erklärte, dass die Rakete, die für den Abschuss des Flugzeugs im Juli 2017 benutzt worden war, aus russischen Militärbeständen in der Stadt Kursk stamme. Die Niederlande und Australien veröffentlichten gestern ein Statement, wonach sie Russland für den Abschuss durch eine Buk-Rakete verantwortlich halten.

Verdächtiger im Visier

In Moskau reagierte man auf die Vorwürfe abwehrend. Die niederländische Regierung habe für ihre Schuldzuweisung keinerlei Beweise geliefert, behauptete der russische Außenminister, Sergej Lawrow. Die russische Regierung zweifelt die Ermittlungen pauschal als politisch motiviert an. Staatliche und nicht staatliche russische Akteure haben im Fall der MH17 stets versucht, andere Versionen des Unglückshergangs zu popularisieren. Präsident Putin erklärte, die Ergebnisse nur bei russischer Beteiligung akzeptieren zu können.

Indes veröffentlichten die Rechercheure der Investigativplattform Bellingcat weitere Details. Sie identifizierten den Mann, der für den Transport der Buk-Rakete verantwortlich sein soll. Es handle sich um einen russischen Offizier, der 2014/15 für den Auslandsgeheimdienst GRU in der Ukraine tätig gewesen sein soll. Die Plattform bezieht sich vor allem auf gehackte Telefonate in dem Zusammenhang. (som)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2018)

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