Jugendlicher Auto-Terror sorgt in Schweden für Entsetzen

Reuters
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Vermummte haben in der Nacht zum Dienstag systematisch rund 100 Fahrzeuge in mehreren schwedischen Städten in Brand gesetzt. Die Polizei ermittelt die Hintergründe.

Einige Straßenzüge in Göteborg und weiteren Städten glichen in der Nacht zum Dienstag einer regelrechten Kriegszone. Überall stiegen Flammen von brennenden Autos in den schwedischen Nachthimmel. Rund 100 Autos wurden laut Polizei in der Nacht von Jugendlichen angezündet und größtenteils fast gänzlich zerstört. Die meisten Autobrände zählte das westschwedische Göteborg. Auch in den nahegelegen Orten Falkenberg, Trollhättan, Lysekil und Alafors brannten Autos. In Trollhättan sollen Jugendliche zudem Steine auf ausrückende Polizisten geworfen haben, berichtet die Zeitung „Göteborgs Posten“.

Das Handyvideo einer Privatpersonen in Göteborg zeigt sieben Männer, die sich gänzlich in schwarz gekleidet und vermummt, langsam von brennenden Autos entfernen. In einem anderen Video sieht man, wie eine vermummte Gruppe ganz ruhig und systematisch von Auto zu Auto geht und die Fahrzeuge anzündet. Ein genauer Grund für den Terror war am Dienstag nicht bekannt. Der Öffentlichkeit lag keine Bekennerschreiben, keine Forderungen vor.

„Wir haben bereits am Morgen 'Unruhegespräche' mit den Eltern der Jugendlichen geführt, die aktiv waren. Wir entschieden uns niemanden direkt zu verhaften, sondern sie zunächst nur zu identifizieren“, beschreibt Ulla Brehm von der Göteborger Polizei die Deeskalationsstrategie der Ermittler.

Über soziale Netzwerke koordiniert

Bereits zuvor kam es , vor allem in schwedischen Einwandererstadtteilen, immer wieder zu tagelang anhaltenden, nächtlichen Brandanschlägen auf Autos, allerdings nie so systematisch und in so enormer Anzahl wie dieses Mal. Die Aktion soll über soziale Netzwerke zentral koordiniert worden sein. „Dass sie so organisiert, an so vielen unterschiedlichen Stellen gestartet ist, spricht für sich“, so Brehm gegenüber SVT.

„Ich bin richtig wütend. Meine Frage: Was zum Teufel
macht ihr da? Wir brauchen noch mehr Ressourcen, um das zu bekämpfen“, sagte Ministerpräsident Stefan Löfven am Dienstagmorgen im Radio Schweden und wendete sich dort direkt an die Jugendlichen: „Ihr zerstört euch selbst euer Leben, das eurer Eltern, der Wohngegend, der Nachbarn. Da muss die Gesellschaft steinhart antworten“, sagte er.

Sicherheit zentrales Wahlkampfthema

Im gegenwärtigen Parlamentswahlkampf hatte der Sozialdemokrat mehr Polizisten für Schweden versprochen. Integration und Sicherheit zählen zu den zentralen Wahlkampfthemen. Davon profitieren derzeit vor allem die ausländerfeindlichen Schwedendemokraten, die in Umfragen mit über 20 Prozent inzwischen zweitstärkste Kraft im Lande sind.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, die verstehen nicht, was sie uns antun. Ein Auto, das braucht man doch“, sagte der ältere Göteborger Nuno Mendosa im schwedischen Fernsehen SVT. „Meine CDs waren da drin. Ich fahre damit, um meiner Mutter zu helfen. Nun sind wir völlig gestrandet. Das ist so verdammt unnötig gewesen“, sagt er. Die Polizei kündigte an, in den betroffenen Gebieten ihre Präsenz in den kommenden Tagen deutlich zu verstärken.

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