Verdächtige Geräusche an den noch stehenden Brückenresten in Genua beenden alle Einsätze der Feuerwehr in den Bereichen. Bewohner der Häuser dürfen nun auch keine Gegenstände mehr aus ihren Wohnungen holen.
Aus Sicherheitsgründen haben Feuerwehrleute in Genua ihre Arbeit unter einem der beiden Brückenreste vorläufig eingestellt. Der Rumpf, der über evakuierten Wohnhäusern verläuft, mache Geräusche, die sich von denen in den vergangenen Tagen unterschieden, sagte Feuerwehr-Sprecher Luca Cari am Montag. Die Bewohner der Häuser dürften deshalb von nun an keine persönlichen Gegenstände mehr aus ihren Wohnungen holen.
Am Montag sollten die ersten betroffenen Familien neue Bleiben bekommen, kündigte der Regionalpräsident von Ligurien, Giovanni Toti, auf Twitter an. Bis zum 20. September sollten weitere 40 Wohnungen zur Verfügung stehen, bis Ende des Monats weitere 100. "Innerhalb von maximal acht Wochen gibt es ein Zuhause für alle", versprach er. Mehr als 500 Bewohner Genuas hatten ihre Wohnungen verlassen müssen.
Letzten Vermissten tot geborgen
Während eines starken Unwetters war am vergangenen Dienstag der als Morandi-Brücke bekannte Polcevera-Viadukt eingestürzt, 43 Menschen starben. Fünf Tage nach dem Einsturz ist die Suche nach Vermissten von der Stadtverwaltung offiziell eingestellt worden. Der Leiter der Feuerwehr, Stefano Zanut, sagte dem Sender TG24 entgegen den Angaben der Stadtverwaltung, es werde weiter nach Opfern unter den tonnenschweren Trümmern gesucht, auch wenn alle als vermisst gemeldeten Menschen gefunden worden seien.
Die Brücke gehörte zur Autobahn 10, die eine wichtige Verbindungsstraße in anliegende italienische Regionen und nach Südfrankreich ist. Die genaue Ursache für den Einsturz ist noch unklar. Experten vermuten aber, dass die Katastrophe durch den Riss eines Tragseils verursacht worden sein könnte.
Einem Medienbericht zufolge war bereits im Februar bekannt, dass die Seile der Morandi-Brücke von Rost befallen waren. Das bestätige das Protokoll einer Sitzung von mindestens sieben Ingenieuren, die den italienischen Staat und den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia vertreten hatten, wie das Nachrichtenmagazin "L'Espresso" am Wochenende berichtete. Das Ergebnis der Überprüfung habe weder zu einer Sperrung noch zu einer Begrenzung des Verkehrs auf der Brücke geführt, schrieb "L'Espresso". Aus dem Verkehrsministerium verlautete, es liefen interne Prüfungen zu dieser Frage.
Keine Entschuldigung der Betreiberfirma
Die Betreiberfirma der Brücke sagte 500 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Brücke sowie für Hilfen an die Betroffenen des Unglücks zu. Allerdings lehnte der Chef des privaten Autobahn-Unternehmens Autostrade per l'Italia, Giovanni Castellucci, am Samstag eine Entschuldigung ab, um keine formelle Verantwortung für die Katastrophe mit 43 Toten zu übernehmen. Die italienische Regierung kündigte als Konsequenz aus dem Brückeneinsturz ein umfassendes Infrastrukturprogramm an, bei dessen Verwirklichung keine Rücksicht auf die europäischen Defizit-Regeln genommen werden soll.
(APA/dpa)