Washingtons Erzbischof stürzt über Missbrauchsskandal

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Der Geistliche soll an der Vertuschung von Missbrauchsfällen beteiligt gewesen sein. Der Papst spricht von einem "Fehler".

Wegen eines Missbrauchsskandals hat Papst Franziskus den Rücktritt des Erzbischofs von Washington akzeptiert. Kardinal Donald Wuerl steht seit Wochen unter Druck, weil er in seiner Zeit als Bischof von Pittsburgh an der Vertuschung von Missbrauchsfällen im Klerus beteiligt gewesen sein soll.

Er hatte seinen Rücktritt im September in Aussicht gestellt. Franziskus nahm das Rücktrittsgesuch nun an, wie der Vatikan am Freitag mitteilte.

Die Generalstaatsanwaltschaft des US-Staates Pennsylvania hatte festgestellt, dass sich über sieben Jahrzehnte hinweg mehr als 300 Priester an über 1000 Kindern und Jugendlichen vergangen hatten. Die Kirchenoberen hatten nach Überzeugung der Ermittler teils trotz Kenntnis der Vorgänge nicht durchgegriffen. Die meisten Fälle sind strafrechtlich verjährt. Wuerl war früher Bischof von Pittsburgh in Pennsylvania.

"Fehler" und "Vornehmheit"

Franziskus dankte Wuerl in einem Schreiben für seine Sorge um das Wohl der Kirche. In dem von der Erzdiözese Washington veröffentlichten Schreiben erklärte der Papst, Wuerl habe "Fehler" begangen, weil er Probleme nicht angegangen sei. Das sei aber etwas anderes als Straftaten zu vertuschen. Wuerls "Vornehmheit" habe ihn dazu gebracht, sich nicht so zu verteidigen. "Darauf bin ich stolz und danke Dir." Der 77-Jährige solle noch so lange im Amt zu bleiben, bis ein Nachfolger gefunden sei.

Wuerl teilte am Freitag mit: "Die Entscheidung des Heiligen Vaters, der Erzdiözese eine neue Führung zu geben, kann allen Gläubigen, Klerikern, Ordensleuten und Laien ermöglichen, sich auf Heilung und die Zukunft zu konzentrieren." Er fügte hinzu: "Für jegliche Fehleinschätzungen in der Vergangenheit entschuldige ich mich ein weiteres Mal und bitte um Vergebung."

Der Kardinal hatte bereits vor drei Jahren aus Anlass seines 75. Geburtstags dem Papst seinen Rücktritt angeboten - dies ist ein übliches Verfahren für katholische Bischöfe. Der Antrag wurde jedoch zurückgestellt - die Entscheidung liegt allein beim Pontifex.

Erst im Juli hatte Franziskus dem früheren Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, die Kardinalswürde entzogen. Der Papst hatte ihm unter dem Druck von Missbrauchsvorwürfen zudem Hausarrest verordnet.

Franziskus steht derzeit durch neu aufgebrochene Missbrauchsskandale selbst stark in der Kritik. Bemängelt wird, dass der Pontifex nicht hart genug gegen Täter und Vertuscher durchgreift. Der konservative Erzbischof Carlo Maria Viganò wirft dem Papst vor, die Vorwürfe gegen McCarrick zu lange ignoriert und Sanktionen gegen diesen gar rückgängig gemacht zu haben.

(APA/dpa)

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