Täter hatte bei Geiselnahme im Bahnhof Riesenexplosion geplant.
Köln. Bei der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof am Montag ist offenbar nur knapp ein Anschlag von immenser Zerstörungskraft fehlgeschlagen: Hätte der als Täter identifizierte 55-jährige Syrer seinen Gesamtbestand an Benzin und Gaskartuschen zur Explosion gebracht, wäre ein „weitaus größerer Schaden“ entstanden, sagte Kölns Kripochef Klaus-Stephan Becker am Dienstag.
Zugleich wurde bekannt, dass die Bundesanwaltschaft in Kürze die Ermittlungen in dem Kölner Fall an sich ziehen dürfte. Es sei damit zu rechnen, „dass wir dieses Verfahren aller Voraussicht nach übernehmen werden“, sagte Markus Schmitt von der obersten Anklagebehörde in Köln. Dies würde bedeuten, dass die Ermittler einem Anfangsverdacht auf einen Terrorhintergrund nachgehen.
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Flüchtlings seien arabische Schriftzeichen mit muslimischem Bezug gefunden worden. Es gebe aber keinen islamistischen Bezug, insbesondere nicht zur Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), sagte die Kölner Polizei gestern. Die Beamten zeigten Journalisten einen Videomitschnitt aus dem Fast-Food-Lokal im Kölner Hauptbahnhof, in dem der Syrer einen Brandanschlag verübt hatte. Auf den Bildern sind Menschen zu sehen, die in Panik vor einem großen Feuerball fliehen. Nach dem Anschlag hatte der Täter einen Großteil des Brandbeschleunigers und der Gaskartuschen in dem Restaurant zurückgelassen und war in eine benachbarte Apotheke geflohen. Als er dort später eine weibliche Geisel mit einem Feuerzeug anzuzünden drohte, stürmte eine Sondereinheit die Apotheke und der Angreifer wurde niedergeschossen. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2018)