Nach der Sichtung mehrerer Drohnen gibt es auf dem zweitgrößten britischen Flughafen weiter keine Starts und Landungen. Auch Flüge von und nach Österreich sind betroffen.
An einem der größten Drehkreuze Europas geht nichts mehr: Drohnen über der Startbahn haben den Londoner Flughafen Gatwick komplett lahmgelegt. Mindestens 70.000 Menschen saßen fest oder wurden umgeleitet. Behörden rechneten mit einem rund 24-stündigen Stillstand bis Donnerstagabend, vielleicht sogar darüber hinaus.
Die Startbahn des siebentgrößten Airports Europas war am Mittwochabend geschlossen worden. Auch für den Freitag sei mit Störungen zu rechnen, teilte der Flughafen mit. Für Donnerstag waren 115.000 Reisende erwartet worden, für Freitag 126.000.
Die Störmanöver über Gatwick konnten Einsatzkräfte auch bis Donnerstagnachmittag trotz eines großen Polizeieinsatzes nicht unterbinden. Sogar ein Hubschrauber und Scharfschützen sollen Medienberichten zufolge im Einsatz gewesen sein. Am Donnerstagabend kündigte Verteidigungsminister Gavin Williamson an, die Armee werde mit Spezialgerät dabei helfen, dem Treiben ein Ende zu setzen.
Die Polizei bezeichnete die Störungen als "absichtliche Handlung", gegen die man mit allen verfügbaren Mitteln vorgehe. Bei den Drohnen am Londoner Flughafen handelt es sich der Polizei zufolge nicht um Hobby-Fluggeräte. Sie seien für den professionellen Einsatz bestimmt. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es jedoch nicht.
Bereits am Mittwochabend saßen viele Passagiere stundenlang in ihren startklaren Maschinen fest, während ankommende Flugzeuge zu - teils Hunderte Kilometer entfernten - Flughäfen umgeleitet wurden. In den frühen Morgenstunden war der Betrieb kurzzeitig wieder aufgenommen, dann aber erneut gestoppt worden.
Die durch Drohnensichtungen ausgelöste Sperre des Londoner Flughafen Gatwick wirkte sich auch auf den österreichischen Luftverkehr aus. Auf den Flughäfen Wien-Schwechat, Salzburg und Innsbruck kam es zu Verspätungen bzw. Annullierungen von Flügen nach und von London-Gatwick. Betroffenen Passagieren wurde empfohlen, sich bei ihren Fluglinien über ihre Reiseverbindung zu informieren.
Einen ähnlichen Drohnenvorfall wie in London-Gatwick habe es laut Markus Pohanka, Pressesprecher von Austro Control, bisher nicht gegeben. Allerdings kam es auf Linienflügen in wenigen Fällen zu Sichtungen von Drohnen in großem Abstand. "In so einem Fall nimmt der Pilot per Funk Kontakt mit der Austro Control auf. Wir setzen uns dann mit der Polizei in Verbindung, die versucht, den Drohnenpiloten ausfindig zu machen", erklärte Pohanka.
Absolutes Flugverbot für Drohnen
Prinzipiell herrscht in der Nähe von Flughäfen ein absolutes Flugverbot für Drohnen. Eine Ausnahme besteht für genehmigte Drohnen, die nach Rücksprache mit dem Kontrolltrum in einem sicheren Bereich gesteuert werden. Käme es tatsächlich zu einer gefährlichen Drohnensichtung in Flughafennähe, würde dem Innenministerium, dem Verkehrsministerium und der Austro Control eine etwaige formale Luftraumsperre obliegen. "Operativ würde die Austro Control rasch eingreifen, indem sie Flüge auf die andere vorhandene Piste in Schwechat umleiten würde", sagte Pohanka.
Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida, forderte in einer Aussendung strengere Regeln für Drohen in Österreich. "Drohnen sind für Hobbypiloten vielleicht ein Freizeitspaß, in diesen Laienhänden bergen sie aber ein enormes Gefahrenpotenzial", warnte Schwarcz. Er forderte die Austro Control auf, für eine bedingungslose Registrierung zu sorgen. "Hier braucht es eine Art Nummerntafel", sagte Schwarcz.
Ein Drohnenflug ohne Genehmigung kann teuer kommen - bis zu 22.000 Euro beträgt das Strafausmaß in Österreich. "Wird in der Nähe eines Flughafens geflogen, könnte zusätzlich eine vorsätzliche Gefährdung der Luftfahrt vorliegen, was mit bis zu zehn Jahren Haft sanktioniert wird", erklärte Pohanka.
(dpa)