Die Welt verlässt sich auf neun Pflanzenarten

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"Die Grundlagen unseres Nahrungsmittelsystems werden unterminiert", warnt die Welternährungsorganisation. Denn die Artenvielfalt ist bedroht und damit auch die globale Lebensmittelversorgung.

Ausufernde Betonwüsten, Umweltverschmutzung, Raubbau, Klimawandel, Veränderungen bei Land- und Wassernutzung, die Ausbreitung invasiver Arten und Bevölkerungswachstum. All diese Faktoren nennt die UNO-Welternährungsorganisation (FAO) als Faktoren für die schwindende Artenvielfalt auf der Welt. Und das bedeute eine "massive Bedrohung" für Lebensmittelversorgung, Gesundheit und Umwelt, schreibt die FAO in ihrem ersten Bericht dieser Art.

Während fruchtbarer Boden verloren gehe, Wälder, Grasland und Korallenriffe schrumpften, nehme die Pflanzendiversität auf den Feldern der Bauern ab, liefen immer mehr Nutztierrassen Gefahr auszusterben und steige die Überfischung der Gewässer, heißt es in der Untersuchung, die sich auf Daten aus 91 Ländern stützt. "Die Grundlagen unseres Nahrungsmittelsystems werden unterminiert", schreibt FAO-Chef Graziano da Silva in dem Papier.

Der Trend heißt Uniformität. Obwohl die Welt mehr Lebensmittel als zuvor produziert, ist sie von stets wachsenden Monokulturen abhängig. Von 6000 verzehrbaren Pflanzenarten tragen weniger als 200 zur weltweiten Nahrungsmittelproduktion bei. Nur neun Prozent der Pflanzenarten (Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Kartoffeln, Sojabohnen, die Frucht der Ölpalme, Zuckerrohr und Maniok) ermöglichen zwei Drittel der weltweiten Getreideproduktion.

Auch bald im Supermarkt bemerkbar

Ähnlich sieht es bei den Nutztierrassen und Fischbeständen aus. Sieben Prozent der mehr als 7000 weltweit lebenden Nutztierarten (von denen der Mensch nur 40 als Nahrungsmittellieferant nutzt) seien definitiv nicht vom Aussterben bedroht, knapp mehr als ein Viertel könnte es bald nicht mehr geben. Knapp ein Drittel der Gewässer sind überfischt, mehr als die Hälfte kratzen an der umweltverträglichen Grenze.

Und auch viele Arten und Ökosysteme, die indirekt eine große Rolle für die Lebensmittelproduktion spielen, indem sie die Böden fruchtbar halten, Pflanzen bestäuben, Wasser und Luft reinigen und die Verbreitung von Krankheiten bekämpfen, seien in Gefahr, schreibt die FAO. Dazu zählen etwa Insekten - insbesondere Bienen, Vögel und Bakterien oder Mangrovenwälder, Sumpfgebiete und Seegras.

"Einmal ausgestorben, können Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, die entscheidend für unsere Nahrung sind, nicht mehr wiederbelebt werden", stellte die FAO fest. Besonders betroffen seien Lateinamerika und die Karibik - hier sei die Artenvielfalt besonders groß, aber auch die Zahl der bedrohten Arten. Zwar merken die Konsumenten derzeit noch keine Auswirkungen, wenn sie einkaufen gingen. Doch das könnte sich ändern, warnen die Autoren.

Anfälliger für Seuchen und Klimawandel

"Die Supermärkte sind voller Essen, doch das sind großteils Importe aus anderen Ländern, es gibt keine Vielfalt. Verlassen wir uns auf eine kleine Anzahl an Spezies, sind wir anfälliger für Seuchen und den Klimawandel. Die Nahrungsmittelproduktion wird weniger widerstandsfähig", warnt Julie Bélanger, Koordinatorin für den Bericht. Die Autoren verweisen auf schlimme Hungersnöte wie etwa in Irland im 19. Jahrhundert wegen der Kartoffelfäule.

Die FAO lobt jedoch, dass zahlreiche Länder bereits für den Erhalt der Artenvielfalt kämpften - jedoch müsse mehr getan werden. Regierungen und die internationale Gemeinschaft müssten sich deutlich mehr anstrengen.

Laut Zahlen der UNO leiden aktuell rund 821 Millionen Menschen auf der Welt dauerhaft an Hunger. Bis 2050 wird nach UN-Berechnungen die Weltbevölkerung von derzeit 7,7 Milliarden Menschen auf nahezu zehn Milliarden Menschen anwachsen.

>>> Zum Bericht.

(red.)

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