Frankreichs Atlantikküste von Ölpest bedroht

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FRANCE-ENVIRONMENT-MARITIME-TRANSPORT-ACCIDENTAPA/AFP/HANDOUT
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Auf die französische Westküste treiben nach dem Untergang des Frachters "Grande America" zwei Ölteppiche zu.

Frankreich will nach dem Untergang des Containerschiffs "Grande America" in der Biskaya mit allen Mitteln eine Ölkatastrophe verhindern. Auf die französische Westküste treiben zwei Ölteppiche zu. Es sollten vier Schiffe eingesetzt werden, um das aus dem Frachter ausgelaufene Schweröl abzupumpen, sagte Umweltminister Francois de Rugy am Donnerstag in Brest.

"Wir sind mit einer Ölverschmutzung konfrontiert, die früher oder später unsere Küsten erreichen wird", sagte de Rugy dem Sender Public Senat. Das Öl stammt demnach aus den Treibstofftanks des Frachters. "Wir haben keine Situation wie bei der "Erika"", schränkte de Rugy mit Blick auf einen vor knapp 20 Jahren auseinandergebrochenen Tanker ein. Der Schiffbruch hatte im Dezember 1999 im Ärmelkanal eine riesige Ölkatastrophe ausgelöst.

Der unter italienischer Flagge fahrende Frachter "Grande America" war am Dienstag nach einem tagelangen Brand rund 300 Kilometer vor der Küste auf der Höhe von La Rochelle untergegangen. Stephane Doll, Leiter der auf Wasserverschmutzung spezialisierten Einrichtung Cedre, sagte, die Ölteppiche trieben mit einer Geschwindigkeit von rund 30 Kilometern pro Tag in Richtung Osten. Sie könnten innerhalb einer Woche die Küste erreichen.

De Rugy nannte als gefährdete Regionen das Departement Charente-Maritime mit der Hafenstadt La Rochelle und das Département Gironde, in dessen Mitte Bordeaux liegt. Er schloss nicht aus, dass das Öl auch an die spanische Biskaya-Küste gelangen könnte.

Kilometerlanger Ölteppich

Die erste verunreinigte Zone sei etwa 13 Kilometer lang und sieben Kilometer breit, ergänzte der Sprecher der Meerespräfektur. Der zweite Teppich sei rund neun Kilometer lang, ebenfalls sieben Kilometer breit und weniger kompakt als der erste. Beide seien etwa 20 Kilometer voneinander entfernt.

Der Umweltminister wies auf die schwierigen Wetterbedingungen hin. In der Biskaya fege ein starker Westwind. Er sprach von einem möglichen Einsatz eines Unterwasser-Roboters, um zu überprüfen, ob das 4.500 Meter tief liegende Wrack Risse aufweise.

Die Meerespräfektur in Brest hatte mitgeteilt, dass auch die Europäische Agentur für die See-Sicherheit im Kampf gegen die Verschmutzung eingeschaltet wurde.

Die Westküste Frankreichs zieht im Sommer viele Touristen an, beliebt sind La Rochelle, die Sandstrände der Vendee oder die Insel Ile d'Oleron. Im nahe der spanischen Grenze liegenden Badeort Biarritz will Präsident Emmanuel Macron im August den Gipfel der sieben großen Industrieländer (G7) ausrichten.

In Frankreich wurden Erinnerungen an frühere Schiffskatastrophen wach. Lange vor der "Erika" war bereits der Tanker "Amoco Cadiz" im März 1978 in der Bretagne auf Grund gelaufen. Experten sagten, die Tankerkatastrophen seien nicht mit dem Untergang der "Grande America" vergleichbar, da damals viel mehr Öl ausgelaufen sei.

Reederei soll bezahlen

Das gesunkene italienische Schiff hatte Gefahrgut an Bord. Der Inhalt von 45 Containern werde als gefährlich eingestuft, hatte die Meerespräfektur mitgeteilt. Die "Grande America" hatte rund 2.200 Tonnen Schweröl an Bord, wie der Sender Franceinfo berichtete. Das 214 Meter lange Schiff, das auch rund 2.000 Fahrzeuge transportierte, hatte zuletzt starke Schlagseite bekommen.

Frankreich will die italienische Grimaldi-Reederei für die Säuberungsaktion zur Kasse bitten, sagte de Rugy. Ein Sprecher der Umweltorganisation Robin des Bois kündigte im Sender Franceinfo an, seine Organisation wolle in dem Fall in den kommenden Tagen Klage gegen Unbekannt einreichen.

Nach Angaben der Präfektur waren 27 Menschen an Bord des Schiffes, sie wurden vom britischen Kriegsschiff "HMS Argyll" gerettet. Das Schiff war auf dem Weg nach Casablanca in Marokko.

(APA/dpa)

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