Papst will mit Erlass Schutz von Minderjährigen im Vatikan erhöhen

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VATICAN-POPE-MASS-LENTAPA/AFP/ANDREAS SOLARO
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Der Vatikan bemühe sich, jede Form von Misshandlung oder Ausnutzung in vatikanischen Einrichtungen zu bekämpfen, heißt es im Erlass.

Mit der Veröffentlichung eines Erlasses in Form eines sogenannten Motu Proprio und eines neuen Gesetzes stärkt Papst Franziskus die Vorschriften zur Bekämpfung und Vorbeugung von Kindesmissbrauch in der römischen Kurie und im Vatikan. Eingeführt wird die Anzeigepflicht bei Kindesmissbrauch. Die neuen Vorschriften treten am 1. Juni in Kraft.

Das Personal der Kurie sowie Nunziaturen (Vatikan-Botschaften) und Diplomaten werden verpflichtet, umgehend der vatikanischen Justiz Missbrauchsfälle anzuzeigen, die Minderjährige, oder verletzliche Personen betreffen. Wer sich des Missbrauchs gegen Kinder oder verletzliche Personen schuldig macht und deshalb verurteilt worden ist, wird künftig sofort seines Amts enthoben.

Der Vatikan bemühe sich, jede Form von Misshandlung oder Ausnutzung in vatikanischen Einrichtungen zu bekämpfen, heißt es im Erlass. Zugleich soll Opfern und ihren Familienangehörigen angemessene "spirituelle, ärztliche, psychologische und rechtliche Unterstützung" garantiert werden. Angeklagten soll das Recht auf einen fairen Prozess garantiert werden.

Kandidaten für eine Tätigkeit im Vatikan müssen zudem künftig auf ihre Eignung zum Umgang mit schutzbedürftigen Personen geprüft werden. Auch werden verbindliche Fortbildungen zum Kinderschutz in den Einrichtungen der Kurie und des Vatikanstaats eingeführt. Weiters ist ein eigener Kinderschutz-Beauftragter vorgesehen.

Viertägiges Treffen zu Kinderschutz

Im Februar hatte im Vatikan ein viertägiges Treffen zum Thema Kinderschutz stattgefunden, an dem Bischöfe aus der ganzen Welt beteiligt waren. Österreich war durch den Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn vertreten. Vatikansprecher Alessandro Gisotti sprach von einem "ersten wichtigen Schritt" nach dem Antimissbrauchs-Gipfel vom 21. bis 24. Februar im Vatikan. Der Papst hoffe auch dank dieser Dokumente auf ein wachsendes Bewusstsein, dass die Kirche "immer mehr ein sicheres Haus für Kinder und schutzbedürftige Personen" sein müsse.

Anti-Missbrauchsverbände kritisierten den Erlass des Papstes. "Diese Maßnahmen müssten für die ganze Kirche weltweit gelten. Da es sich um ein Motu proprio handelt, werden sie jedoch lediglich im Vatikan gültig sein", sagte Francesco Zanardi, Präsident des Anti des Opfernetzwerks "Rete L'Abuso".

Zanardi war selbst als 13-Jähriger von einem Geistlichen missbraucht worden. Während des Treffens zum Thema Kinderschutz im Vatikan hatte er wiederholt vergebens um eine Begegnung mit dem Papst gebeten. Er hatte sich über die Ergebnisse des Kinderschutzgipfels im Vatikan "enttäuscht" gezeigt "Es sind nur leere Worte", kritisierte er.

(APA)

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