Alabama: Senat stimmt für beinahe vollständiges Abtreibungsverbot

Pro-choice supporters protest in front of the Alabama State House as Alabama state Senate votes on the strictest anti-abortion bill in the United States at the Alabama Legislature in Montgomery
Pro-choice supporters protest in front of the Alabama State House as Alabama state Senate votes on the strictest anti-abortion bill in the United States at the Alabama Legislature in MontgomeryREUTERS
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Ärzten droht bei Verstoß lebenslange Haft. Eine Umsetzung würde allerdings gegen ein Urteil des Supreme Courts aus 1973 widersprechen. Das war der Plan der Initiatoren.

Der Senat von Alabama hat ein Gesetz verabschiedet, das Abtreibungen in dem US-Bundesstaat in fast allen Fällen verbieten und Ärzte mit bis zu 99 Jahren Haft bestrafen würde. Die Kammer stimmte am Dienstagabend (Ortszeit) mit der republikanischen Mehrheit für die umstrittene Neuregelung, wie US-Medien übereinstimmend berichteten.

Die republikanische Gouverneurin Kay Ivey muss das Gesetz noch unterzeichnen. Allerdings wäre selbst dann unwahrscheinlich, dass es auf absehbare Zeit in Kraft tritt, weil es einem Urteil des Supreme Courts aus dem Jahre 1973 widerspricht, das Abtreibungen in den gesamten USA erlaubt.

Ziel der Abtreibungsgegner ist es, dass sich letztlich der Supreme Court mit verschärften Abtreibungsgesetzen wie dem aus Alabama beschäftigt. Sie hoffen, dass das oberste Gericht der USA dann das Urteil aus dem Jahr 1973 kippen könnte. Die Abtreibungsgegner bauen auf die konservative Mehrheit im Supreme Court, die US-Präsident Donald Trump durch die Ernennung von zwei Richtern etabliert hat.

Das Abgeordnetenhaus von Alabama hatte das Gesetz bereits Ende April verabschiedet. Die "Washington Post" zitierte den republikanischen Abgeordneten und Initiator des Gesetzes, Terri Collins, mit den Worten, bei der Initiative gehe es darum, das Urteil des Supreme Courts von 1973 in Frage zu stellen. "Das ist der Weg, wie wir dorthin kommen, wohin wir am Ende wollen."

Alabamas Vize-Gouverneur und Senatspräsident Will Ainsworth begrüßte das Gesetz als "starke Maßnahme zur Verteidigung der Rechte der Ungeborenen". Die Grundlagenentscheidung von 1973 müsse angefochten werden, "und ich bin stolz, dass Alabama vorangeht".

Bobby Singleton, Chef der Demokraten im Senat von Alabama, warf den Unterstützern des neuen Gesetzes vor, sie hätten "den Staat Alabama gerade selbst vergewaltigt". Mit bebender Stimme sagte er in Richtung der strikten Abtreibungsgegner: "Ihr sagt damit meiner Tochter, du bist im Staat Alabama nicht wichtig (...) Es ist okay, wenn Männer dich vergewaltigen - und wenn du schwanger wirst, musst du sein Baby austragen."

Bürgerrechtsbewegung will Gesetz anfechten

Die Bürgerrechtsbewegung ACLU kündigte umgehend an, das Gesetz anzufechten. Die ACLU verwies darauf, dass Abtreibungen weiterhin in allen 50 US-Bundesstaaten legal seien. "Wir werden klagen, um zu verhindern, dass dieses Gesetz jemals in Kraft tritt." Das gelte auch für zunehmend restriktive Gesetze in anderen Bundesstaaten. Mehrere Bundesstaaten haben bereits schärfere Abtreibungsregelungen beschlossen oder arbeiten daran. Das Gesetz in Alabama wäre aber das weitestgehende. Die "Washington Post" sprach vom "restriktivsten Abtreibungsverbot der Nation".

Nach dem Gesetz in Alabama würden Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, künftig eine schwere Straftat begehen. Diese Art von Taten wird in dem Bundesstaat mit zehn bis 99 Jahren Haft bestraft. Strafbar wären dem Gesetz zufolge auch Schwangerschaftsabbrüche nach Vergewaltigung oder Inzest. Ausgenommen wären nur Fälle, in denen eine Abtreibung notwendig ist, "um eine ernste Gesundheitsgefahr für die Mutter des ungeborenen Kindes zu verhindern". Das Gesetz würde dem Entwurf zufolge erst sechs Monate nach Unterzeichnung durch die Gouverneurin in Kraft treten - wenn es nicht von einem Gericht gestoppt wird.

(APA)

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