Kindergarten: Kurz hofft auf baldiges zweites Pflichtjahr

Integration Kurz hofft zweites
Integration Kurz hofft zweites(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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"Ich bin überzeugt davon, dass es kommt", sagt der Staatssekretär zu einer Ausweitung der Kindergarten-Pflicht. Er kritisiert außerdem den "Wildwuchs" von Schulversuchen und Projekten.

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) hofft weiter auf eine möglichst rasche Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres für Kinder mit Sprachschwierigkeiten und tritt auch für Ganztagsschulen "im urbanen Raum" ein. Eine Diskrepanz zum familienpolitischen Credo seines Parteiobmanns Michael Spindelegger sieht er dabei nicht, denn es gehe ja um Maßnahmen nur für jene Familien, in denen es daheim nicht genügend Unterstützung für die Kinder gebe.

Zu viele Schulversuche

In Sachen Bildung hatte Kurz erst vor kurzem für Irritation im SP-geführten Unterrichtsministerium gesorgt, als er den derzeitigen Integrationsansatz in Schulen zur Debatte und ein Bildungskonzept für junge Migranten in Aussicht stellte. "Es gibt sehr starken Wildwuchs im Bildungsbereich, von Schulversuchen und Projekten, von denen manche sinnvoll sind und manche nicht", bekräftigt er.

Bekanntermaßen steht und fällt nach Ansicht des Staatssekretärs der schulische Erfolg mit den Sprachkenntnissen. "Es gibt viele Kinder, die beim Schuleintritt nicht Deutsch können." Deshalb Kurz' Forderung nach einem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr. Wann genau er diese Forderung - die Geld kostet - durchsetzen kann, wagt Kurz nicht einzuschätzen. "Ich bin überzeugt davon, dass es kommt. Da bin ich natürlich froh, wenn es innerhalb von wenigen Jahren verwirklichbar ist."

Schule muss Ergänzung bieten

Auch die Ganztagsschule kann "in vielen Bereichen im urbanen Raum sinnvoll sein", findet Kurz. Wie aber passt das zu jüngsten Aussagen Spindeleggers? Der hatte Ende Juni in einem "Gastkommentar" in der "Krone" gegen die Ganztagsschule gewettert und dagegen, dass Eltern "ihre Kinder so früh wie möglich den ganzen Tag in einer staatlichen Einrichtung abgeben" und "auf diese Weise nicht mehr Eltern" seien. Kurz sieht hier keine Diskrepanz: "Staatliche Institutionen müssen notwendige Ergänzung und Unterstützung bieten, die es zu Hause nicht gibt. Das heißt nicht, dass man jemand, der diese Unterstützung zu Hause hat, aus der Familie herausreißen muss."

Grüne: Zweites Jahr für alle Kinder

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) geht mit seiner Forderung nach einem zweiten Kindergartenjahr den Grünen nicht weit genug und dem BZÖ zu weit. Die Grüne Familiensprecherin Daniela Musiol trat am Dienstag in einer Aussendung für "ein zweites Kindergartenjahr für alle Kinder" ein. BZÖ-Familiensprecherin Ursula Haubner dagegen pochte auf die "Entscheidungsfreiheit" der Eltern, wie sie ihre Kinder betreuen (lassen) wollen.

Musiol findet es zwar grundsätzlich positiv, dass Kurz sich um die Debatte um das zweite verpflichtende Kindergartenjahr bemüht, allerdings sei es "ein Fehler, wenn es nur auf Kinder mit Sprachschwierigkeiten beschränkt wird". Der Kindergartenbesuch bedeute generell einen Entwicklungsschub für Kinder, berief sich Musiol auf "zahlreiche Studien". Allerdings stünde es um die Rahmenbedingungen in der Elementarpädagogik nicht zum Besten, kritisierte sie einmal mehr.

BZÖ gegen zweites verpflichtendes Jahr

Haubner dagegen trat gegen ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr ein. Sie sei für den Ausbau der Kinderbetreuung, aber "man sollte den Eltern nicht alles unter dem Deckmantel der Verpflichtung verordnen", schrieb sie in einer Aussendung. Die Entscheidungsfreiheit müsse bei den Eltern bleiben. Den verpflichtenden Kindergartenbesuch im letzten Jahr vor der Schulpflicht dagegen betrachtet das BZÖ als sinnvoll, handle es sich doch um "ein entscheidendes Bildungsjahr".

(APA)

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