Schülertheater als Ausgleich zu kognitiv orientierter Schule

Schuelertheater Ausgleich kognitiv orientierter
Schuelertheater Ausgleich kognitiv orientierter(c) FABRY Clemens
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Psychotherapeutin Rotraud Perner sieht die Persönlichkeitsbildung als zentrale Stärke des Jugendtheaters.

Wien/Thea. Gefühle zeigen, sich in andere Rollen versetzen, die eigene Wahrnehmung schärfen, Körperbeherrschung erlernen, die Sprachkompetenz erweitern oder einfach nur gemeinsam mit anderen an einem Ziel arbeiten: Das sind nur ein paar der positiven Aspekte, die die Psychotherapeutin und Wissenschaftlerin Rotraud Perner am Projekt „Jugendtheater Company“ des „European Grouptheater“ erkennt.

Seit 2006 stellt das „European Grouptheater“ jährlich mehrere Theateraufführungen auf die Beine. Das Besondere: Die Schauspieler haben keinen professionellen Hintergrund, sie sind Schüler, Lehrlinge und Studenten – und sind zum Teil schüchtern oder sprechen nicht perfekt Deutsch. Und dennoch: Sie spielen auf den renommiertesten Bühnen des Landes – etwa am Wiener Volkstheater. Bewerben kann sich jeder, derzeit laufen die Castings.

Wissenschaftliche Projektbegleitung

Vier Jahre lang hat Rotraud Perner das Projekt wissenschaftlich begleitet. Sie kommt zu dem Schluss, dass Angebote wie dieses vor allem deshalb essenziell seien, weil „unser Schulsystem einseitig kognitiv ausgerichtet ist“. Für musische Fächer, „die die rechte Gehirnhälfte und somit Emotionen ansprechen“, wäre in der Schule immer weniger Platz. Hinzu kämen Politiker, „von denen wir ständig hören, dass wir Physiker, Techniker und Betriebswirte“ brauchten. Das würde künstlerische Berufe abwerten, zusätzlich käme auch die Persönlichkeitsbildung der Schüler, für die die musischen Fächer essenziell wären, zu kurz.

Genau diese Lücke füllt laut Perner die „Jugendtheater Company“. Einerseits durch die Auswahl der Stücke, die aufgeführt werden, aber andererseits auch durch die Auswahl der Teilnehmer würden Themen wie Kooperation, Inklusion, Gewaltprävention, Antidiskriminierung und Friedensarbeit lebensnah behandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2012)

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