Die Aufrechterhaltung der Kampfzone. Oder: Wie hältst du's mit deinen Kindern?
Wie eine scharfe ideologische Auseinandersetzung aussieht, ließ sich im US-Wahlkampf gut beobachten. IÖsterreich, dem Land der Sozialpartnerschaft, sind die Konturen längst verschwommen. Doch es gibt ein Gebiet, das nach wie vor eine Kampfzone der Ideologien ist. Wird nämlich die Frage behandelt „Was tun mit den Kindern?“, geraten sich die großen Weltanschauungsvereine von einst, die SPÖ und die ÖVP, verlässlich in die Haare.
Die SPÖ forciert die Betreuung außer Haus: durch einen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und der Ganztagsschulen. Die ÖVP hingegen hängt noch am traditionellen Modell und setzt lieber auf Steuerbegünstigung bei der Kinderbetreuung und bremst bei den Ganztagsschulen.
Die Lebensrealität gibt zunehmend der SPÖ recht: Es ist möglicherweise sinnvoller, neue Krippen und Kindergärten zu errichten, da diese auch immer mehr nachgefragt werden. Zumal die Kinderbetreuungskosten ohnedies nur zu einem Teil steuerlich geltend gemacht werden. Auch die Ganztagsschule gewinnt an Akzeptanz, da immer mehr Mütter berufstätig sind.
Dieser Trend ist also ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Allerdings: Jene, die sich diesem aus guten Gründen verweigern – weil sie sich selbst (mehr) um ihr Kind kümmern möchten –, sollten dazu nicht gezwungen werden. Auch nicht mit sanftem Druck.
Das Angebot sollte da sein, die Wahlfreiheit aber erhalten bleiben. Denn letztlich müssen die Eltern wissen, was gut und richtig für ihr Kind ist.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2012)