Schlechte Leistungen: Lehrer sehen Schuld bei Schmied

Studien Lehrer wundern sich
Studien Lehrer wundern sich(c) Clemens Fabry
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Gewerkschafter Paul Kimberger wundert sich nicht über die Ergebnisse des ersten Bildungsstandard-Tests.

Für den Vorsitzenden der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger (FCG), sind die Ergebnisse der ersten Bildungsstandard-Testung in Mathematik "insgesamt nicht so schlecht". Er sei vor allem begeistert von jenen Brennpunktschulen, die trotz widriger Rahmenbedingungen gute Ergebnisse erreicht hätten. Dass 17 Prozent der Schüler die Standards nicht erreichen, ist aus seiner Sicht keine große Überraschung. Dass es eine Risikogruppe gibt, habe man schon davor gewusst und "wir werden uns anstrengen müssen, diesen Anteil deutlich zu verringern".

Die Verantwortung für das schlechte Abschneiden von jedem sechsten Schüler sieht er allerdings nicht bei den Lehrern, sondern beim Unterrichtsministerium: "Wenn man uns nicht die notwendigen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt, braucht man sich darüber nicht wundern." Das Ministerium müsse dafür sorgen, dass mehr Ressourcen bei den Schülern ankommen, statt Geld in "Prestigeprojekte" und "Hochglanzbroschüren" zu stecken. "Dann können wir endlich Ernst machen mit mehr Individualisierung. Wir brauchen kleinere Gruppen, Frühförderung und Förderung bei der Unterrichtssprache Deutsch. Es muss mehr Geld bei den Kindern ankommen."

"Fairer Vergleich ist fatale Botschaft"

Der Bildungswissenschafter Stefan Hopmann (Uni Wien) befürwortete im Ö1-Mittagsjournal zwar die Berücksichtigung der sozialen und kulturellen Herkunft in den Bildungsstandards, warnte aber davor, das Abschneiden der Schüler lediglich als Leistung der Schule zu werten. "Man weiß, dass außer der Schule und der sozialen Herkunft der Kinder für den konkreten Ausfall der Ergebnisse noch hundert andere Gründe verantwortlich sein können". Den die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Schulen berücksichtigenden "fairen Vergleich" hält Hopmann für eine "fatale Botschaft": "Man verteilt damit die Botschaft: 'Wenn du unten bist, ist das nicht so schlimm, wenn es immer noch etwas mehr ist, als die anderen können. Und wenn du oben bist, nützt dir das nichts, weil es immer noch jemanden gibt, der mehr kann als du.'"

Die als Gegeninitiative zum Bildungsvolksbegehren gegründete "Bildungsplattform Leistung & Vielfalt" forderte in einer Aussendung einen "Paradigmenwechsel in der bildungspolitischen Debatte". "Bei nüchterner Betrachtung der traurigen Ergebnisse im Lesen und Rechnen am Ende der Gesamtschule Volksschule ist der Ruf nach einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen geradezu als Anschlag auf die Zukunft unseres Landes zu werten", so Plattform-Vorsitzender Günter Schmied in einer Aussendung. Die ÖVP-nahe Schülerunion bemängelte in einer Aussendung, dass Neue Mittelschulen bei der Auswertung der Ergebnisse nicht extra ausgewertet wurden.

(APA)

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