Ein "Presse"-Rückblick über die Aufreger im Bildungsjahr 2012.
30.12.2016 um 21:23
Ein Blick auf jene Aufreger, Vorhaben und Rücktritte, die wieder aus dem Blick der Medien verschwanden: Was wurde aus dem umstrittenen „Café Rosa“ der ÖH? Was macht Elmar Märk, der geschasste Kurzzeit-PH-Tirol-Chef, heute? Was wurde eigentlich aus BIFIE-Direktor Josef Lucyshyn? Und wo arbeiten jene Postbeamten, die die Lehrer entlasten sollten, heute? „Die Presse“ hat nachgeforscht.
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Das Studentenbeisel bleibt vorerst geschlossen. Ein neuer Pächter wurde bislang nicht gefunden.Zur Vorgeschichte: Das „antikapitalistische“ Café wurde im Mai 2011 eröffnet. Nicht einmal ein Jahr war es pleite. Die ÖH argumentierte, dass man „nie die Intention“ hatte, „ein gewinnorientiertes Unternehmen aufzubauen“. Investiert wurden rund 443.000 Euro - durch ÖH-Beiträge. Besonders bitter: Der Mietvertrag wurde auf fünf Jahre abgeschlossen. Ein neuer Pächter müsste für die ÖH die Prinzipien (wie antikapitalistisch, basisdemokratisch, antiklerikal) akzeptieren.
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Nicht mehr benötigte Postler sollen nicht nur zur Polizei wechseln können, sondern auch in die Verwaltung der Schulen, so Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) im März. Es gibt bereits erste Interessenten. Es hakt jedoch am Lehrerdienstrecht: Erst, wenn dieses verhandelt ist, ist klar, wie es mit Unterstützungspersonal an Schulen aussieht.
Als „kommunistische Gangart“ und „Meinungsterror“ wurde die Vorgangsweise von Ministerin Claudia Schmied (SPÖ) in der Causa Elmar Märk von den politischen Gegnern bezeichnet. Denn Märk sollte eigentlich neuer Rektor der PH Innsbruck werden. Nach einem Interview, in dem er sich gegen die Pläne Schmieds und für eine Zukunft der Lehrerausbildung an den Unis aussprach, wurde er von der Ministerin jedoch abberufen. Märk kämpft bis heute auf dem Rechtsweg gegen seine Abberufung, der erste Verhandlungstermin ist im Februar. Inzwischen ist Märk wieder als Direktor an seine alte HTL zurückgekehrt bzw. als Bundesbediensteter zurückbeordert worden.
Schulexperte Andreas Salcher sorgte – wenn es nach der Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl geht – für die „Bobo-Debatte“ des Jahres 2012. Er gab den Anstoß zur erneuten Diskussion über den späteren Unterrichtsbeginn. Seine Forderung: ein Schulbeginn um neun statt um acht Uhr. Das Ergebnis: eine hitzige Debatte ohne Ergebnis.
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Josef Lucyshyn, der ehemalige Chef des BIFIE, sieht sich als politisches Opfer. Er wurde im März 2012 von Ministerin Schmied abgesetzt, ihm wurde ein „zu lockerer Umgang mit Steuergeldern“ vorgeworfen. Mittlerweile wehrt sich Lucyshyns auch juristisch: Er hat Berufung gegen das Dienstrechtsverfahren eingelegt und außerdem eine Klage beim Arbeitsgericht eingebracht. Egal, wie das Verfahren ausgeht, auf seinen Posten wird Josef Lucyshyn nicht mehr zurückkehren. Seit Juli dieses Jahres ist er offiziell in Pension. Er lehrt am Institut für Bildungswissenschaft an der Uni Wien. Seine Lehrveranstaltung trägt den Titel „Qualitätsentwicklung in der Schulpraxis“.
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2012 hatte die Politik Schulschwänzer im Visier. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) schlug vor, den Eltern von Schwänzern die Familienbeihilfe zu streichen. Nach langem Hin und Her einigten sich SPÖ und ÖVP auf eine Verdoppelung der Strafe für Schulschwänzer von 220 auf 440 Euro. Was auf den ersten Blick als deutliche Verschärfung anmutet, wird auf den zweiten Blick relativiert. Denn die Strafen sind lediglich die letzte Konsequenz. Davor wird ein Stufenplan mit vier verschiedenen Phasen schlagend.
Es war der Konflikt um den Bau eines Freizeitzentrums für Uni-Angehörige, der dem Klagenfurter Rektor Heinrich C. Mayr nach längeren Unstimmigkeiten schließlich das sprichwörtliche Genick brach. Mayr wurde im April vom Uni-Rat abberufen. Der Uni Klagenfurt hat er indes nicht den Rücken gekehrt: Er ist als ordentlicher Professor wieder vermehrt in der Forschung tätig. Er kämpft allerdings auch weiterhin gegen seine Abberufung: Mittlerweile liegt die Beschwerde Mayrs beim Verwaltungsgerichtshof. Gibt ihm dieser recht, könnte er auf den Rektorsposten zurückkehren.
Die Geschichte der Med-Unis in Österreich ist turbulent. 2004 wurden diese aus ihren Stammunis ausgegliedert und zu eigenständigen Institutionen erklärt. Vor allem Innsbruck sorgte 2012 mit einer lebhaft-schmutzigen Debatte über die Zusammenlegung von Uni und Med-Uni für zahlreiche Schlagzeilen. Passiert ist bis heute nichts. Die Proponenten einer neuen Med-Uni in Linz spielen seit Jahren die Bittsteller. Eine Medizin-Fakultät anstelle einer eigenen Uni soll nun in die Johannes-Kepler-Uni eingegliedert werden. Niederösterreich hat sich den Gang zum Wissenschaftsministerium erspart: Die von Landeschef Erwin Pröll gewünschte private Medizin-Uni am Standort Krems soll 2013 in Betrieb gehen.
Es war ein beherzter Kampf um das erste Gymnasium speziell für Legastheniker. Der Standort in Wien war rasch gefunden: die ehemalige Schwesternschule auf dem Areal der Ignaz-Semmelweis-Klinik im 18. Bezirk. Auch die Finanzierung war sichergestellt. Stadtschulrat und Bezirkspolitik zeigten sich einverstanden bis begeistert. Jedoch wollte die Stadt Wien als Eigentümer das Gebäude schlicht nicht an die Schulgründer abgeben. Anstelle der Schule für Legastheniker sollte schon bald eine andere Schule einziehen: die „Amadeus – International School of Music Vienna“. Eine private Eliteschule für musikalisch begabte Kinder aus aller Welt und ihre betuchten Eltern: Schulgeld und Internat belaufen sich auf 30.000 Euro jährlich.
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