Schule, Scherze und (kein) Striptease von Schmied

TIROL: EX-MINISTERIN SCHMIED GAB DEBUeT ALS UNI-VORTRAGENDE IN INNSBRUCK / SCHMIED
TIROL: EX-MINISTERIN SCHMIED GAB DEBUeT ALS UNI-VORTRAGENDE IN INNSBRUCK / SCHMIEDAPA/EXPA/JOHANN GRODER
  • Drucken

Die frühere SPÖ-Unterrichtsministerin gab nach fast einjähriger Absenz in der Öffentlichkeit ihr Debüt als Uni-Lehrende in Innsbruck: Dabei verteidigte sie ihre Reformprojekte und zeigte sich betont locker.

Letztlich artete die erste Uni-Vorlesung der Ex-Unterrichtsministerin ein bisschen aus in eine Verteidigung jener Reformen, die Claudia Schmied (SPÖ) als Ressortchefin angestoßen hatte: die neue Lehrerausbildung, das Lehrerdienstrecht, die Neue Mittelschule, die Zentralmatura. „Jetzt laufe ich schon wieder zu Höchstform auf“, sagte Schmied mit einem Anflug von Selbstironie, als sie die Befürchtungen der Studierenden in Bezug auf die neue Zentralmatura zu zerstreuen suchte.

Man müsse mit einer positiven Haltung herangehen. Vielleicht Lehrer einladen, die die neue Reifeprüfung bereits umgesetzt haben. „Aber jetzt habe ich gepredigt. Ich dachte, ich hätte das Ganze schon hinter mir gelassen.“ Auch knapp ein Jahr, nachdem sie die Politik verlassen hat, hängt Schmieds Herz an ihren Reformprojekten. Auch, wenn einige davon mindestens Schönheitsfehler aufweisen.


Erster Auftritt seit Langem. Es ist eigentlich nicht ungewöhnlich, dass Ex-Minister nach dem Ende ihrer politischen Karriere in dem einen oder anderen Hörsaal auftauchen. An der Uni Innsbruck, wo Schmied in einem Seminarraum im Keller der Geisteswissenschaftlichen Fakultät doziert, ist sogar der frühere Wissenschaftsminister und vormalige Uni-Rektor Karlheinz Töchterle (ÖVP) wieder als Dozent tätig. Er ist jedoch auch politisch als Abgeordneter nicht (ganz) von der Bildfläche verschwunden. Anders als Schmied.

Schmied hielt sich seit dem Regierungswechsel vor knapp einem Jahr ganz bewusst von Politik, Medien und Öffentlichkeit fern: Nicht ein einziges Mal äußerte sich die Ex-Ministerin nach ihrem Abtritt, angekündigt am Tag nach der Wahl im September 2013, zu bildungspolitischen Themen. Auch nicht zu anderen, etwa zu beruflichen Perspektiven. Ein paar Mal fiel ihr Name. Etwa, als das Gerücht umging, sie interessiere sich für den Rektorsjob an der Salzburger Kunst-Uni Mozarteum. Auch da: kein Kommentar.

Nun also Uni-Lehrende. Schon früher dozierte die früherer Bankerin an der Wirtschaftsuni. Jetzt spricht sie aber über das, was sie in sieben Ministerjahren einmal mit mehr, gegen Ende mit weniger Erfolg versucht hat. „Schule neu denken“ lautet der Titel der Lehrveranstaltung für angehende Lehrer. Zunächst sollten die 60 Studierenden am Freitag drauflosfragen, was in besagte (schulpolitische) Debatten mündete. Schmied: „Ich habe gedacht, das muss jetzt einmal raus. Dann ist der Weg frei für die anderen Dinge.“


Blick hinter die Kulissen. Auch im weiteren Verlauf geht es (mitunter) um Politik. Nicht nur unterschwellig – es geht um den Einfluss von Emotionen auf das Handeln, um gesellschaftliche Veränderungsprozesse und den Beitrag der Schule oder eine Kultur des Gelingens (letzteren Begriff kennt man schon aus ihrer Zeit als Ministerin). Schmied will einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen, wie sie das politische Spiel erlebt hat. Einschränkung: „Das wird aber kein Striptease.“

Überhaupt gab sich die Ministerin ungewöhnlich (und betont) locker. „Warum Innsbruck? Das habe ich mich auch gefragt, als ich um halb fünf Uhr in der Früh aufgestanden bin.“ „Manche denken vielleicht: Warum kommt da jetzt die Ex-Ministerin? Hat die nichts anderes zu tun?“ „Als ich gesehen habe, dass es eine Mindestzahl an Anmeldungen braucht, damit die Lehrveranstaltung zustande kommt, habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht.“

Tatsächlich war die Lehrveranstaltung der Ex-Ministerin laut Universität sogar überbucht. Auch wenn die wenigsten Studierenden sich spezifisch wegen der prominenten Dozentin angemeldet haben dürften: eher zufällig, weil sie zugewiesen wurden, wegen des Themas. „Bei der Anmeldung habe ich anfangs sogar noch gedacht: Witzig, die Vortragende heißt ja gleich wie die ehemalige Unterrichtsministerin“, meint eine Studentin.

Was ihre berufliche Situation angehe, meinte Schmied: Sie freue sich riesig, nach drei intensiven beruflichen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit nun einmal auf das legen zu können, was sie persönlich interessiere. „Welche Türen sich noch öffnen, werden wir sehen.“ Dass sie sich – wie kolportiert – für den Rektorsjob an der PH Tirol beworben habe, sei nicht korrekt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

TIROL: EX-MINISTERIN SCHMIED GAB DEBUeT ALS UNI-VORTRAGENDE IN INNSBRUCK / SCHMIED
Home

Comeback von Claudia Schmied - an der Uni

Ex-Bildungsministerin Claudia Schmied gab Debüt als Uni-Vortragende in Innsbruck und hielt die Vorlesung "Schule neu denken".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.