Vielleicht kennt schon jemand den Herrn Fuchs, der Bücher verschlingt. Nicht metaphorisch, sondern mit etwas Salz und Pfeffer. Im ersten Buch von Franziska Biermann ist er noch mittellos und stellt eine Plage für die städtische Bücherei dar, im nun erschienenen "Herr Fuchs und der rote Faden" hat sich einiges geändert. Herr Fuchs ist mittlerweile ein Bestsellerautor. Und damit nicht nur berühmt, sondern auch reich. So führt er ein recht angenehmes Leben - bis jemand seine Ideen stiehlt. "Herr Fuchs und der rote Faden" ist ein wunderbares Buch voller sprachlicher und gedanklicher Finessen. Es wird dem hohen Anspruch gerecht, ebenso unterhaltsam für Kinder wie für Erwachsene zu sein. Erschienen ist es im mixtvision Verlag. Alter: Ab fünf Jahren. Kurzrezensionen von Rosa Schmidt-Vierthaler
(c) mixtvision
"Niemand erinnerte sich, wie sie in den Wald gekommen war, aber alle wussten: Es war gut, dass sie da war." Das "Sie" ist ein kleines Mädchen, ein Baby mit seligem Lächeln im Gesicht, um das sich die Tiere im Wald kümmern. Die Vögel zeigen ihr, wie man spricht und die Bären, wie man isst. Die Füchse zeigen ihr, wie man rauft - wobei man durchaus Mitleid mit den Füchsen bekommen kann, denn das Kind weiß seine Zähne offensichtlich recht gut einzusetzen. Das Kind fügt sich nicht nur in die Natur ein, es ist gleichsam die Natur. Bis es, man hat es natürlich geahnt, von Erwachsenen entdeckt, gefangen und in ein Haus gebracht wird, wo so böse Dinge wie Kämme und Besteck zuhause sind, das Kind aber nicht. Denn es ist wild. "Wild" ist ein originelles und wunderbar illustriertes Plädoyer für Natur und Freiheit, in dem warme, weiche Bilder und spitze Zähne kein Widerspruch sind. Alter: Ab drei Jahren. Erschienen im Sauerländer Verlag.
(c) Sauerländer
Ob diese Geschichte nun aus der ursprünglichen Sammlung Tausendundeine Nacht stammt oder nicht: "Ali Baba und die 40 Räuber" kann immer noch faszinieren. Die beiden Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die bösen Räuber und die Zauberworte, die die Tür in der Felswand öffnen. Nicht zu vergessen die kluge Sklavin, die am Ende die Familie rettet. Bis auf den allzu gierigen Bruder natürlich, den die Räuber ja schon gestötet hatten. Für Jacoby & Stuart hat Regina Kehn die Geschichte auf 32 Seiten illustriert. Ihre warmen, modernen Bilder nehmen der Handlung den (kurzzeitig doch vorhandenen) Schrecken. Ein schön bearbeiteter Klassiker kommt wieder in die Kinderzimmer. Alter: Ab sechs Jahren.
(c) Jacoby & Stuart
Dieses Buch fordert einige Aufmerksamkeit vom kleinen Leser - und hat sie aber auch durchaus verdient. "Das magische Zauberlupenbuch" bringt versteckte Welten zu Tage: Hinter den offensichtlichen, roten Bildern verbirgt sich jeweils eine ganz andere, tatsächlich mechanisch-bezaubernde Welt in blau, die durch die kleine Lupe im Buch (sie ist, Eltern können aufatmen, angebunden) sichtbar wird.So steckt hinter der Fassade eines gewöhnlichen Ameisenhaufens ein ausgeklügeltes Basislager, in dem die kleinen Tierchen Trampolin springen, Tausendfüssler befehligen, per Käfer-Panzer schießen und seltsame Versuchsreihen betreiben. Etwas schräg und absolut phantastisch, dieses Buch der Franzosen Agathe Demois und Vincent Godeau. Alter: Ab 4 Jahren. Erschienen bei FISCHER Sauerländer.
(c) FISCHER Sauerländer
Simon, der kleine Hase, hat einen (noch kleineren) Bruder bekommen. Was ihn sowohl beim Bau einer Rakete stört als auch tief erschüttert. Die geänderten Umstände werfen auch Fragen auf, etwa: "Wann geht das Baby zurück ins Krankenhaus?", die beunruhigende Antworten nach sich ziehen: "Dein kleiner Bruder ist für immer da". Wie soll ein kleiner Hase damit klarkommen? Seine treuen Wegbegleiter kennen Simon bereits in seiner Rolle als Superhase, haben ihn unschöne Wörter sagen hören und das Essen verweigern sehen - stets herrlich authentisch, stets zum Aus der Haut fahren bockig. Stephanie Blake hat mit "Babyfratz" ein wunderbares neues Simon-Buch geschaffen, das zwischen Raketenbau und Angst vorm Wolf mehr Verständnis für Kleinkinder schafft als ein Heer von Ratgebern. Erschienen im Moritz-Verlag. Alter: Ab drei Jahren.
(c) Moritz
Ein gutes Kinderbuch bringt ein Kind dazu, in die Geschichte wirklich einzutauchen. Sie beinahe physisch spürbar zu machen. "Nur noch kurz die Ohren kraulen?" zeigt, wie einfach so etwas möglich ist - ganz ohne batterienbetriebene Geräuschkulisse oder Klappen. Der kleine Hase in der Geschichte braucht einfach nur etwas Hilfe vom kleinen Leser. Das funktioniert etwa so: "Der Schlafanzug liegt bereit. Klatsch in die Hände - schon hat es ihn an." Das Pappbuch von Jörg Mühle ist entzückend. Und bei einem derart kooperativen Hasenkind kann man auch für das eigene das Beste fürs Schlafengehen hoffen. Erschienen im Moritz Verlag. Alter: Ab zwei Jahren.
(c) Moritz
Zuerst hast du Braunüberall nur Braun. Dann kommen die Samenkörner... und der Wunsch, dass es regnet,und dann regnet es.Und es ist noch immer alles braun,aber ein hoffnungsvolles, vielversprechendes Braun."Und dann ist Frühling" ist ein langsames, nachdenkliches, fast lyrisches Kinderbuch. Ein Kinderbuch, das die Vorfreude auf den Frühling in den Köpfen der Kinderkeimen lässt - wenn sie denn geduldig genug sind, richtig hinzuhören. Begleitet werden die Sätze von Julie Fogliano von natürlichen, erdigen, warmherzigen Bildern von Erin E. Stead. Alter: Ab 4 Jahren. Erschienen ist das Büchlein bei FISCHER Sauerländer.
Die Insel Saphira ist eine Insel der Piraten. Sie führen dort ein - für piratische Verhältnisse - relativ unspektakuläres Leben. Das gilt auch für Mick und seine Freunde, allerdings nur, bis sie eine Schatzkarte finden und sich zu fünft inklusive Möwe Penelope auf die Suche machen. Verfolgt werden sie bei ihrer Fahrt durch das Vergessene Meer von Carlo, der mit allen Attributen eines bösen Teenagers ausgestattet ist, und seiner Crew. "Der Schatz des Listigen Lars" ist ein klassisches Abenteuerbuch, das piratenbegeisterte Kinder auch sprachlich vergnügt; von Ausdrücken wie "schweigen wie ein Steinfisch" über "Abwarten und Korallentee trinken" bis zu "Heiliger Thunfisch". Es ist eine Geschichte voller Geheimnisse und Rätsel, die Autorin Gabi Neumyer sprachlich wie inhaltlich komplex erzählt. Erschienen bei Beltz. Alter: Ab neun Jahren.
(c) Beltz
Buchstaben sind nicht einfach nur Buchstaben, sie sind Persönlichkeiten. Zumindest das große und das kleine /k/ sowie das große und das kleine /t/, wie wir im Buch "Krokonil und Tupfentiger" erfahren. So passen etwa die beiden /k/ gut aufeinander auf: "Fällt das kleine /k/ von der Zeile, hilft ihm das große /K/. Ärgert sich das große /K/ über irgendetwas, schneidet das kleine /k/ komische Grimassen, damit es wieder lachen kann." So weit, so idyllisch. Streit kommt erst auf, als sich das kleine /k/ und das kleine /t/ in der Mitte des Buches, gleich nach der großen Kreuzung, am neuen Spielplatz treffen. Und, wer kennt das nicht, die Wartezeit für die ganz besonders tolle Schaukel zu lang wird. "Wüste Schimpfworte" fliegen hin und her, bei denen /t/ und /K/ sich (nicht nur) förmlich überschlagen. Die sehr assoziative "Geschichte für Buchstabenverwirbler und Wörtererfinder" folgt nicht immer einer durchgängigen Choreographie, ist aber sehr reizvoll. Kinder, die gern mit Wörtern spielen, werden begeistert sein. Das Buch wurde übrigens durch ein Projekt der St. Nikolausstiftung (Erzdiözese Wien) verwirklicht. Jährlich wird im Rahmen eines Wettbewerbs Jungillustratoren die Möglichkeit einer Veröffentlichung geboten.Alter: Ab vier Jahren. Erschienen im TYROLIA VERLAG.
(c) TYROLIA VERLAG
Das Hausbuch "Die ganze Welt der Lieder und Reime" bietet über hundert Seiten voll mit Liedern, Reimen, Fingerspielen und Gedichten. Von altmodisch ("Froh zu sein bedarf es wenig") bis modern ("Anne Kaffeekanne") wird mit fröhlichen Illustrationen ein weites Feld abgedeckt. So findet man etwa in der Kategorie "Der Sandmann ist da" ein Gedicht von Joseph von Eichendorff ebenso wie das durch Heinz Rühmann bekannt gewordene Gutenachtlied "La-Le-Lu" oder "Der Mond ist aufgegangen".Erschienen bei ars edition.
(c) arsedition
Gute-Nacht-Geschichten haben immer Saison. "Ich soll sieben Monate schlafen? Obwohl ich noch kein bisschen müde bin?" Im Vergleich zu einem Siebenschläfer hat es ein Menschenkind ja (fast) einfach. Weshalb dieses spezielle Siebenschläferkind Hilfestellungen von allen Seiten bekommt. Der Fuchs zeigt ihm etwa, wie man Schäfchen zählt ("ich werde zuerst sehr hungrig und dann sehr müde") und die Schnecke glaubt, eine Runde um den Block führt den Schlaf herbei.Doch am Schluss schlafen immer nur die anderen Tiere ein, es hilft eben nicht jeder Trick für jedes Tier. "Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht einschlafen konnte" ist eine reizende Gute-Nacht-Geschichte, kindergerecht erzählt und reizend illustriert.Alter: Ab vier Jahren. Erschienen bei Thienemann.
(c) Thienemann
Als Mr. und Mrs. Brown ihre Tochter vom Londoner Bahnhof Paddington abholen wollen, sind sie (im englischen Maße) erstaunt, einen kleinen, sprechenden Bären zu finden. Da er ein Schild um den Hals trägt, auf dem "Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären, dankeschön") steht, tun sie ebendies. Und schnell zeigt sich: Paddington ist ein äußerst rücksichtsvoller und bemühter kleiner Bär, der trotzdem mit einiger Regelmäßigkeit in missliche Situationen gerät. "Paddington - die Geschichte vom Bären aus dem tiefsten Peru" ist der Bilderbuchstart der erfolgreichen Bärengeschichten, die Michael Bond vor etwa 50 Jahren schrieb. Der kleine Bär wurde von R. W. Alley liebevoll illustriert und ist wunderbar britisch: Doppeldecker-Busse, Teestunde und jede Menge Höflichkeiten. Das charmante Buch ist bei Knesebeck erschienen.Alter: Ab vier Jahren
(c) Knesebeck
Zweifellos eins der besten Bücher dieses Herbsts ist "Professor Astrokatz: Universum ohne Grenzen". Darin erfährt man von einem habilitierten Kater im Mondanzug einerseits die großen Zusammenhänge, andererseits aber auch kleine, faszinierende Details des Weltraums. Das Buch ist sehr dicht: Die Galaxien, die Sonne, moderne Raketen werden genau erklärt, aber auch die Frage, wo es im All theoretisch Leben geben könnte, wird amüsant abgehandelt. Autor ist der promovierte Quantenphysiker Dominic Walliman, die - man kann es nicht anders sagen - genialen Illustrationen stammt von Ben Newman. Das bei Nordsüd erschienene Buch ist selbst ein faszinierendes Universum, dessen Entdeckung sich nicht nur für Kinder lohnt.Alter: Ab sieben Jahren.
Er ist ein Wolf, wie er im Buche steht: Schwarz und gefährlich. Bloß, dass er nicht im Buche steht. Mit jeder Seite kommt er näher. Schnell folgt der kleine Leser den Anweisungen und kippt das Buch, damit das böse Tier rutscht, er schüttelt es und dreht es herum. "Da kommt der Wolf" begeistert durch wohl dosierten Schrecken und die Sicherheit, dass die Geschichte trotzdem in der eigenen Hand liegt. Erschienen ist das wirklich empfehlenswerte Pappbuch bei Moritz. Alter: Ab 2 Jahren.
(c) Moritz Verlag
Es sind düstere Bildgewalten, die der Künstler Chen Jianghong hier mit Tusche auf Reispapier malte. Es ist auch eine düstere Geschichte, die er erzählt: Der kleine Fischer Tong lebt völlig allein in einer Bambushütte. Er weiß, er sollte nicht zum Fischen hinausfahren, wenn die Wolken schwarz wie Ruß sind. Und doch, er tut es. Was sich an seiner Angel verfängt, ist entsetzlich: Ein Skelett, das sich an sein Boot klammert. Als es ihn sogar zu seiner Hütte verfolgt, wird er ohnmächtig. Doch auch das Skelett hat Gefühle, und hier bekommt die Geschichte einen warmen Unterton: Die Wende zum Wahrhaft Menschlichen zeigt , dass das Düstere uns keine Angst machen muss. Eine Geschichte wie ein Märchen von Hans Christian Andersen - nur mit umgedrehten Vorzeichen. Erschienen bei Moritz. Alter: Ab fünf Jahren
(c) Verlag
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