Für viele alte Spiele braucht man lediglich mehrere Kinder. Die Regeln sind oft schon in Vergessenheit geraten, hier einige Klassiker im Porträt.
30.12.2016 um 17:00
Eine Kombination aus Fangen und Verstecken, für die man mindestens vier Spieler braucht. Zwei der Spieler sind Gendarmen, der Rest Räuber. Diese verstecken sich in der Umgebung, wobei ein etwas unwegsames Gelände vorteilhaft ist. Die Gendarmen beginnen zu suchen, wenn sie einen Räuber gefasst haben, bringen sie ihn in ein vorher vereinbartes „Gefängnis“. Dort kann der Räuber durch Antippen wieder befreit werden.
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Unter vielen Namen bekannt. Ein Kind steht etwa zehn Meter entfernt mit dem Rücken zur Gruppe. Es sagt laut „Ochs, Ochs, Ochs am Berg“ und dreht sich dann um. In der Zwischenzeit haben die anderen Kinder versucht, möglichst weit nach vorn zu laufen. Wer in der Bewegung ertappt wird, muss zurück.
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Von diesem Spiel gibt es gibt viele Versionen. Hier eine als „Himmel und Hölle“ bekannte: Der Grundriss wird mit drei einfachen Quadraten hintereinander gezeichnet, danach ein doppeltes, ein einfaches, ein doppeltes und wieder ein einfaches. An den Anfang kommt noch ein Quadrat mit der Beschriftung „Hölle“, ans Ende eins mit „Himmel“. Gesprungen wird auf einem Bein in die einfachen Kästchen, auf zwei in die doppelten. Ein Fehler ist es, mit dem zweiten Bein den Boden zu berühren oder auf einen Strich zu springen. Zuvor wird noch ein Stein ins Feld geworfen, den der Springer überspringen und beim Rückweg aufsammeln muss.
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Dafür braucht man viele Kinder – sonst aber nichts. Die Kinder werden in zwei gleich starke Gruppen geteilt, die jeweils einen Kaiser haben. Die Gruppen stellen sich – Hände haltend – in einer Linie im Abstand von einigen Metern auf. Mit den Worten „Der Kaiser schickt Soldaten aus“ muss ein Kind loslaufen und mit Schwung versuchen, die gegnerische Kette zu durchbrechen. Schafft er es, darf er ein gegnerisches Kind mit in sein Heer nehmen.
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Die Kinder sitzen in einem Kreis, nur eines geht außen rundherum und sagt den Spruch: „Der Plumpsack geht um, er geht um den Kreis, dass niemand was weiß, und wer ihn will haben, muss Schläge ertragen.“ Während des Gehens lässt es den Plumpsack – meist ein Tuch mit einem Knoten – hinter einem Kind auf den Boden fallen und läuft los. Das andere Kind muss dem ersten hinterher. Wenn das erste Kind den leeren Platz des Verfolgers erreicht hat, ohne gefangen zu werden, ist das andere dran.
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Ein Ball und eine Wand reichen für dieses Spiel. Ziel ist es, zehn Mal zu werfen, ohne dass der Ball auf den Boden fällt. Während der Flugphase werden verschiedene Aufgaben absolviert, die bei jedem Wurf schwieriger werden. Etwa: in die Hände klatschen, den Ball unter dem Bein durchwerfen, eine Drehung um die eigene Achse machen oder beim Fangen die Augen schließen.
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Entscheidend für die „Urform des Tischfußballs“ ist die Wahl der Waffen. Da es gern in Schulpausen gespielt wurde, gilt vielen das Lineal als Ideal, manchen aber auch ein Kamm. Der „Ball“ ist eine Münze, die mithilfe größerer Münzen – den Spielern – per Lineal auf einem Tisch ins gegnerische „Tor“ befördert werden muss. Übrigens bedeutet „pfitschen“ schnell gleiten, „Gagel“ etwas Rundes.
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Wird noch immer gern gespielt. Ein Fänger versucht, die anderen Kinder zu erwischen, und ruft jedesmal „Versteinert!“, wenn er es schafft. Das gefangene Kind muss bewegungslos stehen bleiben, kann aber befreit werden, indem ein anderes es durch einen Handschlag erlöst. In einer Variante müssen die Kinder zum Erlösen durch die Beine des Versteinerten kriechen.
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Der Kaiser steht einige Meter von den übrigen Kindern entfernt. Die stehen in einer Reihe, und eines nach dem anderen fragt den Kaiser, wie weit es gehen darf. Der antwortet mit einer Zahl und einer Art von Schritten, etwa Hopser, Zwergenschritte, Riesenschritte, Badewannen (das Kind legt sich auf den Boden) etc. Das kann vorwärts, aber auch rückwärts gehen. Wer den Kaiser zuerst erreicht, darf der Nächste sein. Das Spiel ist auch als „Mutter, wie weit darf ich reisen?“ bekannt.
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Für dieses Spiel benötigt man viele Bäume, die nicht allzu weit voneinander entfernt sind, ideal ist ein Obstgarten. Alle Kinder schnappen sich einen Baum, nur eines bleibt in der Mitte stehen. Nun geht es zu jedem Kind hin und fragt die „Schneider“ nach einer Schere. Das jeweils angesprochene Kind schickt den Bittsteller zum nächsten: „Geh zum Nachbarn.“ Inzwischen tauschen die Kinder schnell ihre Bäume. Während sie das tun, versucht das erste Kind, einen Baum zu erwischen.BUCHTIPP„Alte Kinderspiele – einst und jetzt“ von Inge Friedl. 2015 im Böhlau Verlag erschienen, 235 Seiten, 24,90 Euro.Die Historikerin präsentiert in ihrem Buch zahlreiche teils vergessene Spiele mit genauen Anleitungen und Erfahrungsberichten. Von „Zimmer, Küche, Kabinett“ über das „Pfitschigogerln“ bis „Zur Suppe greift“.
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Alte Spiele: Von Tempelhüpfen bis Zehnerln
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