20.500 Stunden Aufwand für Eltern

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das erste Gesetzespaket, das Ministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) nun in Begutachtung geschickt hat, soll kostenneutral sein. Nächster Schritt: Schulverwaltung.

Wien. Auch die Eltern werden an der Bildungsreform mitarbeiten müssen – ein bisschen zumindest. Mit insgesamt 20.500 Stunden pro Jahr wird der Extraaufwand für die Eltern in der Wirkungsfolgenabschätzung zu dem Entwurf angegeben, der nun in Begutachtung geschickt wurde. Der Grund: Bei der Schuleinschreibung müssen Unterlagen, Erhebungen und Förderergebnisse aus dem Kindergarten vorgelegt werden. Geht man von rund 82.000 Erstklässlern pro Jahr aus, macht das pro Kind eine Viertelstunde.

Insgesamt soll dieser erste Teil der Bildungsreform weitgehend kostenneutral sein. Zusätzliche Mittel für Sprachförderung sollen aus dem Integrationstopf der Regierung gedeckt werden. Außerdem sollen die Reformen in manchen Bereichen Einsparungen bringen. Das Abschaffen des Sitzenbleibens in den ersten drei Schuljahren soll dazu führen, dass pro Jahr rund 1500 Kinder weniger die Volksschule besuchen. Daraus ergebe sich ein geringerer Bedarf an Lehrern. Dass die Lernhilfe an Ganztagsschulen künftig keine Lehrer, sondern eigene Erzieher mit Matura und einer einjährigen Ausbildung betreuen sollen, soll ebenfalls Geld sparen.

Keine Noten, ein Deutschtest

Wie „Die Presse“ bereits berichtet hat, sollen Schulen zudem künftig selbst entscheiden, ob sie in den ersten drei Jahren die Noten Eins bis Fünf behalten oder auf alternative Beurteilungen umsteigen wollen. Sitzenbleiben im engeren Sinn soll abgeschafft werden, dafür werden die ersten drei Jahre flexibler gehandhabt: Schüler dürfen innerhalb des Schuljahrs abgestuft werden. Die ersten drei Klassen müssen sie in mindestens zwei bis maximal vier Jahren absolvieren.

Wer nicht gut genug Deutsch spricht, kann künftig maximal zwei Jahre lang elf Stunden pro Woche in eigenen Sprachstartgruppen gefördert werden. Sowohl beim Eintritt in die Schule als auch vor dem Wechsel in die Regelklasse sollen die Kinder einen Deutschtest absolvieren. Weiters sollen die Schulsprengel flexibilisiert werden. Auch dass Gymnasien den Start der neuen Oberstufe um bis zu zwei Jahre verschieben können („Die Presse“ hat berichtet), ist Teil des Pakets.

Die Opposition ist wenig beeindruckt. Die Grünen orten „Licht“ (etwa bei der Abschaffung der Noten) und „Schatten“ (dort, wo es Geld koste, steige man aus). Für die Neos ist die Reform „nicht einmal fast geil“, von Autonomie sei noch nichts zu sehen. Das Team Stronach wartet ebenfalls noch auf echte Autonomie. Die FPÖ ist von den Sprachfördergruppen angetan.

Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sieht die im November paktierte Reform damit im Zeitplan, Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) freut sich besonders über die Deutschförderung. Nächster Schritt soll die Schulorganisation sein – mit der Frage, bis zu welchem Grad Bund oder Länder für die Lehrer zuständig sind. Über die sogenannten Bildungsdirektionen wurde zuletzt gestritten. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)

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