Am Freitag Abend war das besetzte Audimax erstmals seit langem wieder zum Bersten voll. Georg Winckler, der Rektor der Uni Wien, hatte sich zu einer Diskussion angekündigt.
Vor dem Gespräch nahmen manche noch eine kleine Stärkung aus der Volxküche zu sich. Dass das Gespräch ein Erfolg für die Besetzer werden würde, nahmen diese nicht an.
Als Winckler das Audimax betrat, kam Applaus unter den Besetzern auf. Eine überraschende Geste der Akzeptanz. Den Medienrummel, der ihn empfing, empfand er allerdings als "unpassend".
Sechs Wochen lang drängten die protestierenden Studenten auf ein persönliches Gespräch mit dem Rektor. Winckler kam der Forderung mit Chefs von Uni-Rat und Senat nach. Allerdings waren diese teils sehr Diskussions-unwillig.
(c) Reuters (Heinz-Peter Bader)
Auch einige ältere Semester ließen sich das Ereignis nicht entgehen. Die Moderation übernahm die ÖH - eine Bedingung des Rektors.
Was folgte, war ein mehr als einstündiges Frage-Antwort-Spiel, das durch die strengen Regeln der Besetzer nicht unbedingt erleichtert wurde.
Wer sprechen wollte, musste sich in einer RednerInnenliste eintragen lassen, die nach dem Reißverschlussprinzip basisdemokratisch und geschlechtergerecht erstellt werden sollte.
Immer wieder appellierte Winckler an die Besetzer, ihre Anliegen "in einer Weise zu vertreten, die die Bevölkerung auch versteht". Es gäbe auch billigere Protestformen.
Lösungsorientiert war die Diskussion nicht zu nennen – zu breit war dafür die Themenpalette, die von der Umstellung auf das Bachelor-Master-System über Wincklers Vorstellungen zur Demokratisierung der Uni bis hin zu den im Audimax übernachtenden Obdachlosen reichte.
(c) APA (HERBERT NEUBAUER)
Diese beiden Studentinnen setzen jedenfalls auch weiterhin auf die Besetzung: "Wir lassen uns auf keinen Fall abspeisen. Winckler soll nicht immer alles auf die Politik schieben," sagen Leonie (links) und Theresa. Die beiden studieren Ernährungswissenschaften bzw. Jus.
Diese Dame betonte die gesellschaftspolitische Verantwortung der Unis, die diese ihrer Meinung nach zu wenig wahrnehmen: "Ich habe eine Vision vom Forum im alten Rom. Die Unis sollen sich für die Bevölkerung öffnen."
Ein Student machte einen kreativen Vorschlag, unter welchen Bedingungen der Hörsaal geräumt würde: Wenn Winckler einen Streik des gesamten Uni-Personals unterstützen würde. Der Rektor antwortete, er wolle auf dem Boden der Gesetze bleiben. Wofür er laute Buhrufe kassierte.
"Einige von Ihnen glauben wohl, was hier im Audimax beschlossen wird, gilt", so Winckler unter lauten Buh-Rufen der Besetzer. "Ich aber bekenne mich zu den Gesetzen." Und: "Es sollen nicht die zum Zug kommen, die am lautesten schreien".
Mit dem Vorhaben, die Studenten zu einer anderen Form des Protests zu überreden, scheiterte die Uni-Leitung. "Wir haben keine andere Möglichkeit, auf uns aufmerksam zu machen", so die Studenten.
Jakob hofft, dass die Proteste noch lange weitergehen. "Das Geld, das die Besetzung die Uni kostet, ist eine Vorarbeit für die künftigen Generationen," sagt der VWL-Student.
Dass die Besetzer bald zur Aufgabe des Audimax gezwungen werden, ist nicht zu erwarten. Die Uni-Leitung beteuerte erneut, dass sie eine Räumung durch die Polizei ablehnt.
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Doch die Besetzer sollten Aktionen unterlassen, die sie in Misskredit brächten. So soll ein Journalist der NZZ bedroht worden sein, allerdings von keinem Student, sondern von einem Obdachlosen.
Vom Abend blieb den Studenten zumindest eines: Eine Zehn-Euro-Geldspende des Rektors. Die steckte Winckler in eine Sammelbox für die Proteste.
Wie sich der Protest im Audimax über die Weihnachtsferien entwickelt, bleibt abzuwarten
''Wir machen die Regeln''
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