Schulen: Kluft zwischen Österreichern und Migranten

Schulen Kluft zwischen oesterreichern
Schulen Kluft zwischen oesterreichern(c) (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die Kluft zwischen Österreichern und Migranten an heimischen Schulen bleibt weiter alarmierend. Die Lockerung traditioneller Geschlechterrollen soll die beiden Gruppen einander näher bringen.

An Österreichs Schulen existiert noch immer eine tiefe Kluft zwischen Schülern mit österreichichen Eltern und Schülern mit Migrationshintergrund. Nur 10 Prozent der Migranten fühlen sich als Österreicher, 20 Prozent als voll integriert. Schüler ohne migrationshintergrund hingegen sind der Meinung, dass das Projekt Integration gescheitert ist. Das ist das Ergebnis einer Studie mit 120 Schülern zwischen 14 und 18 Jahren aus ganz Österreich, die in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "Erziehung und Unterricht" publiziert wurde.

"Aussagen der Schüler sind alarmierend"

Studienleiterin Edit Schlaffer bezeichnet die Aussagen der Jugendlichen als "alarmierend". "Sie leben zwar in Österreich, erfahren aber täglich, dass sich das Leben in ihrer Familie ganz anders gestaltet als in der Gesellschaft um sie herum", so Schlaffer. Die Migranten werden stark von den Eltern gelenkt und nennen als wichtigste Bezugspunkte Familie, Religion und Ehre.

Zwischen den beiden Gruppen gebe es keine natürliche Durchmischung, sondern eine Blockbildung, die beide Seiten misstrauisch macht. Die Schuld daran schieben sich die Jugendlichen gegenseitig zu: Die jungen Migranten würden sich gezielt absetzen, ihre eigene Sprache sprechen und "quasi als kleine schwimmende Inseln durch den  Alltag fluten", wie die Aussagen der österreichischen Schüler zusammengefasst werden.

Die Migranten wiederum haben den Eindruck, dass sich die übrigen Schüler bewusst von ihnen abgrenzen. Und sie haben ebenfalls Vorurteile gegenüber den österreichischen Jugendlichen: Diese würden zu viel Alkohol trinken, nicht an Gott glauben und gegen den Islam sein. Dennoch herrscht im Großen und Ganzen ein Klima gegenseitigen Repekts zwischen den beiden Gruppen. Prinzipiell besteht von beiden Seiten ein Bedürfnis danach, mehr miteinander zu reden und sich anzunähern.

Größte Unterschiede bei der Geschlechterfrage

Bei der Geschlechterfrage gibt es die größten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen: Muslimische Mädchen dürfen an Schulpflichtveranstaltungen wie Exkursionen oder Sportwochen gar nicht erst teilnehmen. Auch in der Freizeit leben die Migrantinnen nicht wie österreichische Mädchen: Ausgehen, Beziehungen zu Männern und Übernachtungen bei anderen Familien sind ihnen laut Befragung in der Regel nicht gestattet.
Genau bei der Geschlechterfrage sieht Schlaffer einen möglichen Ansatzpunkt, um die beiden Gruppen einander trotz unterschiedlicher Normen- und Wertesysteme näher zu bringen: Indem gemeinsam diskutiert wird, wie man gewisse traditionelle Geschlechterrollen aufbrechen kann, soll den von den Jugendlichen thematisierten Konflikten - "Rudelbildung der migrantischen jungen Männer, erhöhtes Aggressionspotenzial, Verachtung gegenüber "freizügig" gekleideten Mädchen" - die Spitze genommen werden. Bei diversen Schulversuchen habe sich diese Methode als Konfliktbearbeitungsmodell bewährt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.