Unterrichtsbeginn um 9 Uhr: Keine seriösen Studien

Unterrichtsbeginn Keine serioesen Studien
Unterrichtsbeginn Keine serioesen Studien(c) APA/HARALD SCHNEIDER (HARALD SCHNEIDER)
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Die Tagesmüdigkeit dürfte weniger von der Aufstehzeit als von der Schlafdauer abhängig sein, heißt es von der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde.

In der laufenden Diskussion um einen späteren Unterrichtsbeginn in den österreichischen Schulen haben sich am Donnerstag die Österreichischen Kinderärzte zu Wort gemeldet: Aufgrund fehlender seriöser Studien könne aus kinder- und schlafmedizinischer Sicht keine seriöse Empfehlung einer generellen Verschiebung des Unterrichtsbeginns nach hinten gegeben werden, so Reinhold Kerbl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) in Graz.

"Ein späterer Schulbeginn kann seriös nach der derzeitigen Datenlage nicht generell empfohlen werden, denn für eine Empfehlung fehlen umfangreiche, europaweite Studien, vor allem an Kindern im Volksschulalter, die auch kulturelle und sozioökonomische Unterschiede berücksichtigen", so Kerbl in der Mitteilung. Der am LKH Leoben tätige Pädiater steht auch der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung als Präsident vor. Um die Frage für die "beste" Unterrichtsbeginnzeit für österreichische Verhältnisse wissenschaftlich fundiert zu beantworten, seien "umfassende Feldstudien" in Zusammenarbeit mit ausgewählten Schulen und öffentlichen Institutionen durchzuführen, so Kerbl.

Aus Kerbls Sicht gibt es mehrere Ursachen, warum viele Schüler mitunter über Tagesmüdigkeit klagen oder Schwierigkeiten haben, in der Früh aufzustehen: Eine im Jahr 2001 an Wiener Kindern im Alter zwischen 11 und 15 Jahren zur Häufigkeit von Schlafstörungen habe beispielsweise ergeben, dass die Tagesmüdigkeit weniger von der Aufstehzeit als von der davor liegenden Schlafdauer abhänge. Daraus ergebe sich, dass eine frühere Zubettgehzeit den gleichen Effekt wie ein späteres Aufstehen habe. "Außerdem gibt es bei Erwachsenen auch bei Kinder und Jugendlichen 'Lerchen' - also Frühaufsteher - und 'Eulen', Spätaufsteher". Der optimale Zeitpunkt des Unterrichtsbeginn sei "für jedes Kind individuell unterschiedlich", vermutet Kerbl.

In seinem neuen Buch "ich habe es nicht gewusst" hat Autor Andreas Salcher im Hinblick aus die schlechtere Leistungsfähigkeit mancher Schüler zu früher Stunde die Verschiebung des Unterrichtsbeginn an Österreichs Schulen um eine Stunde nach hinten angeregt. Die Meinungen von Eltern, Lehrervertretern, Gesetzgeber, Vertreter aus den Ländern und nicht zuletzt der Verkehrsbetriebe dazu sind gespalten.

(APA)

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