Von der Boku zum kamerunischen Bierbrauer

Karriere nach dem Studium in Österreich: Jean Bernard Djiakam absolvierte ein Studium an der Boku in Wien und wurde in seiner Heimat Kamerun zu einer hochqualifizierten und gefragten Arbeitskraft.

Jean Bernard Djiakam kam, lernte und ging wieder. Sein Studium hat der jetzt 38-Jährigein Wien absolviert. Nach sechs Jahren an der Universität für Bodenkultur (Boku), mit dem Titel des Diplomingenieurs in der Tasche verließ er Österreich wieder. In Kamerun angekommen, war es für ihn kein Problem, einen Job zu finden.

Er bewarb sich um einen Job in einer Bierbrauerei. Sein Interesse dafür wurde durch mehrere Praktika in österreichischen Brauereien geweckt. Durch sein Studium in Wien, so glaubt er, habe er bessere Chancen in Kamerun gehabt. „Es ist ein großer Vorteil, Deutsch sprechen zu können, vor allem wenn man in der Bierbranche tätig ist. Denn viele Geschäftspartner meiner Firma sind deutsche Brauereien.“

Deutsch hat er in der Schule in Kamerun nicht gelernt. Dafür besuchte er in Wien einen Deutschkurs an der Uni. Schwierigkeiten bei der Verständigung gab es zwar, allerdings nur am Anfang des Studiums.

Trotzdem war es damals nicht immer einfach für ihn. Heute ist es „völlig normal“, dass Studenten aus aller Welt in Wien studieren. Momentan studieren 42 Kameruner in Österreich. 1994, als Jean Bernard sein Studium begann, waren es nur neun. „Die österreichische Bevölkerung war nicht daran gewöhnt, mit Menschen anderer Herkunft in einem Land zu leben. Die Leute waren nicht sehr offen, aber an der Uni war das anders“, sagt er.

Sein Studium in Wien schätzt er sehr. Im Gegensatz zu den Universitäten in Kamerun beinhaltete sein Studium viele praktische Übungen und eine gute Zusammenarbeit mit der Lebensmittelindustrie. Obwohl er Wien als sein zweites Zuhause bezeichnet, war für ihn von Anfang an klar, dass er nach dem Studium wieder nach Kamerun zurückkehrt.

Liebe zu Wien – ohne Rückkehr

Nach neun Jahren in der Bierbranche hat Jean Bernard seinen Job gewechselt. Momentan ist er als „Food Ingenieur“ bei einem multinationalen Konzern sowie bei der Unido als Consultant tätig. Zu seinen Aufgaben zählt unter anderem die Verbesserung der Qualität von Lebensmitteln.

Oft kommt er nach Österreich, um Freunde zu besuchen und um neue österreichische Geschäftspartner zu finden. Für längere Zeit möchte er allerdings nicht mehr hier leben, denn es gibt für ihn noch viel zu tun in Kamerun. Sein Ziel ist es, einige landwirtschaftliche Produkte zu verwerten, dadurch neue Arbeitsplätze zu schaffen und somit die Armut in Kamerun zu bekämpfen.

Aufgrund seiner Liebe zu Wien möchte er den Kamerunern Österreich dennoch näherbringen. In seiner afrikanischen Heimat kennt kaum jemand das kleine Land in Europa. Deshalb will er eine „Brücke zwischen Österreich und Kamerun bauen“, in Form eines „Österreich-Kulturcenters“. Dort soll es jedem ermöglicht werden, Deutsch zu lernen und Informationen über Österreich zu sammeln. Das Center soll auch eine Anlaufstelle für junge Menschen sein, die sich über das Studium in Österreich erkundigen wollen, und ihnen Hilfe bei der Organisation dafür bieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2010)

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