Neugebauers erfahrene Schulbuben

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Ein Pragmatiker, ein Heißsporn, ein Virtuose: Langgediente Lehrergewerkschafter verhandeln mit der Regierung über ein neues Dienstrecht für Junglehrer.

Wien. Für den Boulevard ist er der Buhmann und „Betonierer“, auch in der Schulpolitik. Dabei sitzt Fritz Neugebauer als Vorsitzender der Beamtengewerkschaft gar nicht am Verhandlungstisch. Wenn heute, Montag, die Gespräche über ein neues Dienstrecht und Gehalt für künftige Junglehrer fortgesetzt werden, nimmt ein Quintett bestehend aus den Vorsitzenden der Lehrergewerkschaften Platz.

Eines wird sich nicht ändern: Sie werden die Anliegen der rund 120.000 Lehrer ebenfalls hartnäckig vorbringen – mit Rückendeckung und teils auch mit Rücksprache beim Beamtenboss. Auch wenn sie dafür – vom selbst ernannten Schulreformer Hannes Androsch bis zur „Kronen Zeitung“ – als „Blockierer“ abgestempelt werden: Die von der Regierung angestrebte Einigung bis zum Sommer ist unrealistisch.

Neugebauer wurde als Lehrervertreter in der Gewerkschaft groß. Seine Nachfolger Paul Kimberger (Plichtschulen), Eckehard Quin (AHS), Jürgen Rainer (BMHS), Albert Arzt (Berufsschulen) und Dominikus Plaschg (Landwirtschaftslehrer) haben Unterrichtsministerin Claudia Schmied eines voraus: viel Erfahrung im Schulwesen. Alle sind langgediente Personalvertreter. Aber auch wenn sie ihre Position intern abgestimmt haben, sind Neugebauers „Schulbuben“ unterschiedliche Typen.

Der Oberösterreicher Paul Kimberger, der seit Mai 2011 an der Spitze der Pflichtschullehrergewerkschaft steht, ist als Vorsitzender der Arge Lehrer gleichsam das Sprachrohr. Gestern, Sonntag, wurde der frühere Heeres-Milizoffizier 45 Jahre alt. Der gut vernetzte Christgewerkschafter ist ein Pragmatiker und Taktiker, der sich ungern als Verhinderer hinstellen lässt. „Nein zu sagen ist mir nicht genug“, betont Kimberger selbst. Daher war er seit Anfang Mai bemüht, herauszustreichen, dass das 26-Seiten-Papier der Regierung „enttäuschend“ sei, weil Begleitmaßnahmen wie Verwaltungspersonal oder Psychologen fehlten.

Gegen „Kuschelpädagogik“

Mit „Kuschelpädagogik“ hat Kimberger nichts am Hut. So verlangt er auch, dass Rechte für Lehrer fixiert werden müssen, wenn Schüler den Unterricht massiv stören.

Der Steirer Jürgen Rainer ist der Heißsporn und Hardliner in dem Lehrer-Quintett. Der gebürtige Grazer (61) ist Gewerkschaftschef der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS). Der geeichte schwarze Funktionär und Vertreter von rund 23.000 Pädagogen ließ im Vorjahr mit der Forderung zur Verkürzung der Arbeitszeit von 40 auf 38 Stunden aufhorchen. Er hat in der Arbeitszeitdebatte seit 2009 schon mit „Flächenbrand“ und der „Politik der kleinen Nadelstiche“ gedroht.

Dagegen geht die Stimme von Eckehard Quin des Öfteren unter. Dabei ist der Niederösterreicher, der Geschichte und Chemie studiert hat, als AHS-Lehrerchef das dritte Schwergewicht innerhalb der Lehrergewerkschaft. Quin (43) aus dem BG/BRG Perchtoldsdorf bei Wien legt Wert auf eine differenzierte Darstellung. Der Historiker und leidenschaftliche Klarinettenspieler ist der Feinsinnige.

Albert Arzt (53) als Chef der Berufsschullehrer und Dominikus Plaschg für die Landwirtschaftslehrer vervollständigen das Quintett. Für Arzt, der aus einer Tischlerei aus Kirchdorf an der Krems kommt, ist Neugebauer vorbildlich: „Er ist wirklich mit dem Herzen Arbeitnehmervertreter.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2012)

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