Lerncamps und Sprachreisen: Geschäft mit den Ferien

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Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder auf Lerncamps und Sprachreisen- und bezahlen dafür auch viel Geld. Nachhilfe allein reicht allerdings nicht mehr aus, um sich auf dem Markt behaupten zu können.

Wien. Es ist ein gutes Geschäft, die Nachfrage ist groß: Lerncamps im Sommer. Ob Hilfe für die bevorstehende Nachprüfung oder eine Beschäftigung während der langen Ferien – immer mehr Eltern schicken ihre Kinder auf Nachhilfecamps.

Einen Grund dafür sieht etwa Isabella Sommer von Brainsports darin, dass viele Eltern in den langen Sommerferien zu wenig Zeit für ihre Kinder hätten. „Es gibt bei uns viele schwache Schüler, die tatsächlich Nachhilfe brauchen“, erzählt Sommer. „Manche sind aber sehr gute Schüler, für die die Eltern einfach eine sinnvolle Ferienbeschäftigung suchen.“

Und diese Ferienbeschäftigung lassen sich die Eltern auch einiges kosten. Zwischen 150 und 700 Euro kostet eine Woche in einem Lerncamp. Im Sommer des Vorjahres gaben österreichische Familien laut einer Studie der Arbeiterkammer fast 37 Millionen Euro für Nachhilfe aus. Die durchschnittliche Familie investierte dabei 407 Euro in die Sommernachhilfe. Für Oberstufenschüler ist der Betrag etwas höher, aber auch schon für Volksschüler wurden 350 Euro pro Sommer ausgegeben.

Nachhilfe allein reicht allerdings nicht mehr aus, um sich auf dem Markt behaupten zu können. Ob Reitstunden, Nachtwanderungen, Ausflüge oder Sommerrodeln: Ein umfassendes Freizeitangebot hat fast jedes Feriencamp.

Und nicht nur ältere Schüler fahren auf Lerncamps. Schon Volksschüler werden von ihren Eltern zur Nachhilfe im Sommer geschickt. Brainsports etwa bietet auch ein Programm für Schüler ab sechs Jahren an. Sie können Nachhilfe in Mathematik, Deutsch oder Englisch nehmen. „Bei Heimweh gibt es einfach eine Extra-Gutenachtgeschichte“, sagt Sommer. „Aber es ist noch nie jemand früher nach Hause gefahren.“

Grundsätzlich sei eine Woche im Camp kein Problem für Volksschüler, sagt Lerntherapeutin Isabella Schmuck. Ein Kind sollte jedoch nie gegen seinen Willen auf ein Lerncamp geschickt werden. Bei Volksschülern bestehe außerdem die Gefahr, dass sie zu früh an Unterstützung beim Lernen gewöhnt werden. Schülern sollte auf keinen Fall schon in der Volksschule signalisiert werden, dass sie die Lernanforderungen nicht allein schaffen können.

Sprachreisen teuer und beliebt

Auch Sprachreisen sind bei einem immer jünger werdenden Publikum beliebt. Waren es früher vermehrt Oberstufenschüler, die im Ausland ihre sprachlichen Fertigkeiten aufwerten wollten, so sind heute auch schon Zehn- bis 14-Jährige im Sommer im fremdsprachigen Ausland unterwegs. Bei ihnen sind meist die Eltern treibende Kraft hinter der Sprachreise. Bei älteren Schülern sei es zumeist der eigene Wunsch, erklärt Elisabeth Sekulin-Kosmath, Country-Managerin von EF (Education First) Österreich, dem weltweit größten Sprachreiseanbieter.

Obwohl es bei bestimmten Angeboten auch eine Abstimmung auf den österreichischen Englischlehrplan gebe und Maturavorbereitungskurse angeboten werden, stehe bei den meisten nicht unbedingt der Nachhilfegedanke im Vordergrund. Es ginge mehr darum, das Selbstbewusstsein beim Sprechen auszubauen.

Zudem sei das Englischniveau der österreichischen Schüler bei den international besuchten Sprachreisen im Vergleich sehr gut. Zu den beliebtesten Destinationen zählen nach wie vor London und Brighton. Um Kinder allerdings dorthin schicken zu können, müssen Eltern auch über das nötige Kleingeld verfügen: Ein dreiwöchiger internationaler Kurs in London im Sommer kostet etwa 1960 Euro, inklusive Flug und Unterbringung bei einer Gastfamilie. Will man in die USA, steigt der Preis entsprechend.

Übrigens: Auch für Siebenjährige gibt es bereits Sprachreiseangebote, diese würden aber von österreichischen Familien bisher nicht in Anspruch genommen, so Sekulin-Kosmath.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2012)

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