Kinderhotels: Luxus für die Kleinsten

Kinderhotels Luxus fuer Kleinsten
Kinderhotels Luxus fuer Kleinsten c Www.BilderBox.com Www.BilderBox.com
  • Drucken

In Kinderhotels erkaufen sich Eltern teuer freie Zeit. In der besten Kategorie muss man mit 1400 Euro aufwärts rechnen – pro Kopf und Woche. Dafür gibt es Slow Food und durchgehende Unterhaltung.

Früher war so manches einfacher. Auch der Familienurlaub. Man hat die Kinder ins Auto gepackt, eine Benjamin-Blümchen-Kassette eingelegt und ist mit ihnen an irgendeinen Strand an der nördlichen Adria gefahren. Dort haben sich die Kleinen selbst beschäftigt, und alle waren zufrieden. Es gab vielleicht ein Kindermenü im Hotelrestaurant und klapprige Extrabetten im Appartement. Heute ist das anders. Die Einkommen sind gestiegen – und mit ihnen auch die Ansprüche. Und nicht nur die der Eltern.

Aber nicht alles hat sich verändert. Der Urlaub ist die Zeit geblieben, in der die Familie zusammen sein kann, ungestört von Alltagspflichten. Mehr als die Hälfte der Österreicher fährt auf Urlaub, um Zeit mit ihren Lieben zu verbringen, wie eine Umfrage der Tourismussparte der Wirtschaftskammer ergeben hat. Obwohl die Zahl der Singlehaushalte zulegt, verbringt immer noch ein Drittel der Menschen, die Urlaub in Österreich machen, die freie Zeit mit Kindern. Zum Skifahren bringen sogar 38 Prozent den Nachwuchs mit. Am liebsten nach Kärnten und Vorarlberg: Die Hälfte der Wintergäste in diesen Bundesländern kommt laut einer Studie des Österreichischen Wirtschaftsministeriums mit Kind. Aber während Kinderlose bevorzugt in Hotels und Pensionen einchecken, mieten vor allem größere Familien lieber Ferienwohnungen.

Da mussten sich die Hoteliers natürlich etwas einfallen lassen. Rechtzeitig nachgedacht hat Siggi Neuschitzer. Vor 25 Jahren hat er die Marke Kinderhotels ins Leben gerufen. Begonnen hat alles mit einem losen Marketingverband von 30 Hotels ohne verbindliche Qualitätskriterien. Aber „vor 15 Jahren sind wir draufgekommen, dass wir etwas ändern müssen, dass wir Qualitätskontrollen machen müssen und die Hotels selbst kategorisieren“. Aktuell dürfen nur 51 Hotels, vorwiegend in Österreich, vereinzelt auch Kroatien und Deutschland das TÜV-geprüfte Label verwenden.

Will ein Kinderhotel in die Topkategorie „Fünf Smileys“, muss es viel bieten: etwa einen nach Altersgruppen getrennten Kindergarten mit Bastelbereich und einen Spielplatz im Freien mit Hüpfburg, Sandkiste und Karussell. Auch Kindermittagessen, Kuchen oder Eis am Nachmittag, Obstkorb, Abendessen und Getränke rund um die Uhr am Limobrunnen gehören zum Pflichtprogramm.

Betreuung auch für Babys. Eltern würden sich teuer Zeit erkaufen, sagt Christina Trauntschnig, Mutter eines Dreijährigen, über ihre Erfahrung im Kinderhotel. Es sei natürlich toll, wenn man in die Sauna wolle oder zwei Stunden Skifahren.

Diese Standards lassen sich die Eltern einiges kosten: Die Fünf-Smileys-Kategorie kostet 1400 Euro aufwärts – pro Person und Woche. Etwa 60.000 Familien urlauben pro Jahr in den Kinderhotels, die Gruppe beschäftigt 3000 Mitarbeiter und schreibt rund 200 Mio. Euro Umsatz im Jahr.

Mittlerweile betreibt Neuschitzer auch eine eigene Kinderhotelakademie: „Wir haben spezielle Anforderungen. Die Babybetreuung setzt zum Beispiel schon ab dem siebten Lebenstag ein“, erklärt Neuschitzer. Und auch sonst geht sogar an den Kleinsten keine Mode vorbei. Topaktuell sei momentan das Thema Ernährung. Der Slow-Food-Trend und der Wunsch nach Regionalität und Nachhaltigkeit hätten auch in die Kinderbetreuung Einzug gefunden, sagt Neuschitzer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Literatur Familie Missverstaendnis
Literatur

Literatur: Familie, ein Missverständnis

Mutter, Tochter, Enkelin: J. Courtney Sullivan und Renate Ahrens erzählen beide von Frauen, für die Familie vor allem eines bedeutet: Einander partout nicht zu verstehen.
Familienfotos Idylle drueckt
Kunst

Familienfotos: Die Idylle drückt

Gerade heute scheint das Bedürfnis groß, die heile Familie fotografisch festhalten zu lassen. Wo die Vorbilder in der Kunst liegen. Und wie delikat so eine Repräsentation sein kann.
erzieht noch unsere Kinder
Schule

Wer erzieht noch unsere Kinder?

Die Familie als Ort der Wertevermittlung bröckelt. Die Lehrer sollen die Versäumnisse aufholen. Und scheitern. Das Verhältnis von Elternhaus und Schule ist problembehaftet wie nie.
Zusammenhalt fuer smarte Familien
Internet

Online-Zusammenhalt für smarte Familien

Das Internet-Zeitalter bietet neue Möglichkeiten für die Planung von Feiern oder den simplen Austausch von Familienfotos.
kreative Netzwerk Familie
Kreativ

Das kreative Netzwerk als Familie

Man kennt sich, ist per Du und verbringt auch die Abende miteinander. Der Umgang in der Kreativbranche ist meist freundschaftlich, gar familiär – was nicht nur Vorteile hat.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.