Die große Party für die ganz Kleinen

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Kindergeburtstage werden heute ähnlich professionell organisiert wie Hochzeiten oder runde Geburtstage – etwa mit Stretchlimousine, Kubismus-Workshop oder 500-Euro-Torte.

Nach der ersten Geburtstagsparty meiner Tochter habe ich mir geschworen, dass das die Letzte war“, sagt Christoph Appel. Kurz darauf stürmen elf Siebenjährige den Raum, stürzen sich auf eine Kiste mit Lichtschwertern und schlagen damit aufeinander ein. Einer der kleinen Jediritter landet mit einem Bauchfleck am Boden. Macht nichts, das Lichtschwert gibt er deshalb nicht aus der Hand – obwohl ihn der ausgehöhlte alte VW Käfer im Eck auch reizen würde. Oder doch der Sandbereich mit Strandkörben. Kurz macht sich Überforderung im Gesicht des Buben breit.

Zum Glück erscheint plötzlich der freundliche Pädagogikstudent Florian auf der Bildfläche und nimmt dem Buben die Entscheidung. Florian ist der Partyleiter und der kleine Kerl mit dem Sturzflug einer der Gäste von Marc, der heute hier siebenten Geburtstag feiert. „Platz hätten wir daheim genug, aber ich wollte etwas Besonderes für ihn. Marc liebt Star Wars“, sagt seine Mutter.

Das tut auch Appel, der früher einen Star-Wars-Fanshop betrieben hat und vor vier Jahren eine Star-Wars-Party für seine Kunden veranstaltet hat. „Ein Freund hat mich gebeten so etwas auch für seinen Sohn zu machen, das ist so gut angekommen, dass das plötzlich immer mehr wollten“, sagt Appel, der mittlerweile gemeinsam mit Thomas Neuer Crocodil Events betreibt. In drei Partylocations bietet die Agentur Partys für Vier- bis 14-Jährige an. Die Themen reichen von Piraten über Plötzlich Prinzessin bis zur Übernachtungsparty. „Wir haben auch eine Classic-Party mit Topfklopfen und Co. Die wurde aber noch nie gebucht.“


Mit der Stretchlimo zur Kinderparty.
Appel bringt damit auf den Punkt, was eine Kinderparty heute bieten muss. In einer Welt, in der alles professioneller und inszenierter wird, wundert es nicht, dass gerade die Jüngsten, die es nicht anders kennen, danach verlangen. „Die Kinder sind die Entscheidungsträger“, sagt Appel. „Und die Eltern wollen ihren Kindern etwas Cooles bieten.“ Wobei das auch nicht ganz uneigennützig ist: Wer schon einmal eine Kindergeburtstags-Party daheim abgehalten, eine Horde Kinder bewirtet, unterhalten und danach stundenlang aufgeräumt hat, lässt sich die ganze Arbeit gern abnehmen. Vielen Eltern fehlt, gerade wenn beide berufstätig sind, schlicht die Zeit, um eine Party zu organisieren.

Da ist der Gedanke, die Feier in den Zoo oder in den Klettergarten zu verlagern und in professionelle Hände zu legen (und das oft in wenigen Minuten per Mausklick), natürlich ein verlockender. Dass das Kind und seine Gäste dort wahrscheinlich sogar mehr Spaß haben als zu Hause, während man selbst seine Nerven nicht überstrapaziert, macht die Entscheidung leichter. Und weil die Schulfreunde großteils auch in einer coolen Location feiern, ist man sowieso ein bisschen unter Zugzwang.

Auch wenn das natürlich seinen Preis hat. 259 Euro kostet bei Crocodil Event eine dreistündige Party für maximal zehn Kinder – inklusive Betreuung, Torte, Jause. Dazu gibt es Extras – bis zum Stretchlimousinen-Service.


Partys für Zweijährige.
Im Indoor-Spielplatz Bogi Park im 23. Bezirk, wo die Kindergeburtstage fast ein Viertel der Einnahmen ausmachen, „gibt es die Feier ab 80 Euro. Wir haben von Anfang an auf Kindergeburtstage als Standbein gesetzt“, sagt Geschäftsführer Andreas Trettler. 1900 Partys richtet der Bogi Park im Jahr aus, manchmal sind es 60 in einer Woche. Um seinen Wunschtermin zu bekommen, muss man bis zu einem halben Jahr im Voraus reservieren. Die Eltern wählen zwischen fünf Partyräumen, von Märchenschloss bis Weltall, in denen eine Stunde lang im privaten Rahmen – aber mit Bogi-Park-Betreuer – gefeiert wird. „Torte essen, Happy Birthday singen: Das will man alles intim machen“, sagt Trettler. Danach steht den Kindern der 5000mgroße Spielbereich zur Verfügung. Empfohlen sind die Partys ab dem vierten Geburtstag, wobei auch schon für Zweijährige gebucht wird.

Eine große Feier schon für die ganz Kleinen also? Auch bei der Schönbrunner Kultur- und Betriebsgesellschaft, die Geburtstagsfeiern im Kindermuseum Schönbrunn, im Hofmobiliendepot und in der Hofburg ausrichtet, bemerkt man diesen Trend. Hier nimmt man aber, da etwa die Führungen für Jüngere nicht geeignet sind, Buchungen erst ab dem fünften Geburtstag entgegen. Die Nachfrage „hat sich extrem gesteigert“, sagt Susanne Gruber-Hauk, Leiterin des Kinder- und Jugendprogramms. Hat man vor zehn Jahren 20 bis 30 Geburtstagsfeiern pro Jahr ausgerichtet, sind es heute 650. Heuer kommen vier neue Themenparty-Möglichkeiten dazu, mit denen auch vermehrt Buben – der Großteil der Gäste sind bisher ob des Sisi-Faktors Mädchen – angesprochen werden sollen.

Auch in der Albertina setzt man auf kulturelle Kinderpartys. Dort kann man etwa zwischen Geburtstag mit Technik (Action Painting etc.) oder mit Stil (Impressionismus, Kubismus etc.) feiern. „Die Eltern schätzen die sinnvolle Beschäftigung, das hat einen anderen Hintergrund als eine Star-Wars-Party“, sagt Ines Groß-Weikhart, Leiterin der Kunstvermittlung.

Den wachsenden Wunsch nach einer professionell organisierten Kindergeburtstagsfeier bemerkt man auch bei quax.at, einer Serviceplattform für Familien. Bald nach dem Start 2007 sei es notwendig geworden, für die Kindergeburtstagsangebote eine eigene Website (www.kindergeburtstag.co.at) zu starten, sagt Gründerin Martina Kropsch. Heute sind hier 249 Einzelanbieter mit rund 400 Angeboten präsent.

Den Kindergeburtstag auszulagern ist übrigens nach wie vor eher ein städtisches Phänomen, rein auch aus praktischen Gründen: In einer 70-m-Wohnung lässt sich eine Kindergruppe (bei Jüngeren sind oft auch die Eltern dabei) nicht so leicht unterbringen wie in einem Haus mit Garten am Land. Die Bundesländer holen aber auf, so Kropsch. Wobei die Eltern „unter den besonderen Angeboten immer öfter das Besonderste wollen“, wie es Trettler formuliert. Daher wird es in seinem Bogi Park ab Herbst einen „VIP“-Partyraum geben. Dann soll ein Hauch von Luxus in die Plastik-Spielplatzwelt einziehen.

Losgetreten hat die ganze Sache hierzulande die Fast-Food-Kette McDonald's, die den Trend in den 1990ern aus den USA importierte. War das Feiern im Burgerlokal anfangs bei vielen verpönt, hat McDonald's das Auswärtsfeiern letztlich salonfähig gemacht. Heute sieht McDonald's ob der übergroßen Konkurrenz mit kreativen, sportlichen oder anderen Schwerpunkten eher blass aus. Mit nur 15 Euro (exklusive Konsumation) ist die Feier, die mit Schaumstoffburger-Basteln an Werbeveranstaltungen erinnert, aber auch für die weniger Betuchten leistbar.

Es geht freilich auch wesentlich exklusiver. Mit einem Geburtstagsbuffet bei der Konditorei Cup Cakes etwa. „Es muss alles inszeniert und durchgestylt sein. Manche bestellen kunstvolle Torten, wie bei einer Hochzeit, und Motiv-Cup-Cakes als Give-away um insgesamt bis zu 500 Euro“, so Betreiberin Renate Gruber. Die Kinder von heute sind eben viel wert.

Kinderpartys

Ein Überblick über diverse Kindergeburtstagsangebote, sortiert nach Bundesländern, findet sich unter: www.kindergeburtstag.co.at

Feiern im Kindermuseum Schönbrunn, in der Hofburg und im Hofmobiliendepot:
www.kaiserkinder.at

Infos und Buchung für die Feier im Bogi Park unter: www.bogipark.at

Auch in zahlreichen Museen lässt sich der Kindergeburtstag feiern, meist inklusive Workshops, Jause und kindergerechter Führungen:

Etwa in der Albertina (www.albertina.at), im Naturhistorischen Museum (www.nhm-wien.ac.at)oder im Essl Museum in Klosterneuburg (www.essl.museum)

Sportliche Angebote: etwa im Kletterzentrum Marswiese (www.marswiese.at) oder in zahlreichen Thermen, z.B. in Stegersbach (www.stegersbach.at) oder der Therme Wien (www.thermewien.at).

Professionelle Eventagenturen haben sich längst auf Kinderpartys spezialisiert, etwa Crocodil Event (www.crocodil.at). Eine Reihe an Anbietern findet sich auch unter www.kinderparty.at.

Aufwendige Torten dazu gibt es bei Cup Cakes Wien (www.cupcakes-wien.at).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2013)

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