Kindergarten: Erstes Bachelor-Studium startet

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Jahrelang wurde die akademische Ausbildung von Kindergarten-Pädagoginnen wegdiskutiert. KIWI startet sie nun auf eigene Faust.

Die Begeisterung bei der Vorstellung des neuen Studiengangs ist groß: "Heute ist ein epochaler Tag", freut sich gar Monika Riha, Geschäftsführerin der Trägerorganisation "Kinder in Wien" (KIWI) bei der Pressekonferenz. Tatsächlich startet der Verein ein mutiges Projekt. Eine Ausbildung, die in Österreich lange gefordert und auch versprochen wurde, doch immer wieder in der Warteschleife landete: Ein akademisches Studium zur Ausbildung von Kindergarten-Pädagoginnen.

Gemeinsam mit der deutschen Hochschule Koblenz wird ab Herbst 2014 die siebensemestrige duale Ausbildung zum "Bachelor of Arts: Bildung & Erziehung+" (BABE+) angeboten. Die Studentenbelegen die Fächer teils online, teils kommen die Vortragenden nach Wien und am Ende steht ein deutscher Titel, der in Österreich anerkannt wird. So umgeht man die Lage, in der sich die Elementarpädagogik hierzulande befindet: "Österreich ist das letzte Land in Europa, das noch keine akademische Ausbildung hat", sagt Riha. Die Gründe dafür würde sie seit 17 Jahren hören - doch nun zeige man mit dem Studiengang, dass es funktioniere, wenn man die Initiative ergreife.

Finanzierung auf eigene Faust

Initiative ergriff KIWI auch bei der Finanzierung: Zwar zahlen Studenten die zeitweise üblichen 363 Euro Studiengebühren pro Semester plus 200 Euro Materialbeitrag, doch das kann die Kosten natürlich nicht abdecken. Kiwi finanziert die Ausbildung mit: "Die Finanzierung ist gesichert. Aber nicht, weil die Hochschule uns sponsert oder weil wir Geld vom Ministerium kriegen", sagt Riha. Man habe Unterstützung und hoffe auf Geld etwa vom Arbeitsmarktservice. Das Budget für den Lehrgang wollte Riha nicht bekannt gegeben. Die - dann akademischen - Elementarpädagogen werden übrigens nicht mehr verdienen als ihr Kollegen, das Anfangsgehalt beträgt 2050 Euro brutto.

Die ehemalige ÖVP-Familienstaatssekretärin Christine Marek, die an der Spitze des Vereins steht, bezeichnete den Studiengang als Meilenstein, "wir leisten als KIWI wahrlich Pionierarbeit damit". Pro Halbjahr sollen nun 37 Studenten für das Studium aufgenommen werden, die künftig in einem Kindergarten arbeiten möchten. Sie studieren berufsbegleitend und werden als Teilzeit-Kräfte bei KIWI angestellt. Das Lernen soll teils online stattfinden, teils wird es Präsenzzeiten in Wien geben. Wer das Studium abschließt, kann mit Kindern von 0 bis 12 Jahren in Krippen, Kindergärten und Horten arbeiten und wird von KIWI für mindestens drei Jahre verpflichtet.

Mehrere akademische Erstlinge

In Österreich sind derzeit mehrere akademische Erstlinge für den Elementarbereich im Anrollen: So wird etwa in Salzburg (ebenfalls in diesem Herbst) ein Uni-Lehrgang für Kindergartenpädagogen stattfinden, allerdings als Zusatz-Qualifikation. BABE+ wird das erste berufsqualifizierende Angebot auf Hochschul-Ebene in Österreich sein. Die Uni Graz plant ab 2015 ein Studium für Elementarpädagigik. Bei der im Juni beschlossenen neuen Lehrerausbildung wurden - entgegen der Pläne - die Kindergarten-Pädagogen nur wenig berücksichtigt. Ohne Lehrende kann es an den Unis auch keine Ausbildung geben: Aktuell gibt es österreichweit erst eine Professur für Elementarpädagogik an der Universität Graz.

Die Bewerbungsfrist für alle, die am Auswahlverfahren von BABE+teilnehmen wollen, läuft bis zum 26.5.2014. Für die Bewerbung braucht man eine Hochschulzugangs-Berechtigung oder eine berufliche Qualifikation inklusive zwei Jahren Praxis. Der Studiengang ist mit 210 ECTS-Punkten bewertet.

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