Drogen: Jeder dritte Jugendliche raucht Joints

A participant practices rolling a joint at the Cannabis Carnivalus 4/20 event in Seattle
A participant practices rolling a joint at the Cannabis Carnivalus 4/20 event in SeattleREUTERS
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In den USA setzt sich derzeit die Legalisierung von Marihuana durch. In der EU halten viele Jugendliche mittlerweile Alkoholtrinken für gefährlicher als Cannabis rauchen.

Wien/Brüssel. Vergangene Woche hat Washington als zweiter US-Bundesstaat nach Colorado den Verkauf von Marihuana legalisiert. Für die USA geht eine lange hitzige Debatte zu Ende. Nur noch ältere und besonders konservative US-Bürger sind laut einer jüngsten PEW-Studie gegen die Freigabe. In der EU gilt Cannabis zwar noch immer als gefährliche Einstiegsdroge. Doch eine jüngste Eurobarometer-Umfrage unter 15- bis 24-Jährigen zeigt ebenfalls eine deutlich erkennbare Einstellungsänderung.

In einigen Ländern, darunter Österreich, halten Jugendliche mittlerweile Alkoholtrinken für ihre Gesundheit für gefährlicher, als Joints zu rauchen. 56 Prozent der heimischen Jugendlichen sehen in regelmäßigem Alkoholkonsum ein hohes Gesundheitsrisiko, bei regelmäßigem Cannabiskonsum sehen das nur 54 Prozent.

Insgesamt raucht jeder dritte Jugendliche in der EU (31 Prozent) nach eigenen Angaben zumindest hie und da einen Joint. Da anzunehmen ist, dass nicht alle Befragten ehrlich geantwortet haben, dürfte die Zahl noch höher liegen.

Unter den Jugendlichen wächst nun auch in der EU der Wunsch nach einem Ende des Verbots. Waren bei einer Eurobarometer-Umfrage 2011 lediglich 34 Prozent aller befragten Jugendlichen für eine regulierte Legalisierung des Verkaufs, sind es in der aktuellen Umfrage bereits 45 Prozent. In Österreich ist mittlerweile sogar eine Mehrheit von 52 Prozent für die Freigabe. Die Befragten unterscheiden allerdings sehr deutlich zwischen Cannabis und harten Drogen wie Heroin und Kokain, für die es ebenso wie für Ecstasy EU-weit eine stabile Mehrheit von über 90 Prozent für ein Verbot gibt.

In der aktuellen Umfrage wurde auch danach gefragt, wo die Jugendlichen das Rauschmittel bekommen hatten. 68 Prozent gaben an, sie hätten es von Freunden erhalten. 27 Prozent kauften es nach eigenen Angaben bei Dealern. In den meisten Fällen konsumierten sie die Drogen bei Partys und Events (65 Prozent). Nur 15 Prozent nutzten sie allein, privat.

Warnung der Drogenexperten

Cannabis – ob in Form von Blättern (Marihuana) oder in Form von Harz (Haschisch) ist laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) nach wie vor das meistverbreitete Rauschgift in der EU. Geschätzte 18,1 Millionen EU-Bürger haben im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert. In ihrem aktuellen Drogenbericht warnt die EBDD davor, dass immer mehr hochpotentes Cannabis in Umlauf gebracht werde. Die Folgen für die Gesundheit seien nicht zu unterschätzen. Jahr für Jahr suchten mehr Personen Beratungsstellen wegen gesundheitlicher Störungen durch Cannabis auf, heißt es im Bericht. Die deutsche Drogenbeauftragte Marlene Mortler hat angesichts dieser Entwicklung einer Legalisierung des Verkaufs erneut eine Absage erteilt.

In einigen EU-Ländern – darunter Portugal und Tschechien – ist der Besitz von kleinen Mengen Cannabis mittlerweile nicht mehr strafbar. Die Niederlande haben bereits in den 1970er-Jahren den Verkauf unter bestimmten Auflagen erlaubt. In Österreich ist, so wie in den meisten EU-Ländern, nicht der Konsum, aber der Besitz und der Verkauf strafbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)

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