Leitlinie gegen den Raucherhusten

Leitlinie gegen
Leitlinie gegen "Raucherhusten & Co." Imago
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Eine Million Menschen in Österreich sind von COPD betroffen, 90 Prozent der Fälle enden mit einem Lungenemphysem. Eine neue Initiative will Bewusstsein schaffen.

Lange Zeit war in der Öffentlichkeit die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) kaum bekannt. Was in 90 Prozent der Fälle als klassischer Raucherhusten beginnt und mit dem Lungenemphysem enden kann, wäre leicht verhinderbar, mittlerweile auch gut behandelbar. Die österreichische Initiative "Arznei und Vernunft" hat jetzt für Prävention, Diagnose und Therapie Leitlinien herausgegeben.

Dritthäufigste Todesursache

Die Initiative ist eine gemeinsame Aktion von Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ärzte- und Apothekerkammer sowie des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) und publiziert von einem unabhängigen Fachgremium verfasste und abgestimmte Leitlinien zum Management häufiger Erkrankungen. Karl Forstner, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, zu dem aktuellen Thema der COPD: "Die Krankheit betrifft rund 400.000 Österreicher mit einer geschätzten Dunkelziffer des Doppelten. An der COPD leiden die Menschen nicht nur, sie sterben auch daran." Weltweit sei sie die dritthäufigste Todesursache.

Verschärfung des Nichtraucherschutzes

Das Rauchen ist in 90 Prozent der Fälle die Ursache der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung mit rapide abnehmender Lungenfunktion. Daher wäre hier die Prävention am wichtigsten. Robin Rumler, Präsident der Pharmig, sagte: "Wir wünschen uns natürlich eine Verschärfung des Nichtraucherschutzes. (...) Im Tobacco Control Scale liegt Österreich unter den 34 gelisteten Ländern 'erfolgreich' am letzten Platz. An der Spitze ist Großbritannien, am fünften Platz die Türkei." Österreich habe im internationalen Vergleich auch die meisten Raucher unter den unter 15-Jährigen.

Diagnose mittels Spirometrie

Ein zweiter Schritt zur Bewältigung des Problems wäre eine frühe Diagnose mittels Spirometrie. Laut Forstner ist diese einfache Untersuchung des Lungenvolumens, aber in den Bundesländern Wien und Kärnten noch immer nicht eine Leistung der Krankenkassen. Immerhin, so berichtete der medizinische Vorsitzende der Leitlinien-Expertengruppe, Ernst Singer: "Die 400.000 Betroffenen, das sind die behandlungsbedürftigen Betroffenen (Stufe II bis IV der COPD; Anm.)." Rechne man jene Personen hinzu, welche die Krankheit bereits hätten, es aber nicht merkten, käme man auf in Österreich auf eine Million Personen mit diesem Lungenproblem.

Das potenziell böse Ende

In den vergangenen Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für die nicht heilbare Erkrankung deutlich verbessert. Am wichtigsten aber bleibt der Lebensstil. Singer: "Die größten therapeutischen Erfolge werden nicht durch Medikamente erzielt, sondern durch das Aufhören mit dem Rauchen. Damit werden schon 80 Prozent geschafft."

Trotzdem bleibt die COPD als klassische chronische Erkrankung mit schleichendem Beginn, jahrzehntelangem Fortschreiten und potenziell bösem Ende eine ebenso klassische Herausforderung für ein Gesundheitswesen wie das österreichische. Hans Jörg Schelling, Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger: "In der Sozialversicherung rechnen wir mittelfristig, dass 80 Prozent der Ausgaben durch chronische Erkrankungen bedingt sind." 140 Millionen Euro pro Jahr würden allein für Arzneimittel im Bereich der Lungenerkrankung ausgegeben. Gerade im Bereich der chronischen Krankheiten habe es Österreich aber noch nicht geschafft, durchgängig eine integrative Versorgung auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig müsse die Prävention verstärkt werden. "Sie haben nichts von einer höheren Lebenserwartung, wenn Sie ein Drittel des Lebens krank sind."

Apotheken mit Sauerstoff-Tankstellen

Apothekerkammerpräsident Max Wellan betonte den Beitrag seines Berufsstandes in der Sicherstellung der Therapietreue der Patienten. Gerade hier ist die COPD ein sehr gutes Beispiel, weil viele der verwendeten Arzneimittel per Inhalatoren der unterschiedlichsten Bauart und Funktionsweise appliziert werden. Hier sollen die Apotheker durch Information der Patienten und regelmäßiges Training bzw. Kontrolle helfen. International einzigartig sei auch, dass in 27 Apotheken Sauerstoff-Tankstellen für Patienten mit mobilen Sauerstoffgeräten zum Auffüllen etabliert worden sind.

(APA)

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