Vorarlberg-Wahl: Letzte schwarze Alleinregierung vor dem Aus?

Vorarlberg-Wahl: Letzte schwarze Alleinregierung vor dem Aus?
Vorarlberg-Wahl: Letzte schwarze Alleinregierung vor dem Aus?(c) APA/DIETMAR STIPLOVSEK (DIETMAR STIPLOVSEK)
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Landtagswahl: Der ÖVP droht ein Verlust der absoluten Mehrheit, die SPÖ muss sogar einen Absturz auf Platz fünf fürchten.

Vorarlberg könnte am Sonntag ein wenig bunter werden. Der ÖVP droht bei der Landtagswahl ein Verlust der absoluten Mehrheit, womit die derzeit einzige schwarze Alleinregierung Österreichs fallen würde.

Für VP-Landeshauptmann Markus Wallner ist es die erste Landtagswahl im Amt. Sein Vorgänger Herbert Sausgruber (der die Staffel 2011 übergab) erreichte 2009 noch 50,8 Prozent, nun dürfte vor allem der Eintritt der Neos Stimmen kosten. Jüngsten Umfragen zufolge könnte die ÖVP auf rund 39 Prozent der Stimmen abstürzen. Allerdings hofft die Partei auf Auftrieb durch den Wechsel an der Bundesparteispitze zu Reinhold Mitterlehner.

Landtagswahlen in Vorarlberg seit 1945
Landtagswahlen in Vorarlberg seit 1945(c) APA

Die Vorarlberger FPÖ geht erstmals seit 1949 als Oppositionspartei in die Wahl. Im Wahlkampf 2009 warf Sausgruber die Freiheitlichen aus der Regierung, nachdem Parteichef Dieter Egger den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, als "Exil-Juden aus Amerika" bezeichnet hatte. Dennoch schafften die Freiheitlichen 25,1 Prozent, am Sonntag sehen die Meinungsforscher die Partei stabil.

Nächste Regierungsbeteiligung für die Grünen?

Die Grünen wollen am Sonntag eine "Zwei-Drittel-Mehrheit" in den Ländern klarmachen: Bei einer Regierungsbeteiligung in Vorarlberg würden sie nämlich bereits in sechs Ländern mitbestimmen (derzeit: Wien, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg und Tirol). Nach 10,6 Prozent im Jahr 2009 erhofft sich die Partei unter Langzeit-Galionsfigur Johannes Rauch nun einen deutlichen Zuwachs. In den Umfragen liegt sie bei 14 Prozent.

Für die SPÖ ist Vorarlberg traditionell eine Problemzone, und am Sonntag könnte es sogar noch schlimmer werden: Meinungsforscher sehen ein drohendes Abrutschen in den einstelligen Bereich, möglicherweise sogar auf Platz fünf. Parteichef Michael Ritsch war schon beim letzten Urnengang auf ein historisch schlechtes Ergebnis von knapp über zehn Prozent abgestürzt, blieb aber - auch mangels Personalreserve - weiter im Sattel. Seine jetzige "Coolmen"-Wahlkampagne machte nach dem Diebstahl der Gartenzwerge zwar sogar in den USA Schlagzeilen, ob sie auch Wähler mobilisiert, darf aber bezweifelt werden.



Die Neos stellen sich zum ersten Mal einer Landtagswahl, haben aber dennoch bereits einen gewissen Heimvorteil. Bundesparteichef Matthias Strolz kommt aus Dalaas, was sich bei der Nationalratswahl mit 13,1 und bei der EU-Wahl mit 14,9 Prozent im Ländle niedergeschlagen hat. So viel dürfte es diesmal nicht werden, die Meinungsforscher prophezeien aber immerhin 9 bis 10 Prozent. Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht tat sich im Wahlkampf sichtlich schwer, bekam aber dafür tatkräftige Unterstützung von Strolz.

Fällt die Absolute tatsächlich, hat Wallner zumindest eine große Auswahl an möglichen Koalitionspartnern. FPÖ, Grüne, SPÖ und Neos haben ihre Bereitschaft bereits im Vorfeld der Wahl signalisiert, Wallner ließ noch keine Präferenz erkennen, Freiheitliche und Grüne gelten aber als aussichtsreichste Bewerber. Der Landeshauptmann hat jedoch klargemacht, dass Egger sich zuvor bei Loewy entschuldigen müsste - was der FP-Chef bereits getan haben will, der Museums-Leiter aber abstreitet. Von den Grünen wiederum trennen die ÖVP tiefe Gräben bei Verkehr und Tourismus.

Vorspiel zu Superwahljahr

In den Wiener Parteizentralen blickt man am Sonntag schon allein deshalb gespannt an den westlichen Rand des Landes, weil die Landtagswahl die erste seit der Nationalratswahl ist. Unter Mitterlehners Führung ist es überhaupt der erste Urnengang. Und die Wahl stellt das Vorspiel zum Superwahljahr 2015 dar - dann werden in Oberösterreich, Wien, der Steiermark und dem Burgenland die Karten neu gemischt.
Die Uhren ticken in Vorarlberg übrigens anders: Bereits um 13 Uhr ist Wahlschluss, um 14 Uhr wird die erste Hochrechnung des ORF erwartet. Ein vorläufiges Endergebnis ohne Briefwahlstimmen soll es am späten Nachmittag geben.

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