Die Aktien des chinesischen Online-Händlers kratzten schon wenige Minuten nach Handelsstart an der 100-Dollar-Marke.
Es ist der größte Börsengang aller Zeiten: Die Aktien des chinesischen Online-Händlers Alibaba haben bei ihrer Erstnotiz an der New Yorker Börse angesichts einer riesigen Nachfrage mehr als 36 Prozent zugelegt. Investoren rissen Alibaba, das vor 15 Jahren vom Englischlehrer Jack Ma gegründet wurde, die Aktien buchstäblich aus der Hand. Die Papiere wurden beim weltgrößten Börsengang aller Zeiten zu einem ersten Kurs von 92,70 Dollar gehandelt. Die Aktien waren zu 68 Dollar ausgegeben worden. Zehn Minuten nach Handelsstart notierte die Aktie mit 99,49, bei Börsenschluss notierte sie bei 93,89 Dollar.
Experten hatten im Vorfeld lediglich mit einem Kurssprung von zehn bis 15 Prozent gerechnet. Das Volumen des Börsengangs belief sich auf 25 Milliarden Dollar. Schon vor Börsenstart schoss der Preis für eine Alibaba-Aktie in die Höhe, weil bereits vor dem offiziellen Handelsbeginn rund 25 Millionen Kaufaufträge mit Verkaufsangeboten zusammengeführt wurden.
Der Börsenstart verzögerte sich um wenige Stunden. Die New Yorker Börse NYSE ließ ihre Systeme in zwei Probeläufen auf Herz und Nieren testen, um für den erwarteten Ansturm der Investoren gerüstet zu sein. Die US-Technologiebörse Nasdaq war bei der Erstnotiz von Facebook vor zwei Jahren unter der Flut von Aufträgen schier zusammengebrochen. Die Kurse waren um Stunden verspätet, viele Anleger verloren Geld. Daher hatte sich Alibaba für die NYSE als Börsenplatz entschieden.
Die größten Börsegänge
Aktien deutlich überzeichnet
Viele Investoren machten sich im Vorfeld Sorgen, ob sie die erhofften Papiere zugeteilt bekämen. Die Aktien waren deutlich überzeichnet. 35 bis 40 Investoren, unter ihnen der Fondsriese Blackrock, hatten für jeweils mehr als eine Milliarde Dollar Papiere bestellt, wie es in Finanzkreisen hieß.
Ma hatte die Profi-Anleger bei seiner Werbetour offenbar überzeugt: "Das war eine der beeindruckenderen Präsentationen", sagte Jerry Jordan, der den 48 Milliarden Dollar schweren Jordan Opportunity Fund verwaltet. „Mir war gar nicht klar, wie erfolgreich sie sind.“ 15 Jahre nach der Gründung in Mas Einzimmerwohnung wickelt Alibaba mittlerweile mehr Geschäfte ab als Amazon und eBay zusammen.
Name klingt noch exotisch
80 Prozent der Online-Umsätze in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, gehen auf das Konto von Alibaba. Von April bis Juni schossen die Umsätze um 46 Prozent nach oben, anders als viele Internetfirmen schreibt das Unternehmen Gewinn: 1,99 Milliarden Dollar waren es in diesen drei Monaten. E-Commerce-Experten sehen Alibaba bereits auf einer Stufe mit Facebook und Google.
Für viele klingt der Name Alibaba außerhalb Chinas aber noch exotisch: Nach einer Ipsos-Umfrage im Auftrag von Reuters haben 88 Prozent der Amerikaner von Alibaba noch nie gehört. Am Rande wurden kritische Stimmen laut: „In der Geschichte hat es selten einen Börsengang dieser Größe gegeben, bei dem man weniger über das Unternehmen wusste“, sagte der demokratische Senator Bob Casey aus Pennsylvania.
Der chinesische Internetgigant Alibaba plant den bisher größten Börsegang. Der Einfluss der chinesischen Regierung könnte den Anlegern zum Verhängnis werden.