Der Reiz des Rampenlichts

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Serie Traumberuf: Moderator. Authentizität, Kommunikationsfähigkeit und Optimismus sind gute Voraussetzungen für ein Berufsleben in der Öffentlichkeit.

Der Wunsch nach den 1968 von Andy Warhol versprochenen 15 Minuten Ruhm für jeden ist ein knappes halbes Jahrhundert später dank Castingshows, YouTube und Facebook machbarer als je zuvor. Trotzdem: Als Moderator im Radio und Fernsehen zu arbeiten, hat nach wie vor den weit größeren Reiz. „Das hat mit der Reichweite des Mediums zu tun“, sagt Dolf Maurer, Geschäftsführer der Sprecherakademie, die einschlägige Ausbildungen anbietet. Wer sich hier zum TV-Moderator oder Radiosprecher aufschwingen möchte, durchläuft die Module Sprechtechnik und -ökonomie, -melodie sowie Tontechnik. Für Fernsehinteressierte kommt eine Rhetorik- respektive Auftrittsschulung hinzu.

Selbst zum Medium werden

Die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH zählt 80 terrestrisch empfangbare Hörfunkveranstalter und – über alle Empfangskanäle – rund 200 TV-Betreiber. Jede Menge Möglichkeiten, um praktische Erfahrungen zu sammeln. „Es ist in Zeiten des Internets immer einfacher, selbst ein Medium zu sein. Learning by doing fällt insofern leichter“, sagt Werner Sejka, Moderator bei Puls4 und Leiter der Ausbildungslehrgänge für professionelle Sprecher und Moderatoren am Wifi Wien. Voraussetzung für die Moderatorenausbildung ist der fünfmonatige Sprecherkurs, der gerade gestartet ist. Bei der Weiterbildung, die im Februar 2015 beginnt, stehen Aufbau professioneller Moderationen, Besonderheiten der Moderation im Radio, TV und von Live-Events sowie Bewerbungen und Castingsituationen auf dem Programm. Auch das Wifi Steiermark bietet eine Ausbildung zum Radio- und TV-Moderator an. Der 128 Stunden umfassende Kurs beginnt im Oktober.

Eine fundierte Ausbildung ist unumgänglich, für das Fernsehen gleichermaßen wie für den Hörfunk. „Die Ausbildung zum Radiomoderator besteht im Wesentlichen aus drei Elementen: der Sprache, der Präsentation und der Studiotechnik“, sagt Claudia Herbst, Programmleiterin von Radio Max, dem einzigen live moderierten Einkaufsradio Europas. Sind die Grundlagen und Werkzeuge bekannt, heißt es: üben, üben, üben. „Oft stehen Jung-Moderatoren viele Stunden im Studio und machen Probesendungen, bevor sie das erste Mal ,on air‘ gehen. Je mehr Einsatz und Leidenschaft sie dabei zeigen, desto schneller sieht und vor allem hört man die Erfolge“, so Herbst.

Bilder zum Erblühen bringen

Was weder im Radio noch im Fernsehen schaden kann, ist ein journalistischer Background. „Ein guter Moderator ist Journalist, Showmaster und Producer in einem“, sagt Herbst. „Es ist wichtig, dass man weiß, wie man Informationen sinnvoll weitergeben kann. Ein guter Moderator muss ein Bild im Kopf so transportieren, dass es im Kopf des Sehers oder Hörers erblüht“, ergänzt Peter Altmann, Leiter der Eloquenz TV-Akademie. Deren berufsbegleitende Ausbildung zum TV-Moderator dauert ein Jahr und umfasst die fünf Module Atem- und Sprechtechnik, Kameratraining, Storytelling, Körpersprache und Personality-Coaching. „Unser Anliegen ist es, keine Sprechpuppen auszubilden, sondern Menschen mit Charakter. Sie sollen die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbild erkennen und ihre territoriale Raumsprache entdecken“, erklärt Altmann.

Jenseits der unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten gibt es gewisse persönliche Eigenschaften, die ein Leben im Scheinwerferlicht erleichtern. „Auf den Mund gefallen sollte ein Moderator nicht sein, sondern offen, humorvoll und sprachgewandt“, sagt Herbst. Außerdem hilft eine Portion Optimismus. „Unsere Stimme spiegelt immer auch unsere Einstellung und unseren Charakter wider.“

Aussehen und Bildung

Zusätzlich kann – vor allem im Fernsehen – ein ansprechendes Äußeres nicht schaden, das ruhig auch extravagant sein darf, so Altmann. Frechheit, Charme und Improvisationstalent erleichtern laut Maurer den Einstieg in das Mediengeschäft immens. Doch das wichtigste ist für ihn die Allgemeinbildung: „Ohne Matura gibt es das nicht. Ein Studium jeder Art ist noch besser. Aber eines der wichtigsten Gebote ist der ehrliche Umgang mit Menschen.“ Für Sejka wiederum zählt die Leidenschaft für das Medium: „Wer wie ich um zwei Uhr früh aufsteht, um um 3:30Uhr im Sender zu sein, braucht eine gewisse positive Verrücktheit.“

Web:www.sprecher-akademie.at

www.wifiwien.at, www.stmk.wifi.at

www.tv-akademie.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2014)

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