Schwarzenberg: Ein Palais wacht langsam auf

(c) FABRY Clemens
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Jahrelang lag das Wiener Palais Schwarzenberg quasi im Dornröschenschlaf. Nun wird es Quartier der Design Week. Ob und wann das geplante Casino eröffnet, ist noch unsicher.

Noch liegt es quasi im Dornröschenschlaf. Der Park ist leer, hinter einem Eingang steht ein großer Schuttcontainer. Der Hoteltrakt ist völlig verlassen, und abseits der Prunkräume sieht man, wie lang das Palais schon brach liegt. Der Putz bröckelt, es verfällt. Bald soll sich das ändern. Kommenden Freitag, den 26.September, schon, wird das Palais Schwarzenberg zur Festivalzentrale der Wiener Design Week. Und damit zum ersten Mal seit Langem wieder öffentlich zugänglich sein.

Täglich von zehn bis 20 Uhr, eine Woche lang, wird das alte Palais dann geöffnet sein. Die Familienstiftung Schwarzenberg, der Besitzer des Palais, hat sich entschlossen, den Festivalbesuchern Räume zu öffnen, die so noch nie öffentlich zugänglich waren: Die Orangerie, das Möbellager, die Silberkammer und das Prinzenlager. Die Zentrale der Design Week soll ein Ort für Ausstellungen sein, auch das Team hat seine Zentrale dort eingerichtet. Zudem wird es ein Pop-up-Café geben. Es wird wohl eine der letzten, wenn nicht die letzte, Gelegenheit sein, diese Räume im aktuellem Zustand zu sehen. Denn dem Palais steht ein großer Umbau bevor. Das barocke Gartenpalais, versteckt hinter dem Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz, steht seit 2006 leer.


Spekulationen, Streit, Stillstand. Seither herrschte lang Gezerre um die Zukunft des früheren Hotels: 2007 wurde es an eine Volksbanken-Tochter verpachtet, Mohammed Bin Issa Al Jaber wollte dort ein Sechs-Sterne-Deluxe-Hotel einrichten und hatte dafür auch die Nutzungsrechte. Das Projekt scheiterte. Seither wurden dann und wann Teile des Hotels für noble Events oder Hochzeiten genutzt – vorigen Sommer zum Beispiel für die Hochzeit der Tochter von Martin Schlaff.

Bald aber soll das Palais wieder dauerhaft genutzt werden, es wird zum Casino. Die Schweizer Stadtcasino Baden AG will gemeinsam mit dem deutschen Automatenkonzern Grauselmann den Prunkbau um 50 Mio. Euro in eine Spielbank umwandeln. Ende Juni haben sie dafür grünes Licht vom für Glücksspiel zuständigen Finanzministerium, nämlich die Lizenz für Wien Süd-West, bekommen. Und – die neuen Betreiber hätten gern so schnell wie möglich mit dem Umbau begonnen, für 1.Juli 2015 wäre der Eröffnungstermin des Grand Casino Wien angedacht gewesen.


Casinos sorgen für rien ne va plus. Derzeit aber stehen die Arbeiten weitgehend still, bloß Vorbereitungen, etwa das Ausräumen der alten Räume, geschehen derzeit. Der Termin, so sagt Hubertus Thonhauser, der Vorsitzende des Aufsichtsrates vom Grand Casino Wien, werde sich heuer nicht mehr ausgehen. Geht alles glatt, werde sich der gesamte Umbau und damit die Eröffnung um rund ein Jahr, also auf etwa Mitte 2016, verzögern.

Der Grund für diese Verzögerung ist ein Einspruch der Casinos Austria gegen die Vergabe der drei Lizenzen an Konkurrenten, eine davon an das Konsortium hinter dem Grande Casino. Damit liegt das Projekt wieder auf Eis. „Derzeit liegt die Beschwerde bei Gericht, ab Einreichen müsste sie in sechs Monaten beantwortet sein. Wir rechnen also mit einer Entscheidung spätestens im Februar“, sagt Thonhauser.

Wird die Beschwerde abgewehrt, kommt also neuerlich das Go, dauere es zwölf Monate, bis das Palais zum Casino wird. Wird der Beschwerde stattgegeben, geht die Vergabe der Lizenzen zurück an das Finanzministerium. Wie und wann es dann mit einem Casino im Palais weitergehen könnte – oder ob das Palais doch, wie als Alternative von der Familie Schwarzenberg angedacht, zum Luxusressort für Superreiche wird – ist unklar. Aber, so weit wollen die Casino-Betreiber auch nicht denken. Lieber erzählen sie von ihren Plänen. In den Prunkräumen sollen 28 Spieltische, im Untergeschoß knapp 300 Automaten stehen.

Auch ein Boutiquehotel könnte in einem Flügel entstehen, dazu kommen Restaurants, die öffentlich zugänglich sein sollen. Und das alte Belvederestöckl soll wiederbelebt werden, als Braulokal, einer Art Bierstöckl. All das solle voraussichtlich gleichzeitig mit dem Casino eröffnen, so Thonhauser. Dann soll auch der Park des Palais wieder öffentlich zugänglich werden. Denn zum Palais gehört eine der größten Grünflächen der Innenstadt, die für die Wiener geöffnet würde. Im oberen Teil des Parks soll eine Tennisanlage entstehen. Die Mauer zum benachbarten Belvedere könnte durchgebrochen werden, damit würde diese Grünfläche um dreieinhalb Hektar wachsen.

„Könnten auf Knopfdruck anfangen“. Damit müsste sich freilich auch das Denkmalamt befassen. Aber von dort heißt es, dass das sicher möglich sei. Auch im Palais hat das Denkmalamt bereits sämtliche Bestände erhoben, vom Deckenfresko bis zu Bodenbelägen, Fensterbeschlägen, etc. „Wir können auf Knopfdruch mit der Restaurierung beginnen“, so Landeskonservator Friedrich Dahm vom Denkmalamt.

Vorerst aber heißt es Warten. So wird das alte Palais nach der Design Week wohl wieder für einige Monate in seinen langen Schlaf zurückfallen.

Palais Schwarzenberg

1687 als Sommerpalais Mansfeld-Fondi in Auftrag gegeben, wurde es 1726, nach Übernahme durch Fürst Schwarzenberg, fertiggestellt. Im zweiten Weltkrieg wurde das Palais von Bomben getroffen, aber vollständig wiederaufgebaut.

1962 bis 2006 wurde ein Teil als Luxushotel geführt. Seither wurde es für Veranstaltungen genutzt, stand aber meist leer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2014)

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