Eltern fürchten sich vor Märchen

(c) ORF ('Drei Haselnüsse für Aschenbrödel')
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Sind klassische Märchen zu brutal für die Kinder des neuen Jahrtausends? Eltern fürchten, dass böse Hexen ihre Kinder verängstigen und Zwerge politisch nicht korrekt sind.

Schneewittchen hat berechtigterweise Angst vor der bösen Königin. Immerhin versucht diese mehr als einmal, ihre Stieftochter umzubringen. Zuerst beauftragt sie einen Jäger, dann probiert sie es selber dreimal - bis sie schließlich mit dem berühmten Apfel Erfolg hat und das schöne Schneewittchen in einem gläsernen Sarg landet. Das ist zuviel Gewalt für die meisten Eltern.

Eine Umfrage der britischen "BabyWebsite" zeigt auf, dass Eltern bewusst klassische Märchen durch moderne Gute-Nacht-Geschichten ersetzen. Jede vierte Mutter hat demnach Angst, dass die Gebrüder Grimm und Co ihre Kinder verängstigen. Einige lehnen Schneewittchen sogar ab, weil sie die sieben Zwerge für politisch nicht korrekt halten.

Aber die Ablehnung trifft nicht nur das Schneewittchen: Rapunzel soll zu düster für kleine Kinder sein. Aschenputtel wird zur Hausarbeit gezwungen - auch diese Geschichte wollen britische Mütter ihren Kleinen nicht zumuten. Rotkäppchen fällt sogar für ein Drittel aller befragten Eltern aus. Immerhin hat der Wolf die Großmutter des Mädchens verschlungen.

Politisch nicht korrekt


Ein Fünftel aller Eltern beurteilen klassische Märchen als politisch nicht korrekt. Immerhin jeder Zehnte findet, dass "Schneewittchen und die sieben Zwerge" umbenannt werden solte in "Schneewittchen und die sieben Kleinwüchsigen".

An der Umfrage der "BabyWebsite" haben 3000 britische Eltern teilgonommen. 66 Prozent davon denken, dass klassische Märchen eine starke moralische Botschaft beinhalten. Und das halten sie für ungeeignet, um Kinder vor dem Einschlafen zu besänftigen. Drei Viertel aller Mütter und Väter würden ihren Kindern vor dem fünften Geburtstag gar keine der bekannten Märchen vorlesen.

Märchen aktivieren emotionale Zentren


Dabei können Märchen nach Ansicht von Experten ein wichtiger Beitrag zur Kindererziehung sein. Neurobiologen zufolge können die emotionalen Zentren im Gehirn aktivieren und dabei helfen, dass Kinder Ruhe finden und sich konzentrieren.

Durch das Lesen der Geschichten müssen Kinder Bilder und Gefühle selbst im Kopf erzeugen. Fantasie und Kreativität werden durch fantastische Geschichten besonders angeregt. Auch wenn Märchen teils grausam erscheinen: Kinder müssen lernen, dass es Schwierigkeiten gibt. Und dass diese überwunden werden können. Das einfachste Argument für Märchen ist allerdings, dass Kinder sie mögen.

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