Bei KBA-Mödling wackeln weitere 500 Jobs

ARCHIVBILD: NIEDEROeSTERREICH: STELLENABBAU BEI KBA-MOeDLING AG
ARCHIVBILD: NIEDEROeSTERREICH: STELLENABBAU BEI KBA-MOeDLING AGAPA/HELMUT FOHRINGER
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Noch im Februar erreichten die Mitarbeiter mit einem Streik, dass nur 385 Stellen gestrichen werden. Doch die Freude währte nur kurz. Denn die Auftragslage ist katastrophal. Selbst der Betriebsrat zeigt Verständnis.

Der Stellenabbau beim Druckmaschinenhersteller KBA-Mödling muss offenbar ausgeweitet werden. Insgesamt könnten 450 bis 500 Jobs wegfallen, befürchtet der Arbeiter-Betriebsrat Alois Trobollowitsch im Gespräch mit der APA. Ursprünglich wollte die deutsche Konzernspitze in Niederösterreich 400 bis 460 Mitarbeiter abbauen, nach einem viertägigen Streik einigte man sich eigentlich auf nur 385 Stellen.

Dass diese Obergrenze nun nicht ausreicht, liegt an der für den Standort in Maria Enzersdorf bei Mödling wichtige Wertpapier-Sparte. "Wir haben nicht geglaubt, dass der Markt so einbricht, es gibt kaum Neuaufträge", schilderte Trobollowitsch. Dass der Streik im Nachhinein umsonst war, wenn die Einigung auf den Abbau von 385 Stellen nicht haltbar ist, lässt der Betriebsrat aber nicht gelten. Immerhin habe man einen Sozialplan abgeschlossen, der fünf Jahre lang gilt und es geschafft, dass die mechanische Fertigung in Mödling bleibt. Womöglich müsse aber das Geld in der Arbeitsstiftung aufgestockt werden. Einen neuerlichen Streik gegen die Sparpläne lehnt Trobollowitsch aber ab, "denn was will man tun? Man kann die Mitarbeiter nicht beschäftigen", gibt sich der Arbeitnehmervertreter ernüchtert angesichts der Auftragslage.

Werk in Ternitz geschlossen

Von den ursprünglich rund 750 Mitarbeitern an den Standorten Maria Enzersdorf und Ternitz sind mittlerweile 330 abgebaut worden, das Werk in Ternitz mit 60 Arbeitsplätzen ist seit vergangenen Freitag geschlossen, in Mödling steht eine Halle leer. Für November wurden weitere 130 beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Trobollowitsch geht aber nicht davon aus, dass alle 130 Kündigungen schlagend werden. Auch bei den bisherigen Kündigungswellen seien mehr angemeldet als gekündigt worden. Das Hauptproblem sei, dass viele EU-Länder mit der Euro-Einführung Gelddruckmaschinen bestellt haben und nun keine neuen Geräte bräuchten. Dazu kommt, dass Geldscheine durch Bankomat- und Kreditkarten an Bedeutung verlieren.

Einziger Lichtblick für die Mitarbeiter: Fachkräfte sind am Arbeitsmarkt nach wie vor gefragt. Der Anlagenbauer Wittmann Battenfeld habe mehrere Kollegen übernommen, erzählt Trobollowitsch. Auch die Gemeinde Mödling hat in den Reihen der KBA-Mödling nach Personal gesucht. Und auch sonst hätten sich mehrere Firmen in der Personalabteilung oder beim Betriebsrat gemeldet. Gemeinsam habe man eine Stellenbörse für die betroffenen Mitarbeiter aufgebaut.

Deutsche Mutter tief in den roten Zahlen

Der deutsche Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer, Mutterkonzern der KBA-Mödling, hat 2013 tiefrote Zahlen geschrieben. Vor Steuern türmte der Maschinenbauer einen Verlust von 138,1 Mio. Euro auf. Ein Jahr davor stand noch ein Plus von 3,7 Mio. in den Büchern. Wegen des radikalen Sparkurses wird auch heuer ein Verlust anfallen. Spätestens 2016 soll KBA wieder nachhaltig profitabel sein. Als zweitgrößter Druckmaschinenbauer der Welt leiden die Würzburger wie ihre Konkurrenten darunter, dass das Internet Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften oder Katalogen nach und nach das Wasser abgräbt.

Der Markt für Rotationsanlagen ist laut KBA seit 2006 um fast drei Viertel geschrumpft. 2013 ging zudem der Boom bei Anlagen für den Druck von Banknoten zu Ende, der den Konzern jahrelang in der Gewinnzone gehalten hatte.

(APA)

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Im Gegenzug werden anstatt der ursprünglich geplanten 460 Stellen jetzt 385 Jobs abgebaut. Erste Kündigungen soll es ab Juli geben.

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