Ölpreis im freien Fall - Opec schreitet nicht ein

166. OPEC-KONFERENZ IN WIEN:
166. OPEC-KONFERENZ IN WIEN:APA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Eigentlich wollte die Opec in Wien über Preis-stützende Maßnahmen verhandeln. Ihre Unentschlossenheit brachte jedoch das Gegenteil.

Wien. Es war wohl die erste Opec-Sitzung seit Jahren, die weltweit wieder mit großer Spannung erwartet worden war. So kam das Ölkartell am Donnerstag eigentlich in Wien zusammen, um über Maßnahmen zu beraten, wie der Ölpreis gestützt oder sogar wieder angehoben werden kann. Schlussendlich geschah jedoch genau das Gegenteil. Weil sich die Opec dazu entschied, das Fördervolumen unverändert bei 30 Mio. Fass (159 Liter) zu belassen, fiel der Ölpreis bis zum späteren Nachmittag um rund 4,5 Prozent auf unter 75 Dollar je Fass.
Wie berichtet, befindet sich der Preis für das schwarze Gold bereits seit mehr als acht Wochen im kontinuierlichen Sinkflug und lag schon seit einigen Tagen deutlich unter 80 Dollar je Fass (159 Liter). Deshalb wurden vor rund zwei Wochen Stimmen unter den Opec-Mitgliedern laut, wonach das Kartell – so wie einem solchen Fall eigentlich vorgesehen – die Förderung kürzen sollte.

Saudiarabien will nicht

Doch schon in den Tagen vor der Sitzung wurde klar, dass es wohl zu keiner Senkung und somit auch zu keiner Stützung des Preises kommen werde. Vor allem Saudiarabien, jenes Land, das in der Vergangenheit immer auf eine Opec-genehme Steuerung des Ölpreises geachtet hatte, war diesmal einfach nicht bereit, die eigene Förderung zu kürzen.

„Die Opec ist nicht verantwortlich für das aktuelle Überangebot“, wiederholte Ali Al-Nami, der saudische Ölminister, in den Tagen vor der Sitzung gebetsmühlenartig. Eine Aussage, die auch von Suhail Al-Mazrouei, seinem Kollegen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, wiederholt wurde. Schuld daran sei vielmehr die stetig steigende Produktion der USA, die dank dem sogenannten Schieferöl wieder zu einem der wichtigsten Ölproduzenten der Welt geworden ist. Und daher brauche es auch keine Förderkürzungen, der Markt werde sich von selbst stabilisieren.
Dabei dürfte es auch nichts gebracht haben, dass einige Länder wie etwa Venezuela bis zuletzt massiv auf eine Förderkürzung drängten. Das Land leidet – so wie etwa auch der Iran – stark unter den gefallenen Ölpreisen, da sich aufwendige Sozialprojekte der sozialistischen Regierung nun nicht mehr so leicht finanzieren lassen.

Ölpreis auf Vierjahrestief

Die reicheren Opec-Staaten, vor allem jene aus dem arabischen Raum, machten in der Sitzung jedoch klar, dass sie willens seien, eine Phase des niedrigeren Ölpreises durchzustehen. Sie befürchten ansonsten den Verlust von Marktanteilen. Innerhalb der Opec führte dies zu einer heftigen Spaltung – der Vertreter Venezuelas verließ das Opec-Gebäude wortlos und sichtlich verärgert.
An den Ölmärkten wurde dieses Ergebnis während die Sitzung noch in Gange war schon antizipiert. Der Ölpreis sank schon am Vormittag um über zwei Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2010. Laut Ökonomen ist der gefallene Ölpreis eine willkommene Hilfe für die weltweit stockende Wirtschaft. (ag/jaz)

(c) finanzen.at

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SAUDI ARABIA FILES OIL REFINERY
International

Ölpreis: Ein Königreich für teures Öl

Für Golfstaaten hat der Ölpreis die Schmerzgrenze erreicht. Selbst Saudiarabien muss erstmals seit dem Arabischen Frühling sparen. Das wird wohl auch die Opec nicht ändern.
International

Ölförderung: Moskau will Ölpreis treiben

Russland wird vor der Opec-Sitzung am Donnerstag aktiv. Das Land braucht mehr Petrodollars, die Firmen brauchten Technologie.
MOSCOW RUSSIA NOVEMBER 24 2014 Russia s finance minister Anton Siluanov claps his hands at an in
Österreich

Moskau befürchtet Verluste in Höhe von mehr als 100 Mrd. Euro

Die westlichen Sanktionen und der Einbruch des Ölpreises belasten Russland schwer, so Finanzminister Anton Siluanow.
OPEC Generalsekretär al-Badri in Wien
Energie

OPEC-Entscheidung zieht Ölpreis weiter nach unten

Die Organisation erdölexportierender Länder will die Fördermenge vorerst nicht drosseln. Der Preis, ohnehin auf einem Vier-Jahres-Tief, sinkt weiter.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.