Frankreich: Sarkozys holprige Rückkehr

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Den Weg zurück an die Parteispitze der UMP hatte sich Ex-Präsident Sarkozy triumphal ausgemalt. Doch seine interne Wahlkampagne verlief nicht so wie geplant.

Paris. Am Freitag und Samstag können die rund 260.000 eingeschriebenen Mitglieder der konservativen UMP (Union pour un Mouvement Populaire) ihren Parteichef wählen. Der Sieger steht bereits fest: Ex-Staatspräsident Nicolas Sarkozy will als Vorsitzender der UMP den Anlauf zu einer Revanche gegen François Hollande nehmen. Sein Wunsch nach einer Rückkehr an die Macht sollte als Programm und Legitimation reichen. Trotz zahlreicher Ermittlungen der Justiz gegen ihn und trotz seiner Niederlage gegen François Hollande 2012, die eine Desavouierung seiner Person durch die Wähler war, blieben sein Prestige und seine Autorität in seiner politischen Familie völlig intakt. Seine Anhänger zweifelten denn auch nie ernsthaft daran, dass Sarkozy bei der erstbesten Gelegenheit in die politische Arena zurückkehren würde, um Hollande und der sozialistischen Linken den Fehdehandschuh für eine Revanche vor die Füße zu werfen.

Sarkozy hatte 2012 freilich eine UMP in einem deprimierten Zustand, zerrissen von Führungsstreitigkeiten und Flügelkämpfen, hinterlassen. Zudem war publik geworden, dass bei Sarkozys Präsidentschaftskampagne die gesetzlich zugelassene Höchstsumme an Wahlkampfausgaben massiv überschritten worden war. Bezahlen musste dafür die UMP. Um das zu vertuschen, wurden Rechnungen gefälscht. Der bisherige Parteichef und Sarkozy-Getreue Jean-François Copé musste deswegen zurücktreten, und die internen Streitereien flammten aufs Neue auf. Trotz all dieser Kalamitäten, an denen er ja nicht ganz unschuldig ist, fühlt sich Sarkozy berufen, die UMP zu retten.

Partei als Fanklub

Da er seine Partei als seinen persönlichen Fanklub betrachtet, sollte die Wahl zum Vorsitzenden eine reine Formsache werden. Als Sarkozy seine Kandidatur bekannt gab, rechnete er mit einer Zustimmung von 80 oder 90 Prozent der Stimmen. Doch statt seine Anhänger von der Notwendigkeit seiner Rückkehr zu überzeugen, verlor er anschließend durch ungeschickte Äußerungen im Verlauf seiner Kampagne laufend Punkte.

Er brachte es fertig, sowohl Gegner wie Verfechter der Ehe gleichgeschlechtlicher Paare mit einer reichlich konfusen Stellungnahme zu verärgern. Zudem scherzte er zweideutig, 2007 habe er Rachida Dati als Vertreterin der ethnischen Vielfalt zur Justizministerin gemacht, denn eine Tochter eines Marokkaners und einer Algerierin, die von Strafrecht rede, das ergebe Sinn. Zuletzt ließ er bei einem Auftritt in Bordeaux zu, dass seine Fans den Parteikollegen und voraussichtlichen Rivalen bei Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur, Alain Juppé, auspfiffen. Das Magazin „Nouvel Obs“ urteilt am Ende des Wahlkampfs gnadenlos, Sarkozy sei „verbraucht“.

Während Sarkozy in den eigenen Reihen für wachsende Zweifel und Unmut sorgte, mauserte sich einer seiner beiden Konkurrenten, der vermeintlich farblose Außenseiter Bruno Le Maire, von Auftritt zu Auftritt zum ernsthaften Rivalen. Ohne Sarkozy beim Namen zu nennen, attackierte Le Maire den Ex-Präsidenten an dessen Schwachstellen, indem er sich für Transparenz in der Aufarbeitung der Finanzaffären und für mehr Basisdemokratie aussprach. Die UMP brauche keinen selbst ernannten „Retter“ als Chef, meint er, und warnt davor, dass die UMP in ihrer bisherigen Form verschwinden könnte – wenn sie von einem Vorsitzenden für eigene Ambitionen instrumentalisiert würde.

Er kann mittlerweile laut Umfragen mit mehr als 30 Prozent der Stimmen rechnen und träumt davon, dank der Stimmen für den Dritten, den Ultrakonservativen Hervé Mariton, Sarkozys Wahl auf Anhieb zu vermasseln und einen zweiten Durchgang zu erzwingen. Sarkozy hofft aber, dass seine Persönlichkeit und seine Aura noch lange ausreichen für einen klaren Sieg. Er fügte fast bescheiden an: „wenn möglich schon im ersten Durchgang“.

Auf einen Blick

Am Freitag und Samstag wählen die Mitglieder der konservativen französischen Partei UMP einen neuen Parteichef. Der frühere Präsident Nicholas Sarkozy gilt als sicherer Gewinner. Allerdings stand er während seiner Kampagne zunehmend unter Kritik. Medien urteilten, dass er keine neuen Ideen habe und „verbraucht“ sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2014)

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