Rat einholen, entscheiden und dann darüber informieren

Porträt. Amgen-Chef Martin Munte beschäftigt sich stark mit Mitarbeitermotivation. Sein Unternehmen wurde als bester Arbeitgeber gekürt.

Schon ein kurzer Blick in das Wiener Amgen-Büro zeigt: Hier wird gerne gefeiert. Zum Beispiel das 35-jährige Gründungsjubiläum: 1980 entstand Amgen im kalifornischen Thousand Oaks und ist heute mit rund 18.000 Mitarbeitern das weltweit größte Biotechnologieunternehmen. Oder der erste Platz beim heurigen „Great Place to Work“-Arbeitgeber-Ranking in der Klasse der Unternehmen zwischen 50 und 250 Mitarbeitern.

Ein Statement aus der „Great Place to Work“-Mitarbeiterbefragung ist beim Empfang als Wand-Tattoo festgehalten: Der Teamgeist sei außergewöhnlich, heißt es da. Und: „Alle ziehen an einem Strang, um zum Erfolg zu gelangen.“

Dieser Strang, sagt Martin Munte, seit 2009 Geschäftsführer bei Amgen Österreich, werde gemeinschaftlich entwickelt. Um auch gleich weitere Eckpunkte der Amgen-Arbeitsweise zu nennen: Partnerschaftlichkeit, Respekt vor einander, Teamarbeit und „das, was wir kommunizieren, auch einzuhalten und umzusetzen“. Drei Säulen, sagt der 45-Jährige, machten Amgen zu einem der besten Arbeitgeber im Land: Erstens werde Biotech angesichts des therapeutischen Nutzens für die Kunden positiv gesehen. Zweitens gebe es ein attraktives Paket für die Mitarbeiter. Das enthält neben finanziellen Anreizen auch ein Bravo-System: Mitarbeiter können Kollegen quer über die Hierarchien für ein „Bravo“ vorschlagen, um sie für spezielle Leistungen zu würdigen. Und drittens, sagt Munte, werden die Werte gelebt und die US-amerikanische mit der österreichischen Kultur vereint, wofür die Führungskräfte Rolemodels seien.

Daher lebe er das Prinzip „advice, decision, information“. Damit wolle er sicherstellen, dass Entscheidungen fundiert sowie in der nötigen Qualität und Zeit getroffen werden. Dabei versuche er, Management by Objectives mit partizipativem Führungsstil zu verbinden, um die Sichtweisen der Mitarbeiter einzubinden. Das bedeute: „Rat einholen, aktiv nachfragen, die Rolle des Teufelsadvokaten vergeben und sagen: Hilf mir, versuche mich zu challengen.“ Und sobald eine Entscheidung getroffen sei, gelte es, umgehend die Leute, die sie betrifft, auch zu informieren.

Darüber hinaus habe er auch monatliche All-Staff-Meeting initiiert, bei denen immer ein Mitglied des Managementteams moderiert und informiert. „Je kongruenter Kommunikation, Entscheidung und Verantwortung sind, desto stärker sind Motivation und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter.“

Das kollektive Du-Wort hilft

Deshalb lebe er eine Politik der offenen Bürotür, sei aber auch viel im Haus unterwegs: Das helfe ebenso Barrieren abzubauen und hinter den Vorhang zu schauen wie das kollektive Du-Wort.

Was sich der begeisterte Läufer und Vater eines Sohnes von seinen Mitarbeitern wünscht, treibt auch ihn an: Bessere Produkte, die Menschen helfen, länger zu leben oder die Lebensqualität stark erhöhen, zu den Patienten zu bringen.

Umso mehr freut es ihn, dass von Wien aus der größte Teil der klinischen Amgen-Forschung in Europa dirigiert werde. „Mich hat Forschung immer fasziniert“, sagt der WU-Absolvent. Bereits in seiner Diplomarbeit setzte er sich mit Österreich Technologiepolitik auseinander und verglich die Pharmaforschung mit jener anderer Branchen. Zudem beschäftigte er sich schon als Student mit Krankenhausmanagement und analysierte die Sozialversicherungssysteme, ehe er vor 18 Jahren für ein britisches Pharmaunternehmen im Außendienst zu arbeiten begann. Und merkte: Wenn ich mit den Kunden rede, lerne ich viel über Produkt und Kundenwünsche und kann besseres Feedback an das Unternehmen zurückzugeben. Und nur so können letztlich alle an einem Strang ziehen.

ZUR PERSON

Martin Munte (45) ist seit dem Jahr 2009 Amgen-Geschäftsführer in Österreich. Zuvor war der WU-Absolvent für die Pharmaunternehmen AstraZeneca und Roche tätig. Amgen Österreich beschäftigt derzeit 85 Mitarbeiter und wurde von „Great Place to Work“ als Arbeitgeber des Jahres 2015 ausgezeichnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.