IWF: Yuan ist bald reif für die Welt

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China verbillige seine Währung nicht länger künstlich, sagt der IWF. Der Währungsfonds brüskiert damit die USA - und macht den Weg für den Aufstieg des Yuan zur Reservewährung frei.

Peking/Wien. Peking erhält bei seinem Streben, den Yuan (Renminbi) als Alternative zum US-Dollar zu etablieren, unerwartete Unterstützung: Die chinesische Währung sei „nicht länger unterbewertet“, verkündete der Internationale Währungsfonds (IWF) am Dienstag– und vollzog damit eine abrupte Kehrtwende. Jahrelang kritisierten die Experten des Währungsfonds China dafür, seine Währung nach unten zu drücken, um so die chinesischen Exporte künstlich zu verbilligen.

Nach dem steilen Anstieg des Yuan in den vergangenen zwölf Monaten sei das nicht mehr der Fall, erklärte der IWF anlässlich der Präsentation seines neuen Länderberichts zu China. Auf den Märkten dürfte diese Bemerkung für wenig Überraschung gesorgt haben. Händler und Analysten haben die Verteuerung des Yuan seit Monaten genau beobachtet.

Währungsdumping ist beendet

Wirklich entscheidend ist die Aussage des Währungsfonds allerdings in einem politischen Kontext: China müht sich seit Längerem, den Yuan als weltweite Reservewährung zu etablieren. Noch heuer will Peking, dass seine Währung im IWF-Währungskorb („Sonderziehungsrechte“) aufgenommen wird, der mittelfristig den Dollar als Reservewährung ablösen soll. Derzeit sind dort der US-Dollar, der Euro, der Yen und das britische Pfund vertreten. Im Herbst könnte die Entscheidung fallen, ob auch der Yuan künftig Bestandteil dieser Sonderziehungsrechte sein wird, die Zentralbanken bei Bedarf jederzeit gegen die vier (oder bald fünf?) Reservewährungen eintauschen können.

Das Lob, dass China sein langjähriges Währungsdumping beendet habe, muss vor dem Hintergrund als Hinweis verstanden werden, dass der IWF einer Aufnahme des Yuan offen gegenübersteht. Damit brüskiert die Organisation allerdings die Vereinigten Staaten, die die Aufnahme des neuen Konkurrenten sehr kritisch sehen und die chinesische Währung immer noch für unterbewertet halten.

Eine Billion Dollar an China

„Der Yuan hat noch einen weiten Weg zu gehen“, sagte auch der frühere US-Notenbanker Ben Bernanke am Dienstag bei einer Veranstaltung in Taipeh. So verlangen die Statuten des IWF etwa, dass die Reservewährungen „frei genutzt“ werden können. Der Yuan müsse also liquide und frei konvertierbar sein. Davon ist Peking noch ein Stück entfernt. In den nächsten zwei bis drei Jahren solle das Land für einen freien Wechselkurs sorgen, forderte der Währungsfonds daher am Dienstag. Erst dann würde der Yuan wohl alle Voraussetzungen erfüllen.

Dass eine Aufnahme des Yuan als Reservewährung der Bedeutung Chinas als immerhin zweitgrößter Volkswirtschaft der Welt nur gerecht würde, ist auch in den USA bekannt: „Die Aufnahme ist keine Frage des ob, sondern eine Frage des wann“, sagte der amerikanische Finanzminister Jacob J. Lew vor wenigen Tagen. Allzu schnell müsste sich der Dollar ohnedies nicht als internationales Zahlungsmittel Nummer eins verabschieden. Wenn der Yuan vom IWF als Reservewährung akzeptiert würde, brauchte es immer noch Jahre, bis die Währung überall angenommen würde.

Für China wäre es in jedem Fall ein gutes Geschäft, haben die Experten der Standard Chartered Bank berechnet. Nach der Aufnahme des Yuan in den IWF-Währungskorb würde eine Billion US-Dollar nach China fließen, schätzen sie. Die Analysten von AXA Investment Managers kommen auf eine ähnliche Größenordnung. Zehn Prozent der globalen Währungsreserven von 11,6 Billionen Dollar würden dann in Yuan gehalten werden. Wie schnell das gehen könnte, wissen auch sie nicht. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2015)

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