Ferien auf die sportliche Art

Mountainbiker in der Bergwelt der Schmittenhoehe bei Zell am See,
Mountainbiker in der Bergwelt der Schmittenhoehe bei Zell am See,BilderBox
  • Drucken

Ausrasten, baden, spielen – schön und gut. Irgendwann muss für viele aber auch Bewegung im Urlaub sein. Am liebsten outdoor, auf Bergen, mit dem Fahrrad oder im See.

Selbst die schönste Sommerwoche wird – immer nur im Strandbad am See – irgendwann lang. Wenn die Bücher ausgelesen, die Spiele ausgespielt, alle Glieder ausgespannt sind, wird es für viele doch wieder Zeit für Bewegung.

Als reine Sporturlauber, die allein zum Klettern, Mountainbiken oder Segeln verreisen, gelten zwar nur fünf Prozent aller Österreich-Urlauber, sagt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT). Aber die „rein faulen Badestrandsitzer und Liegestuhllieger“, die seien fast im Aussterben, wie Zellmann sagt. Immerhin jeder Zweite, der im Urlaub in Österreich unterwegs ist, gilt heute als Aktivurlauber. Diese gehen am liebsten wandern, gefolgt von Rad fahren, klettern, mountainbiken oder schwimmen. Aus gutem Grund: Sind das doch oft jene Urlaubserinnerungen, die länger halten als bloßes Stillsitzen. Ob Mountainbike-Touren, Fahrradfahrten im Flachland, Gipfelsiege in Osttirol, Wandern im Salzkammergut oder Wassersport am See – „Presse“-Autoren über ihre Lieblingsorte für den Sommersport.

Radeln in den Bergen: Je höher, desto kühler

Für Familienmenschen ist Sporturlaub so eine Sache. Nicht jedem gelingt es, die ganze Familie auf eine Sportart einzuschwören. Ich zum Beispiel bin mit dem Mountainbiken allein. Also fliege ich mit den anderen und ohne Rad weg. Und fahre davor und danach im näheren und weiteren Süden von Wien rauf und runter. Auf den Lindkogel, auf die Mamauwiese am Schneeberg oder aufs Stuhleck, die nächste Gelegenheit, über die Baumgrenze zu kommen. Je höher, desto ferner der Hitze unten. Gestern zum Beispiel wehte auf dem Stuhleck ein herrlich kühles Lüftchen. Sollten wir wieder einmal in Österreich urlauben, habe ich einen gemeinsamen Sporturlaub parat: Die Kärntner Nockbike-Region bietet zwischen Bad Kleinkirchheim und Seeboden gezählte 26 erlaubte Routen aller Schwierigkeitsgrade. Auf den rundlichen Bergen kann ich bis 2000 Meter (hoch, nicht weit!) mountainbiken, während die anderen im Feld- oder im Millstätter See wassersporteln – oder faulenzen. kom

Bauernwegerl für Rennradfahrer

Rennrad fahren kann man überall, wo es Straßen gibt. Theoretisch. Praktisch gilt es gleichwohl ein paar Kleinigkeiten zu berücksichtigen, die das Radeln mehr oder weniger angenehm machen: Landschaft, Straßenbedingungen, Unterbringung. Daran gemessen ist die Region Salzburgerland–Salzkammergut ziemlich perfekt: Vom Seenland bis zum Dachstein breitet sich ein Netz von 20 Radrouten aus, die landschaftlich einfach schön sind und so verlaufen, dass unangenehme Begegnungen mit der Motorfraktion möglichst vermieden werden. Dazu bieten sich die Bauernwegerln an: schmale Asphaltstraßen, frei von Durchzugsverkehr. Die wenigen Einheimischen, die sie befahren, nehmen auf Radler Rücksicht. Steigungen und flache Abschnitte wechseln einander ebenso ab wie die Aussichten auf Seen, Hügel und Gastgärten. Eine 100-Kilometer-Runde geht einem damit ganz leicht vom Fuß: von Eugendorf aus vorbei am Wallersee, über Straßwalchen den Irrsee entlang um den Mondsee zurück nach Eugendorf. Allein hier sind drei von 14 Quartieren der Region, die vom versperrbaren Abstellraum über Leihnavigationsgeräte bis zum radfahrenthusiastischen Chef alles bieten, was Radler freut. Ein Schwachpunkt: Hier regnet es viel. Bei Bedarf flüchtet man in die wetterbegünstigte Region um Bad Radkersburg im steirischen Thermenland. kom

Luxusprobleme in den Lienzer Dolomiten

Auch ein Luxusproblem ist ein Problem: Auf der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten, Osttirol, lässt es sich auf zwei Wörter bringen: wo hinauf? Zum malerisch zwischen die Gipfel eingepassten Laserzsee auf 2260 m scheint der Tourenmöglichkeiten kein Ende. Nimmt man dort für einige Tage Quartier, so sitzt man wie die Bergspinne im Zentrum des (Wege-)Netzes. Schon der Zustieg von der Dolomitenhütte (bis dorthin per Auto) bietet drei Varianten, darunter ein leichtes Klettersteigerl zum Eingewöhnen (Piccola Ferrata). Aber dann! Über den Madonnen-Klettersteig auf die Große Gamswiesenspitze, Schwitzen auf dem rassigen Laserz-Klettersteig (Schwierigkeit D sollte schon beherrscht werden) oder, für sehr Konditionsstarke, das Abgrasen eines Gipfelkamms auf dem Panorama-Klettersteig. Freilich gibt es auch mannigfaltige Möglichkeiten für den Wandermodus ohne Stahlseil, etwa einen Normalweg auf die Laserzwand.

Wer dann doch einmal genug von den Gipfeln hat, dem sei dringend empfohlen, noch ein paar Tage im Parkhotel Tristachersee mit seiner exzellenten Fischzucht auszuspannen, wo schon das nächste Luxusproblem lauert: Saibling, Wels, oder Huchen? hd

Unterschätzter „Wächter“: Tour auf den Traunstein

1691 Meter. Fragt man da einen Tiroler, Kärntner oder Schweizer, gilt das fast nicht als richtiger Berg. Unterschätzt steht er da am Ostufer des Traunsees. Als ob einer irgendwann einen Felsbrocken in die Landschaft gesteckt hätte. Mit seinen steilen, schroffen Wänden, die direkt in den See abfallen. Markant, mythenumrankt, den Wächter des Salzkammergutes nennen sie ihn. Seine Schwierigkeit trotz geringer Höhe macht einen Teil des Mythos aus, an die vielen Toten – einer pro Jahr sei es im Schnitt, sagen Einheimische – erinnern die Gedenktafeln. 1270 Höhenmeter sind zu überwinden, steigt man vom Ostufer des Traunsees auf den Gipfel. Drei Wege gibt es dorthin. Den einfachsten über die Mair Alm, für Kinder, Ungeübte oder für den Abstieg empfohlen. Der steilste ist der Naturfreundesteig, der mittelschwierige ist der Hernlersteig. Letztere beide beginnen steil, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sind bald gefordert. Der Blick über den tiefblauen bis glitzernden Traunsee, mit steigender Höhe über das Gebirge, oft bis zum Dachstein und weit in das Voralpenland, belohnt schnell. Auch wenn man die Ruhe auf dem Gipfel nie allein hat. Das ist man dafür mitunter auf dem Rückweg. Dann geht es durch finstere Tunnel bis zum Kieselstrand mit dem türkisblauen, eisigen Seewasser. Wo der Sonnenuntergang den See orange, rosa, violett, schließlich tiefschwarz färbt. Der Ausklang einer Bergtour, wie man sie nicht oft findet. Trotz der bloß 1691 Meter. cim

Entspannt am See: Paddeln geht fast überall

Es ist ein kleiner Tick: Wo auch immer ich im Sommer ein Gewässer erblicke, achte ich auf kleine stehende Figuren, die sich langsam auf dem Wasser fortbewegen. Der Stand-up-Paddel-Virus hat mich vor zwei Jahren angesteckt. Es gibt wenig, was entspannender ist, als auf einem breiten Board (nein, man fliegt nicht leicht ins Wasser), im Stehen (das hat etwas mit der Herkunft der Sportart zu tun) über das Wasser zu gleiten. Der Alltag wird quasi am Ufer abgegeben, das Gleichgewicht wird trainiert und man bekommt eine neue Sicht auf die Dinge. So habe ich die kleinen Sommerhäuschen an der Alten Donau entdeckt, mich wieder daran erinnert, dass ein Gutteil des Gänsehäufel-Bades ein FKK-Bereich ist und die endlose Weite des Neusiedler Sees schätzen gelernt.

Vorkenntnisse braucht es übrigens keine. Einfach allein, zu zweit oder in der Gruppe an einer Verleihstelle Board und Paddel für eine Stunde ausborgen. Das geht mittlerweile an unzähligen Stellen in Österreich: in Wien im Strandbad Gänsehäufel, am Neusiedler See in Neusiedl oder in Podersdorf. Auch am Ottensteiner Stausee wäre ich fast aufs Board gesprungen, hätte der Freund nicht Veto eingelegt. Egal. Der kommt noch drauf. Und zu zweit mit einem Kanadier den Stausee zu entdecken, ist auch toll. win

Urlaubs- verhalten

Jeder zweite Österreich-Urlauber gilt heute schon als Aktivurlauber. Nur am Badestrand zu liegen ist nicht mehr in, immer mehr Menschen gehen wandern oder Rad fahren. Als reine Sporturlauber, für die Bewegung das Hauptmotiv ist, zählen aber nur fünf Prozent der Österreich-Urlauber.

Am beliebtesten ist bei Aktivurlaubern das Wandern, gefolgt von Radeln, Klettern, Mountainbiken oder Schwimmen, so die Daten des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Reise

Urlaub für Verliebte: Tipps und Erinnerungen

Frisch verliebt ist es ja eigentlich egal, wo man ist. Trotzdem, Schöneres als Urlaubstage mit dem/der Liebsten gibt es selten, egal, ob jung verheiratet im Schloss oder unter Julias Balkon in Verona.
St. Wolfgang bietet sich auch als Ausgangspunkt für Nostalgiefahrten mit einer historischen Lokomotive auf den Schafberg an – so wie sich einst auch Kaiser Franz Josef auf den Berg bringen ließ.
Österreich

Urlaub für Traditionalisten

Auf den Spuren Peter Alexanders in St. Wolfgang. Sommerfrische wie sie einst der Kaiser genoss im Salzkammergut. Erinnerungen an frühe Urlaube am Weissensee und eine Reise ins Tirol des Andreas Hofer.
ROCK IN VIENNA: BESUCHER
Österreich

Feiern am Meer, am See und in der Stadt

Im Urlaub lassen sich wiederholt Dinge tun, für die sonst die Alltagsnebenwirkungen zu groß wären: ein Partyausflug nach Rimini, wieder jung auf dem Festival oder einfach nur schick in Kärnten sein.
ARCHIVBILD LAMA-TREKKING
Österreich

Von Hunden bis Lamas: Urlaub mit Tieren

Manchmal wäre ohne sie die Familie einfach nicht komplett: Vom Reisen in tierischer Begleitung – mit Hund, Katze oder sogar mit Pferd. Und Urlaub, ganz auf Tiere ausgerichtet.
Urlaub auf einer Almhütte
Österreich

Günstig und unbeschwert: Urlaub für Studenten

Was braucht man, um unvergessliche Ferien zu verbringen? Ein Interrail- oder Sommerticket, gute Freunde, besondere Tipps und mitunter gute Nerven reichen. Von der Leichtigkeit des sparsamen Reisens.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.