Kindergeld: Heinisch-Hosek will Vätern Druck machen

(c) APA
  • Drucken

Damit mehr Väter in Karenz gehen, will die SPÖ-Frauenministerin Einbußen vergrößern. Der Anteil des Kindergeldes, der an der Beteiligung des Vaters hängt, soll verdoppelt werden.

Wie können Väter dazu motiviert werden, sich stärker an der Kindererziehung zu beteiligen? An dieser Frage spießt sich derzeit die Reform des Kinderbetreuungsgeldes. Dieses soll komplett umgestaltet werden, darin sind sich die Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP einig. Doch das Thema Väterbeteiligung sorgt für Uneinigkeit.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) fordert Folgendes: Wenn ein Vater nicht in Karenz geht, sollte künftig ein Drittel des Kindergeld verfallen (33 Prozent), fast doppelt so viel wie bisher (17 Prozent). Familienminister Sophie Karmasin (ÖVP) dagegen geht dies zu weit. Dann würde auch alleinerziehende Frauen ein Drittel gekürzt werden. Das sagte die Ministerin im Ö1-Morgenjournal. 

Partnerschaftsbonus kommt fix

Wieviel künftig für die Väterkarenz reserviert sein soll, darauf will sich Ministerin Karmasin noch nicht festlegen. Vielmehr betont sie, dass es noch weitere Anreize für mehr Väterbeteiligung geben wird. Außer Streit stehe der sogenannte Partnerschaftsbonus, der jenen Eltern zukommen soll, die annähernd gleich lang in Karenz gehen.

Nein zu Heinisch-Hoseks Vorschlag sagt auch die FPÖ. Deren Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller meinte in einer Aussendung, Familien bräuchten Autonomie und Unterstützung statt Auflagen und Strafen. Der SPÖ-Vorstoß sei "geradezu totalitär". Zudem verwies auch sie auf das Problem der Alleinerzieherinnen.

Alleinerzieherinnen nicht schlechter stellen

Dieses Argument halten die Grünen für "vorgeschoben". Denn es gäbe Lösungen, um die Benachteiligung von Alleinerzieherinnen auszugleichen, etwa eine gewisse Anzahl von Extra-Monaten als Ausgleich, erklärte Familiensprecherin Judith Schwentner, die die rote Position unterstützt: "Wenn ein Drittel der Zeit für Väter festgesetzt wird, nähern wir uns dem Ziel der Gleichstellung wieder ein bisschen an."

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) stellte indes klar, dass auch bei ihrem Vorschlag zu einer höheren Väterbeteiligung Alleinerzieherinnen nicht schlechter gestellt würden: "Wer alleine für ein Kind verantwortlich ist, darf auf keinen Fall durch die Finger schauen", so die Ministerin. Zusätzliche Leistungen für Alleinerziehende könnten beispielsweise über die nicht in Anspruch genommen Väteranteile finanziert werden.

Die meisten Karenzväter leben in Wien

Die Väterbeteiligung beim Kindergeld liegt derzeit bei rund 18 Prozent. Die bei Männern gefragteste Variante ist das einkommensabhängige Kindergeld mit einer Beteiligung von 28,6 Prozent. Am anderen Ende der Skala rangiert die Langvariante (30+6), wo der Prozentsatz nur bei 11,2 Prozent liegt.

Die emsigsten Karenzväter sind in Wien, wo gesamt eine Beteiligung von 27,7 Prozent ausgewiesen wird. Alle anderen Länder liegen teils deutlich unter 20 Prozent. Zweite sind die Steirer mit 17,1 Prozent vor den Niederösterreichern mit 16,9 Prozent. Den mit Abstand geringsten Karenzväter-Anteil weist Vorarlberg mit 8,3 Prozent auf. Auch das Burgenland mit 10,3 Prozent hat Nachholbedarf.

Am längsten beziehen Väter Kindergeld bei der Langvariante, nämlich im Schnitt 234 Tage. Danach sinkt die Bezugsdauer bis hin zum einkommensabhängigen Kindergeld, das Väter durchschnittlich 80 Tage lukrieren.

Reform

Das Kinderbetreuungsgeld soll komplett neu gestaltet werden. Nur die einkommensabhängige Variante soll bestehen bleiben. Es soll eine Summe pro Kind definiert werden, die flexibel ausgezahlt werden wird, so Karmasin. Dass es unterm Strich mehr Geld für jene gibt, die das Kinderbetreuungsgeld besonders lange beziehen, soll damit der Vergangenheit angehören.

Zum Ö1-Morgenjournal >>>

(Red./APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.