Arbeiten in Norwegen: Feierabend um halb vier

In 80 Tipps um die Welt. Ernstes und Skurriles über Norwegen.

In Norwegen, dem zweitreichsten Land der Welt zu arbeiten ist der Traum vieler ausländischer Bewerber. Besonders Schweden zieht es wegen der höheren Bezahlung zum Nachbarn. Gerade in grenznahen Gebieten, im Dienstleistungsbereich und dort in der Gastronomie sind sine zu finden. Schwedische Zeitungen veröffentlichen sogar Tipps und Tricks, wie man in Norwegen einen Job ergattert.

Rechtliche Fragen & Rahmenbedingungen

EU-Bürger können ohne Visum in Norwegen arbeiten. Meldepflicht besteht für alle, die länger als drei Monate im Land bleiben möchten. (Einwanderungsbehörde: www.udi.no/en/)

Die Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden. Norwegen hat zwar keinen allgemeinen Mindestlohn, in einigen Branchen, die traditionell von Lohndumping betroffen sind (Reinigungskräfte, Bauarbeiter etc.), wurde er aber eingeführt. Überstunden sind gesetzlich limitiert und werden mit mindestens 40 Prozent Zuschlag abgegolten. Alle Arbeitnehmer haben Anspruch auf mindestens 25 Urlaubstage pro Jahr. Personen über 60 erhalten eine volle Woche zusätzlich.

Die Arbeitslosigkeit liegt aktuell bei weniger als vier Prozent. Fischerei, Ölindustrie und Tourismus sind die wichtigsten Wachstumsbranchen. Die regionalen Unterschiede sind groß: Im Norden findet man eher Fischerei, an der (südlichen) Küste eher Industrie.

Nach einer Auswanderungswelle bis in die 1970er begann der wirtschaftliche Aufschwung. In Norwegen zu arbeiten und zu leben wurde für Bewerber zunehmend interessant. Besonders, da die Einwanderungsbedingungen und der Zugang zum Arbeitsmarkt weniger restriktiv geregelt sind als etwa in Österreich.

Mentalität & Arbeitsalltag

Die Power Distance, die beschreibt wie gleich oder ungleich Macht verteilt ist und wie mit Machtunterschieden umgegangen wird, ist traditionell niedrig. Die Norweger sind stolz auf Gleichberechtigung und flache Hierarchien. Vorgesetzte zu erreichen und direkt anzusprechen ist viel leichter als in Ländern mit hoher Machtdistanz (China, Saudi-Arabien, etc.).

Erwarten Sie im Alltag direktes Feedback, klare Anweisungen und Kommunikation ohne Umschweife. Norweger kommen deutlich schneller zur Sache als Österreicher. Auch Titel sind im Alltag bedeutungslos. Allgemein setzen Führungskräfte im Umgang mit Mitarbeitern mehr auf Kooperation und Vertrauen als in anderen Ländern.

Individualismus wird in der norwegischen Gesellschaft hoch gehalten. Work-Life-Balance spielt eine große Rolle. Im Ranking der Huffington Post landete Norwegen auf Platz zwei (hinter Dänemark). Das bedeutet in der Praxis: Überstundenfanatiker, die sich spätabends noch beweisen möchten, werden kaum Erfolg haben. In Norwegen gelten andere Werte als beispielsweise in den USA: Der Arbeitstag endet oft um vier Uhr oder sogar noch früher.

Privates und Berufliches werden strikt getrennt, die Familie genießt einen überaus hohen Stellenwert. Das macht sich im Berufsalltag immer wieder bemerkbar, etwa bei den Karenzmöglichkeiten für Frauen und Männer.

Sprache

Das Sprachniveau in Englisch ist ausgesprochen hoch. Verständigen können Sie sich also ohne Norwegisch meist problemlos. Deutsch war bis in die Zwischenkriegszeit als Schulfach weit verbreitet, auch heute wird es neben Französisch oder Spanisch als zweite Fremdsprache angeboten.

Trotzdem gilt auch in Norwegen: Lernen Sie die Landessprache. Das öffnet Ihnen Türen, die anderen verschlossen bleiben. Für den informellen Austausch und das Verständnis der Landeskultur ist es unersetzlich.

Was für Norwegen gilt, gilt in vielen Bereichen auch für Schweden und Dänemark. Holen Sie aber vor einer Bewerbung genauere und landesspezifische Informationen ein: Norweger werden ungern mit Schweden verwechselt oder in einen Topf geworfen.

Skurril und unerwartet

Wildunfälle mit Elchen sind in Norwegen keine Schlagzeile wert. Besonders in der Dämmerung geschehen sie häufig. Schlimm erwischte es aber einen Mann in der Gemeinde Rendalen (250 Kilometer nördlich von Oslo): Er traf plötzlich auf einen Elch, wollte auszuweichen und fuhr geradewegs einen Braunbären nieder, der am Wegesrand entlangging.

Der norwegische Fußballverband NFF machte 2012 einen neuartigen Vorschlag. Bei einem Vier-Tore-Rückstand sollte das unterlegene Team einen zwölften Spieler erhalten. Das Ergebnis wären ausgeglichenere Chancen. Der Vorschlag wurde bald wieder zurückgezogen.

Auch die norwegischen Ingenieure machen mit kreativen Vorschlägen von sich reden. Bei der Umfahrung einer Halbinsel an der Westküste sanken aufgrund hoher Wellen immer wieder Schiffe. Die Lösung soll nun der erste Schiffstunnel der Welt sein. 1,7 Kilometer lang und ganze fünfzig Meter hoch soll er werden, um auch großen Schiffen eine sichere Durchfahrt zu ermöglichen.

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